Don Blech und der Goldene Junker
sollte ihr Stall werden. Sie war froh, nach den Anstrengungen der vergangenen Tage endlich einmal Ruhe zu finden. Ihre Gelenke waren ein wenig verklemmt, ein wenig salzverkrustet, teils auch angerostet und quietschten jedenfalls greulich.
Der Adnik wünschte den König gnädig zu stimmen: »Euer Majestät Pferd werden müde sein! Wir wollen ihm gleich seinen schweren Panzer abnehmen!«
Aber da tobte Junker Hohlkopf: »Wer es wagt, mein Schlachtroß anzurühren, dem schlage ich eigenhändig den Kopf ab!« Es wäre ja auch sehr peinlich gewesen, wenn man Scheppertonne die Rüstung abgenommen hätte — was wäre denn dann von ihr noch übriggeblieben!
Kein Wunder, daß Junker Hohlkopf vor Angst zitterte — und sie durch Wut zu verbergen trachtete. Ahnungslos hatte der Adnik seine schwächste Stelle berührt.
Die Didniks bibberten. Das Königtum gefiel ihnen immer weniger. Aber auch Junker Hohlkopf selber wollte seine Untertanen nun gern los sein. Er stapfte in die gute Stube hinauf, nur der Adnik durfte ihn begleiten, um ihm den Weg zu zeigen und ihn die Treppe hinaufzuführen.
Verschwörung
Da der Adnik ein Gelehrter der Menschenkunde war, besaß er auch viele Bücher. Er hatte sie alle selbst geschrieben, kaufen konnte er ja keine. Und alles, was er niederschrieb, hatten ihm die Vögel erzählt. Dann hatte er es aufgezeichnet und wieder vergessen.
Also diese Bücher standen auf Holzregalen an der Wand, sie lagen in großen Stapeln auf dem Fußboden, sie lagen kreuz und quer auf dem wackligen Tisch, und sie lagen sogar auf dem Bett.
Als der neue König die gute Stube betrat, kippte er als erstes die kostbaren Bücher vom Tisch und vom Bett. Einige andere warf er sogar aus dem Fenster. Da stürzten sie wie abgeschossene Vögel in den Burggraben.
»Weg mit dem Plunder!« rief Junker Hohlkopf.
Der Adnik war so verstört, er brachte kein Wort heraus. Ganz unbeabsichtigt — eben vor Schreck — holte er Luft und atmete nicht wieder aus, ganz langsam schwebte er zur Decke — oh, da hätte man den Blechkönig sehen müssen. Zornentbrannt fuchtelte er mit den Armen. »Habe ich nicht streng verboten zu fliegen?« brüllte er.
»Gnade, Gnade!« jammerte der Adnik. Dabei sank er zu Boden. »Gnade, ich habe es nur vergessen.«
»Noch ein einziges Mal!« brummte Junker Hohlkopf. Von seinem eigenen Regieren fühlte er eine zunehmende Verwirrung im leeren Helm. »Nur noch ein einziges Mal!«
Da war der Adnik froh, daß er nicht eingesperrt und geköpft wurde. Er warf sich vor seinem König nieder und stammelte: »Danke! Danke!«
Junker Hohlkopf ließ sich rasselnd aufs Bett fallen und brüllte seinen Untertan an: »Hinaus! Ich will mich ausruhen und nachdenken!«
»Aber Majestät!« rief der Adnik. Seine Augen traten weit aus den Höhlen. »Majestät, wollt Ihr nicht die schwere Rüstung ablegen? — Gern helfe ich Euch!«
»Auch das noch!« schrie Junker Hohlkopf. »Hinaus mit dir!«
Nun zögerte der Adnik nicht mehr. Er sauste aus der königlichen Stube, die Treppe hinunter, aus dem Burghof und den Burgberg hinab. Er war so geistesgegenwärtig, nicht zu fliepfen. — Statt dessen rollte er wie ein Ball, und dabei hüpfte er natürlich doch von Huckel zu Huckel, von Stein zu Stein. Er konnte das gut, denn er war ja fast rund.
Endlich langte er in der Gaststube des Didnikkruges an. Dort hatten sich die anderen versammelt.
»Mein schönes Heim — meine schönen Bücher!« jammerte der Adnik. Er sah in viele besorgte, vorwurfsvolle Gesichter. Es war eine Stimmung in der Gaststube wie vor einer Revolution.
Und die Cednik machte sich zur Sprecherin aller: »Adnik! Du hast uns belogen!« rief sie. »Diese Menschen sind ja ganz anders, als du es uns gelehrt hast! Sie sind grausam und ungerecht!«
»Aber — das sagte ich doch immer!« verteidigte er sich.
»Schon möglich«, mischte sich der Hadnik ein, »du hast es vielleicht gemeint, aber nicht richtig erklärt. Und jetzt erleben wir es — und da gefällt es uns nicht.«
»Wir wollen keinen König!« rief der Bednik.
»Ruhe! Ruhe! Vorsicht!« wurde er beschworen. »Sonst kommen wir ins Gefängnis!«
»Ach was!« rief er. »Zuerst soll mal der alte Adnik ins Gefängnis. Ihm verdanken wir doch diesen grausamen Herrscher. Nein, wir wollen keine Menschen sein — und wir wollen keinen König haben!«
»Was ist das überhaupt für einer?« fragte der Hadnik. »Er verliert ja alles, was er gegessen und getrunken hat!«
»Er hat wohl keine gute Verdauung!«
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