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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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aufhalten?«
    »Dann müsste er uns spätestens in diesem Augenblick ein Heer oder den besten Einfall seit dem Kniff mit Adams Rippe schenken.«
    Der Mohr band die Ruderpinne fest und verließ das Achterkastell, um den anderen Männern beim Entzünden des Pechs an den Bordwänden zu helfen. Paulus sah ihm nach. Sie waren nun mit Nox und Bruno allein auf dem Heck.
    »Vielleicht hat er das gerade getan«, sagte er.
    »Was hast du vor?«
    Paulus stellte sich auf die Zehenspitzen. Die Summus trieb noch genau hinter der Kogge. Noch. Sie mussten  jetzt  handeln. Die Lage beider Schiffe war gut, und die Kogge würde für seinen Plan gewiss lang genug sein.
    »Hör zu, Jenne, du musst Bruno die Treppe hinunterstürzen. Dann müssen sich seine Enkel um ihn kümmern und sind abgelenkt. Du darfst keine Hemmungen haben. Ich weiß, es ist ein alter Mann, und er wird sich wahrscheinlich ein paar Knochen brechen. Aber er ist auch ein eiskalter Mörder. Ich nehme mir Nox vor.«
    »Du? Wie willst du das anstellen?«
    »Genauso wie du.« Paulus griff in sein Gewand und zog Nox’ Panzerbrecher hervor. »Sie haben uns nicht durchsucht, und das war ein Fehler.«
    »Und wenn du ihn angegriffen hast, was willst du dann tun?«
    »Das lass meine Sorge sein. Vertrau mir einfach. Auf drei?«
    »Auf drei.« Jenne atmete tief durch. Sie tauschten Blicke und nickten sich zu.
    »Eins, zwei – drei.«
    Mit einem Schrei stürzte Paulus auf Nox zu. Wenige Schritte vor seinem Gegner stieß er sich von den Planken ab und landete mit einem Hechtsprung genau vor Nox und rammte ihm, so fest er konnte, den Panzerbrecher in den verletzten Fuß. Die Klinge drang durch Fleisch und Knochen hindurch in die Planke ein. Wieder war Nox ans Schiff genagelt, wieder stürzte er aufs Deck. Er brüllte wie ein Ochse vor der Schlachtung.
    Noch im Liegen sah Paulus, wie Jenne zu Bruno lief, ihn am Kragen packte und die Treppe aufs Deck hinunterschubste. Der alte Mann ruderte mit den Armen und suchte nach Halt – vergeblich. Mit einem grässlichen Geräusch schlug er auf.
    Paulus ließ den wütend brüllenden Nox am Boden zurück. Er rannte zur Ruderpinne, band sie los und drückte sie nach Leibeskräften in die entgegengesetzte Richtung, zurück in den Kurs der Summus. Das Feuer hatte inzwischen Löcher in das Segel gefressen, sodass es heftig zu flattern begann. Paulus musste nur noch gegen die Strömung, nicht mehr gegen den Wind ankämpfen.
    »Du Hure!« Ottos Stimme drang vom Mitteldeck hoch. »Das wirst du bereuen.«
    Als er die Treppe erklomm, griff Jenne zu einem der Kohlenbecken und warf es ihm entgegen. Die Glut regnete über Otto, fraß sich in seine Haare und sein Hemd. Schreiend ließ er sich zurück aufs Deck fallen, wo er auf den Beinen seines Großvaters landete.
    »Ihr Hanswürste, feuert endlich die Katapulte ab!« Schwer atmend bellte Nox die Mohren an, die teilnahmslos an Deck standen. Sie taten, wie ihnen geheißen.
    Wie Sternschnuppen flogen die brennenden Hohlkugeln durch die Luft. Doch die Kogge war noch zu weit von der Kaimauer entfernt. Die Geschosse trafen nicht eines der ankernden Schiffe, sondern landeten alle zischend im Rhein. Die nächste Salve ging ebenfalls daneben. Paulus war es gelungen, die Ruderpinne so weit zu drücken, dass sich die Kogge nach Steuerbord wendete und die Nase allmählich Richtung Deutz drehte.
    Nox brüllte wieder, so laut, dass Paulus zusammenzuckte. Er zog den Panzerbrecher aus seinem Fuß und warf ihn über Bord. Die Hände zu Fäusten geballt, stampfte er auf Paulus zu.
    »Alles wird gut, mein Schatz, es wird alles gut.« Barthel hielt Bärbels Hand und glaubte seinen eigenen Worten nicht.
    Nach einer kurzen Pause setzte die nächste heftige Wehe ein. Es war die erste Geburt seiner Frau, und wenn jemand neben ihr knien sollte, dann gewiss nicht ihr Mann und ein Büttel, sondern eine Hebamme. Barthel hatte nicht den blassesten Schimmer, was er tun oder lassen sollte. Er wollte Bärbel einen Mehlsack unter den Kopf schieben und hob sie hoch.
    »Bist du des Wahnsinns?«, schrie sie. Bärbel krümmte sich zusammen. »Lass mich los! Ich habe eine Wehe.«
    »Ist ja gut, ich wollte nur helfen.«
    Er rutschte ein Stück von Bärbel weg. Das missglückte Manöver mit der Mühle hatte wenigstens ein Gutes gehabt – sie hatten nicht von Bord gehen müssen. Nun mussten sie sich nur irgendwo ans Ufer treiben lassen.
    »Sie stellt sich quer.« Der Büttel stand am Mühlrad und sah zur Kogge auf, deren Feuerschein den

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