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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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Reichtum. Unser Großvater hat an seinem Hof gedient und dort von den Vorfahren des Königs gehört. Wie Ihr sicher wisst, ist Johannes ein Nachkomme der Heiligen Drei Könige, deren Gebeine in Eurer Stadt verehrt werden. Je mehr Geschichten unser Großvater über die edlen Weisen erfuhr, desto größer wurde sein Wunsch, an ihrem Grab zu beten. So gelobte er in jungen Jahren, eine Pilgerreise nach Köln anzutreten, und dieses Gelübde erfüllt er nun endlich im hohen Alter.«
    Der Dompropst, der schon etwas mutiger geworden war, tat einen Schritt auf das Schiff zu. »Ihr habt einen besonderen Zeitpunkt angetroffen, werte Herren. Denn den Dom, der die Grablege der drei Weisen ist, werden wir –«
    Otto schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab und hob wieder zu seinem feierlichen Tonfall an. »Wir wissen bereits von Eurem Vorhaben. Die Kunde vom Abbruch Eures altehrwürdigen Gotteshauses hat den unbedingten Willen unseres Großvaters, diese Pilgerreise anzutreten, noch weiter befeuert. Daher erfüllt es uns mit großer Freude, den Kölner Dom noch so erblicken zu dürfen, wie ihn Eure Vorväter errichtet haben. Und es wäre uns ein noch weit größeres Glück, wenn wir am Bau des neuen Doms teilhaben dürften.«
    Erst nach einer kurzen Pause wagte es Dompropst Konrad zu fragen: »Wie stellt Ihr Euch diese Teilhabe vor?«
    Otto griff mit beiden Händen in eine Falte seines Gewands und warf beherzt einen weiteren Schwung Münzen in die Menge. Eine Schrecksekunde gab es dieses Mal nicht. Die Menschen schnappten nach den silbernen Geldstücken.
    »Mit einer Spende«, sagte Otto.
    Konrad von Büren verbeugte sich. Zu tief, wie Konstantin fand. Es war nicht etwa so, dass er den Fremden misstraute. Die Mohren, der Löwe, das sonderbare Schiff – all das war ihm Beweis genug, dass die Besatzung ihre Reise irgendwo tief im Morgenland angetreten haben musste. Doch sah er darin noch lange keinen Grund, dass die Bürger Kölns einen Kratzfuß machen sollten. Ein wenig mehr Selbst- und Standesbewusstsein stünde dem Dompropst gut zu Gesicht.
    Otto gab den Trägern ein Zeichen, die sich daraufhin in Bewegung setzten. Konstantin erkannte nun den Zweck der ungewohnt breiten Planke. Guido und Otto gingen voraus, begleitet von dem Löwen, vor dem die Menge ehrfürchtig zurückwich. Dann trugen die Mohren die Sänfte über die Bretter hinab auf die Hafenmauer und setzten sie vor dem Dompropst ab. Konrad folgte der Einladung Ottos, einen Blick hinter die Vorhänge zu werfen. Sein Oberkörper verschwand ganz hinter den Tüchern und vollführte dort Bewegungen, die Konstantin unschwer erkennen ließen, dass der Dompropst vor weiteren Bücklingen nicht zurückschreckte. Rückwärts schreitend, zog Konrad schließlich seinen Kopf wieder aus der Sänfte. Mit hochrotem Kopf drehte er sich der Menge zu.
    »Der edle und großzügige Bruno von Madras«, sagte Konrad und schnappte nach Luft, »hat mir soeben mitgeteilt, dass er dem Domkapitel zum Zwecke des Neubaus unseres Domes die gesamte Ladung seines Schiffes als Geschenk überlässt. Diese Fracht ist von unschätzbarem Wert, weshalb wir uns glücklich schätzen dürfen, die Kosten der Dombaustelle auf lange Zeit hinaus bestritten zu wissen. Wie mir Bruno von Madras berichtete, ist der gesamte Frachtraum seines Schiffes bis hoch zur Ladeluke voll mit …«
    Konrad brach ab, als könne er selbst nicht glauben, was er zu sagen im Begriff war. Er hob die Arme in die Höhe, und aus seinen Fäusten rieselte etwas Schwarzes. Einmal noch holte er tief Luft, dann spie er das Wort aus wie einen Jubelruf.
    »Pfeffer!«
    Konstantin ertappte sich nun selbst dabei, wie er sich beinahe verbeugt hätte.
    Pfeffer!
    Das Wort rannte von Mund zu Mund und bannte die Menschen in Ehrfurcht. Es war beileibe nicht das ungewöhnlichste Gewürz und auch nicht so teuer wie etwa Safran, der als wertvoller galt denn Gold. Auch auf Konstantins Teller hatte schon ein Hase im Pfeffer gelegen. Und wenigstens einer der Gewürzhändler in der Klobengasse zwischen Heumarkt und Hafen hatte immer einen Sack davon auf Lager. Doch wenn dieses gewaltige Schiff bis zum Deck mit Pfeffer beladen war, kam das einem Vermögen gleich. Es mussten mehrere Tonnen an Bord sein – und schon mit einem Pfund Pfeffer ließ sich ein gutes Reitpferd erstehen. Eine Schiffsladung entsprach dem Wert eines ganzen Reiterheeres. Oder eben eines guten Stücks Dom.
    »Alle Achtung, das ist großzügig. Das wird die Pfaffen vom Domkapitel

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