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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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Herunterspringen umgestoßen. Es rollte die Hafenmauer entlang und zersprang auf einer Treppe, die zum Steg einer Werft hinunterführte. Konstantin fand es verdächtig, wie sehr der Weinhändler bemüht war, die Hölzer des Fasses einzusammeln. Noch verdächtiger fand er, wie sehr der Händler errötete, als er sich die Dauben zeigen ließ. Konstantin brachte seinen Fingernagel zum Einsatz, den Betrüger zu einem Geständnis und sich selbst in den Ruf eines Spürhunds.
    Nun war aber die fehlerhafte Fracht für den Kellermeister im erzbischöflichen Palast bestimmt gewesen. Weil er den Erzbischof vor Täuschung und Betrug geschützt hatte, gewann Konstantin zwar nicht gleich die Gunst Konrads, wohl aber die Aufmerksamkeit der erzbischöflichen Beamten. Nur wenige Monate nach seinem Dienstantritt als Weinröder unterbreitete man ihm das Angebot, als Diener der Gewaltrichter zu arbeiten. Nichts weniger hatte Konstantin gewollt. Die Blutgerichtsbarkeit oblag dem Erzbischof, doch weil es diesem als Geistlichem verboten war, Strafen an Hals und Hand zu verhängen, war diese Aufgabe schon vor langer Zeit an den Burggrafen vergeben worden. In dessen Dienst stand Konstantin nun.
    Seinen neuen Dienstherrn mochte er nicht enttäuschen, schon gar nicht, wenn ein Schöffe wie Theoderich Gir ihn ermahnt hatte, und daher sputete er sich. Noch bevor der Zug die Tränken für die Treidelpferde auf der Trankgasse erreichte, hatte Konstantin die Sänfte eingeholt. Für den Tragstuhl interessierten sich die Schaulustigen kaum. Sie folgten Guido und Otto auf dem Fuß, hielten aber wegen des Löwen gebührenden Abstand. Als sie nach wenigen weiteren Schritten durch die Pfaffenpforte in der alten Römermauer traten, verstand Konstantin, weshalb die Menge sich nicht um die Sänfte, sondern nur um die Enkel des Bruno von Madras scharte.
    Otto warf mit beiden Händen immer wieder Münzen unters jubelnde Volk.
    Barthel kniff sich in seine Wange. Nein, das war kein Traum – und wenn doch, dann war er ungemein wirklichkeitsgetreu. Erst schien sich halb Köln auf der Hafenmauer zu tummeln, und dann folgte ein Schauspiel, wie Barthel es auf noch keinem Jahrmarkt gesehen hatte. Eine Sänfte mit Sklaven, die aussahen, als hätten sie in Pech gebadet, ein brüllender Löwe, ein putzig gewandeter Mann, der das Geld mit vollen Händen über die Bordwand warf – Barthel glaubte sich im Fieberwahn.
    Doch dann entdeckte er etwas, das sein wallendes Blut gleich wieder ins Stocken brachte. Inmitten der Menge sah er den Mann, der ihn und Paulus am Vorabend angesprochen hatte. Im Tageslicht sah Nox viel größer aus. Er überragte die meisten anderen Menschen um Haupteslänge und schien die Aufführung auf dem Schiff mit dem gleichen Interesse zu verfolgen wie die übrigen Menschen auf dem Kai. Doch unterschied sich sein Verhalten im Vergleich zu den meisten anderen in einem Punkt.
    Er bückte sich nicht nach den Münzen.
    Als sich die sonderbare Prozession unter Führung von Dompropst und Sänfte in Bewegung setzte, kauerte sich Barthel tiefer hinter das Karrenrad. Und als Nox an ihm vorüberging, krallten sich Barthels Finger in die Speichen. Er war diesem Kerl so nahe und wusste doch nicht, was er tun sollte. Und so entschied er sich, erst einmal nichts zu tun.
    Nachdem die letzten Teilnehmer des Zugs an ihm vorübergegangen waren, ließ er noch eine geraume Zeit vergehen, bis er sich hervorwagte. Barthel reckte den Hals und sah den Kai hinauf, um sicherzugehen, dass Nox verschwunden war. Dann las er eine der Münzen auf, die die Menge im Gewühl auf der Hafenmauer wohl übersehen hatte, und drehte sie im Sonnenlicht. Sie war nicht groß, aber aus Silber. Die Fremden mussten stinkreich sein.
    »Ich hab sie zuerst gesehen.«
    Barthel fuhr herum. Der Mann, der Anspruch auf seinen Fund erhob, war Matthias. Paulus und Jenne waren bei ihm.
    »Natürlich. Wenn es jemanden gibt, der Ärger macht in dieser großen Stadt, kann es nur das alte Gruitloch Matthias sein.«
    »Beleidigungen lassen mich kalt, wie die kleine Wildkatze hier dir sicher bestätigen wird. Und außerdem mache ich keinen Ärger. Ich gebe mich nur als rechtmäßigen Besitzer zu erkennen. Die Münze habe ich zuerst gesehen. Von uns dreien hatte schon immer ich die besten Augen.«
    Barthel sah zu Paulus hinüber. Der richtete den Blick gen Himmel. Dann griff er in seinen Geldgürtel und gab Matthias eine Münze. »Hier, nimm, und dann halt den Mund.«
    Matthias war sichtlich überrascht. »Woher

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