Dominic Flandry - Spion im All
hatte Brechdan gesorgt. Es lag fünf Kilometer vom Stadtkern entfernt und bildete so einen Gegenpol, eine moderne Antwort auf die alte Stadtsilhouette mit ihren Türmen und Kuppeln. Die oberste Etage, über der nur noch eine Ebene mit technischen Anlagen und Verkehrseinrichtungen lag, war sein eigener Bereich.
An diesem Abend war er allein. Außer ihm hatten nur drei seiner Vertrauten Zutritt zum Allerheiligsten. Wollten sie zu ihm, mußten sie an einem Wachtposten vorbei durch einen leeren Vorraum, wo sie Gesicht und Hände vor eine photoelektrisch gesteuerte Abtastvorrichtung zu halten hatten. Erst nach ihrer positiven Identifizierung öffnete sich die innere Panzertür. Begehrten mehrere Zutritt, mußte sich jeder einzelne identifizieren lassen. Der Vorschrift wurde durch eine Alarmanlage und automatische Strahlfeuerwaffen Nachdruck verliehen.
Die Möblierung seines Büros war zweckmäßig und nicht extravagant: Schreibtisch, Stahlkammer, Rechenanlage, Diktatschreiber, Fernsprecheinrichtungen. Er drückte auf einen der Knöpfe, und sein Ruf ging als unkenntlich gemachtes Geräusch in den Äther hinaus. Fünfzehntausend Kilometer entfernt – ein Drittel des Planetenumfangs – erreichte er das Ohr dessen, für den er bestimmt war.
»Du hast mich geweckt«, knurrte Schwylt. »Konntest du nicht eine anständige Tageszeit wählen?«
Brechdan lachte. »Die wäre für mich unanständig gewesen. Diese Sache mit Therayn hat nicht Zeit bis zur nächsten Konferenz. Ich habe die Situation überprüft und halte es für zweckmäßig, so schnell wie möglich eine Flotte hinzuschicken, zusammen mit einem geeigneten Nachfolger für Gadrol.«
»Leicht gesagt. Gadrol wird damit nicht einverstanden sein, und das mit Recht, und er hat mächtige Freunde. Außerdem sind da noch die Terraner, und wenn sie von diesem Unternehmen hören, werden sie reagieren, obwohl es weit von ihren Grenzen entfernt stattfindet. Wir brauchen eine Prognose ihres Verhaltens, und wie sich das auf die Verhältnisse auf Starkad auswirken wird. Ich habe Lifrith und Priadwyr bereits verständigt. Je früher wir vier uns über das Problem aussprechen können, desto besser.«
»Das läßt sich im Moment schlecht einrichten. Die Delegation der Terraner ist heute eingetroffen. Nachher findet ein Begrüßungsempfang statt.«
»Was?« Schwylt zeigte Erstaunen und Unwillen. »Einen von ihren stumpfsinnigen Riten? Ist das dein Ernst?«
»Leider. Und die nächsten Tage muß ich ihnen zur Verfügung stehen. Für ihre Begriffe wäre es ein schlimmer Verstoß gegen die Höflichkeit, wenn der Premierminister von Merseia den Vertreter seiner Majestät links liegen lassen würde.«
»Was kann bei den Gesprächen schon herauskommen? Das ist doch nur ein Manöver, um uns Sand in die Augen zu streuen! Ich sehe die ganze Sache als Farce an.«
»Gewiß. Aber wir müssen so tun, als ob wir darauf eingingen. Wenn wir nicht vorsichtig taktieren, könnte uns die Entwicklung aus der Kontrolle geraten, und wir müßten unsere Aktionspläne vorzeitig verwirklichen. Außerdem möchte ich wissen, wie ernst es ihnen mit einer Regelung der Starkad-Affäre ist. Wenn sie es ehrlich meinen, werde ich ihre Hoffnungen ermutigen. Auf diese Weise können wir den Schock dämpfen, den wir mit unserer Besetzung Therayns auslösen werden. Alles das aber heißt, daß ich die Gespräche, Einladungen und Zusammenkünfte mehr in die Länge ziehen muß, als ich es ursprünglich beabsichtigte. Es ist wichtig, daß ich mit den Köpfen der Delegation persönliche Bekanntschaft schließe.«
Schwylt zog eine Grimasse. »Du hast einen sehr merkwürdigen Geschmack bei der Auswahl deiner Freunde.«
»Denkst du an dich?« spottete Brechdan. »Paß auf. Der Plan für Starkad ist alles andere als eine Straße, die wir bloß zu gehen brauchen. Die Situation muß beobachtet und entsprechend den neuen Entwicklungen modifiziert werden, jeden Tag aufs Neue. Etwas Unvorhergesehenes, ein brillanter Schachzug der Terraner, ein Nachlassen ihrer Moral, ein Meinungsumschwung unter den Eingeborenen – alles ist in dieser prekär ausbalancierten Situation wichtig und kann eine völlige Neuplanung unserer Strategie erforderlich machen. Je genauer die Daten sind, die wir besitzen, desto besser können wir beurteilen, was zu tun ist. Wir müssen nicht nur auf ihre militärischen Aktionen achten, sondern wir müssen auch ihre Gefühle kennen und zu beeinflussen lernen, was um so schwieriger ist, als sie eine fremde Rasse
Weitere Kostenlose Bücher