Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
 Dominic Flandry - Spion im All

Dominic Flandry - Spion im All

Titel: Dominic Flandry - Spion im All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
half ihm über die Peinlichkeit des Augenblicks hinweg.
    »Ich möchte wissen, was Ihnen wichtig ist. Sie sind die Zukunft. Was hat Ihnen die Erde gegeben, daß Sie als Gegenleistung Ihr Leben aufs Spiel setzen?«
    »Nun – ich denke, ah, Protektion, eine Ausbildung und so.«
    »Karge Geschenke«, sagte sie. »Sie waren arm?«
    »Eigentlich nicht. Ich bin der uneheliche Sohn eines kleinen Adligen. Er schickte mich auf gute Schulen und zuletzt auf die Marineakademie.«
    »Aber Sie waren kaum jemals zu Hause?«
    »Nein. Das war gar nicht möglich. Ich meine, meine Mutter war damals an der Oper. Sie mußte an ihre Karriere denken. Mein Vater ist ein Privatgelehrter, und seine Studien gehen ihm über alles. Was sonst noch ist, scheint für ihn mehr nebensächlich zu sein. Das ist eben seine Art. Meine Eltern haben ihre Pflicht mir gegenüber erfüllt. Ich kann mich nicht beklagen.«
    »Jedenfalls tun Sie es nicht.« Sie berührte seine Hand. »Mein Vorname ist Persis.«
    Flandry schluckte.
    »Was für ein hartes Leben Sie hatten«, meinte sie sinnend. »Und doch kämpfen Sie für das Imperium.«
    »Wirklich, mein Leben war nicht schlimm ... Persis.«
    »Gut! Sie machen Fortschritte.« Diesmal ließ sie ihre Hand auf der seinen liegen. »Warum sind Sie bei mir so schüchtern?«
    Er zog sich in seinen Sessel zurück. »Ich-ich, sehen Sie, ich hatte nie Gelegenheit, zu lernen, ah, wie man sich benimmt, ich meine, in so einer Situation ...«
    Sie war so nahe, daß er ihre Körperwärme zu spüren glaubte.
    Sie hatte ihre Augen halb geschlossen. »Nun haben Sie die Gelegenheit«, flüsterte sie.
    Später, in ihrer Kajüte, stützte sie sich auf einen Ellbogen und betrachtete ihn lange. Ihr Haar floß über seine Schulter. »Und ich dachte, ich wäre deine erste gewesen«, sagte sie.

 
9.
     
     
    Ardaig, die ursprüngliche Hauptstadt, war um die Bucht herumgewachsen, wo der Fluß Oiss sich in den Wildwidh-Ozean ergoß, und ihr Hinterland war bis zu den Ausläufern der östlichen Berge ein einziges Siedlungsgebiet geworden. Trotzdem hatte die Stadt ihre alte Atmosphäre behalten. Ihre Bürger waren traditionsbewußter, kultivierter und dem Müßiggang zugeneigter als anderswo. Ardaig war das kulturelle und künstlerische Zentrum Merseias. Obgleich der Große Rat immer noch einmal im Jahr hier zusammentrat und die Burg Afon immer noch die Hauptresidenz des Roidhuns war, hatte sich das Schwergewicht der Regierungstätigkeit nach dem antipodischen Tridaig verlagert. Diese neue Hauptstadt war jung, technologisch orientiert, von brüllendem Verkehrslärm erfüllt, von Leben überschäumend, durchzuckt von fiebrigen Ausbrüchen der Gewalttat, Metropole der Industrie, des Handels und des Verbrechens. Darum hatte es Überraschung ausgelöst, als Brechdan Ironrede bestimmt hatte, daß das neue Marineministerium bei Ardaig errichtet werden sollte.
    Auf Opposition stieß er nicht. Er war nicht nur Vorsitzender des Großen Rates; bis zu seiner Berufung in die Verwaltung war er Angehöriger der Marine gewesen und hatte es dort zum Flottenadmiral gebracht. So war es ganz natürlich, daß seine besondere Liebe und Förderung der Marine galt. Charakteristischerweise hatte er es verschmäht, Gründe für seine Entscheidung zu nennen. Es war sein Wille, und so hatte es zu geschehen.
    Tatsächlich hätte er nicht einmal sich selbst logisch unanfechtbare Gründe angeben können. Wirtschaftliche Gesichtspunkte, Entballung, Regionalausgleich, alle diese Argumente ließen sich mit Gegenargumenten beantworten. Er schätzte es, daß er von Ardaig aus nur einen kurzen Luftsprung zu machen hatte, wenn er sich in die heitere Stille seines privaten Landsitzes Danghodan zurückziehen wollte, aber er hoffte und glaubte, daß diese Überlegung ihn nicht beeinflußt hatte. Auf irgendeine obskure Weise war ihm klar, daß das Instrument, das wie kein anderes Merseias Schicksal war, von Merseias ewiger Stadt aus geführt werden mußte.
    Und so erhob sich der Turm, daß sein Schatten im Abendlicht einen breiten Balken über die ganze Stadt legte. Flugmaschinen umschwärmten die hochgelegenen Landeplätze wie Seevögel. Nach Einbruch der Dunkelheit verwandelte der Lichtschein aus ungezählten Fenstern das gigantische Bauwerk in ein flimmerndes, scheinbar körperloses und unwirkliches Etwas, und das Leuchtfeuer auf der Spitze verscheuchte die Sterne. Trotzdem zerstörte das Haus der Admiralität, wie es genannt wurde, nicht das alte Stadtbild Ardaigs. Dafür

Weitere Kostenlose Bücher