Domain
untergekommen und auch davon nur wenige. Was erstaunlich ist, bei den vielen Rohren und Schächten, die vom Bunker nach oben führen. Ich vermute, dass die giftigen Köder die Zahl niedriggehalten haben.« Er kniff die Augen zusammen. »Ich habe regelmäßig Gift ausgelegt.«
»Haben Sie je Gas gegen Ratten eingesetzt?« fragte Clare Reynolds. Sie hatte auf der Tischkante Platz genommen und drehte Strachan den Rücken zu.
Es war Farraday, der die Beantwortung der Frage übernahm.
»Gas darf hier gegen Ratten nicht eingesetzt werden, wegen der Gefahr für die Menschen. In Abwasserkanälen ist es anders, da ist der Einsatz von Gas üblich.«
Clare sehnte sich nach einer Zigarette, aber sie hatte ihre Ration verbraucht. »Ich frage nach dem Gas, weil ich bei den Vorräten im Bunker auf eine Packung Wasserstoffcyanid gestoßen bin, genauer gesagt auf ein Pulver, das nach Zuführung von Feuchtigkeit Wasserstoffcyanid entwickelt.«
»Was soll der ganze Unsinn?« sagte Ellison. »Wir werden den Bunker sehr bald verlassen, deshalb brauchen wir uns nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob wir die Ratten besser mit giftigen Ködern oder mit Gas bekämpfen. Wenn wir durch den Tunnel gehen, können wir uns mit Schusswaffen gegen die verdammten Biester schützen.«
Die Ärztin wirbelte herum. »Glauben Sie wirklich, Sie können sich mit einer Schusswaffe gegen eine Horde Ratten zur Wehr setzen? Es wird Zeit, dass Sie den Ernst der Situation erkennen, Sie Idiot…«
Ellison schob seinen Stuhl zurück. »Dass Sie hier der einzige Arzt sind, gibt Ihnen noch lange nicht das Recht…«
Culver stand auf. Er war müde. Er ließ seinen Blick über die Versammlung streifen. »Entscheiden Sie gemeinsam, was geschehen soll. Mir ist es egal, wie die Entscheidung ausfällt.
Ich habe Ihnen gesagt, wie es da oben aussieht, alles weitere liegt bei Ihnen. Ich werde mich jetzt ausruhen.«
Fairbank folgte ihm zur Tür, als wollte er ihm damit sein Vertrauen bekunden. Als Culver auf der Schwelle angekommen war, wandte er sich um. Sein Blick war auf Dealey gerichtet. »Als Sie vorhin von den vermissten Arbeitern sprachen, von den Leichen, die in den Tunnels und Abwasserkanälen aufgefunden wurden, ist mir etwas eingefallen.« Er massierte seinen steifen Nacken. »Ich weiß nicht, ob es in diesem Zusammenhang von Bedeutung ist.« Er zögerte. »Es hat mit den Toten zu tun, die wir auf der Rolltreppe und in der Schalterhalle vorgefunden haben.«
Kate erschauderte. Konnte es etwas geben, was noch grauenhafter war als das, was ihr Freund bei seinem Bericht vor der Versammlung bereits beschrieben hatte?
»Die meisten Leichen hatten keine Köpfe mehr«, sagte Culver, bevor er den Raum verließ.
16
Jemand hatte ihn bei der Schulter gepackt und schüttelte ihn.
Er hörte, wie sein Name gerufen wurde. Der Ton kam aus weiter Ferne, ein schrilles, quälendes Geräusch, ein scharfgeschliffener Dolch, der unbarmherzig den Schutzmantel des Schlafs aufschlitzte, den Culver um sich gelegt hatte.
»Steve, wach auf!«
Er versuchte die Hand fortzustoßen, die an ihm zerrte, aber ein Teil seines Bewusstseins war bereits alarmiert und hinderte ihn daran, in die weichgepolsterte Tiefe des Vergessens zurückzusinken. Er riss die Augen auf.
Kate war über ihm, ihr Gesicht war ein Gitterwerk aus breiten Linien, die aus aufsteigendem Nebel zu bestehen schienen. Er blinzelte. Die Linien schrumpften zusammen, wurden schärfer.
»Steve, du musst sofort aufstehen«, drängte sie, und die Angst, die in ihrer Stimme mitschwang, besiegte den letzten Rest seiner Müdigkeit.
Er stützte sich auf und stieß mit dem Kopf an das Pritschenbett über ihm. »Was ist los?«
Die Tür zum Gang stand offen. Laute Rufe waren zu vernehmen, Hilfeschreie und ein Rauschen, das in Culver die bedrückende Erinnerung an Tod und Verderben wachrief. Sein Blick fiel auf Fairbank, der auf einem Feldbett auf der anderen Seite des Schlafraums lag. Noch bevor Kate ihm Auskunft auf seine Frage gab, wusste Culver, was passiert war.
»In den Bunker ist Wasser eingedrungen! Eine
Überschwemmung!«
Er brachte die Beine auf die Erde. Ein Schwall kalten Wassers umspülte seine Füße.
»Wo, zum Teufel, kommt das Wasser her?« schrie er.
In fliegender Hast zog er sich die Stiefel an. Er sah, wie Fairbank von seiner Pritsche aufsprang.
»Der Brunnen!« keuchte Kate. »Der artesische Brunnen ist überflutet. Der ganze Bunker steht unter Wasser.«
Er war auf den Beinen und preschte durch die
Weitere Kostenlose Bücher