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Don Blech und der Goldene Junker

Don Blech und der Goldene Junker

Titel: Don Blech und der Goldene Junker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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bis der Tag anbrach, wie Schubkarren, Gießkannen, Heugabeln und andere Dinge.
    Aber schon mit dem ersten Sonnenstrahl stieg Junker Hohlkopf rasselnd aus dem Bett. Er stapfte die Wendeltreppe empor, auf den Turm seiner Burg. Auch der Turm war nur noch eine Ruine, der Treppe fehlten viele Stufen, aber den Junker störte das nicht. Er kannte keine Furcht. Er stellte sich zuvorderst an die Zinnen, und die ganze Insel lag ausgebreitet unter ihm. Die Sonne stand noch tief, und die Blechrüstung spiegelte die Strahlen prächtig — der Junker glänzte wie aus reinem Gold.
    Er formte die Blechhände zu einem Trichter, hielt sie vor den Mund und rief: »He, Volk! — Herauf! Bedienung!«

    Erschrocken fuhren die Didniks aus den Betten — sie waren von seinem Anblick so geblendet, daß ihre Revolutionsgelüste ganz, ganz klein wurden.
    Ach, wie der Hadnik zitterte. Er hatte sich das Begräbnis schon so schön vorgestellt — und nun war der König genauso lebendig wie gestern!
    Die Didniks eilten also den Burgberg hinauf. Und da der König sie beobachtete, hüteten sie sich zu fliepfen. Höchstens ganz winzige Hupser machten sie manchmal — aus Versehen!
    Zunächst ernannte seine Majestät den Adnik, den Hadnik und den Bednik zu Kronräten. Sie waren sehr verblüfft über diese Ehre, die sie mit ihrem Gewissen schlecht vereinen konnten, denn sie wollten den König ja stürzen.
    Dann teilte er die anderen im Burghof in Arbeitsgruppen ein. Ein Arbeitstrupp mußte ihm seine Rüstung blank polieren, ein anderer die von Scheppertonne. Wieder ein anderer den Speer schärfen, andere den Hafer ausschütten und frisches Wasser aus dem Brunnen schöpfen.
    Und die Übriggebliebenen schließlich mußten sämtliche Bücher, die der König gestern noch nicht aus dem Fenster gefeuert hatte, aus dem Zimmer räumen. Er duldete nichts anderes darin als einen einfachen Holztisch, einen Stuhl und das Bett. Sogar der Spiegelscherben mußte hinaus. Und die Waschschüssel und das Zahnputzglas. Wie er sich wohl reinigte, unter seiner Rüstung?
    Übrigens ließ er kein Auge von dem Arbeitstrupp, der Scheppertonne blank polierte. Keiner sollte seinem kostbaren Roß weh tun — sagte er. In Wahrheit wollte er nur verhindern, daß ihr jemand unter den Panzer schaute.
    Als auf der Burg alles erledigt war, begab er sich in die Didnikschule, über der die Worte »Schule zu Pflicht und Menschenwürde« standen. Und hier entfuhr dem König das erste Lob. Er brummte: »Ausgezeichnet!«

Soldaten

    In der Schule war es nicht mehr wie früher. Seit sich der König als so unangenehm entpuppt hatte, waren alle Ideale ins Wanken geraten. Der Lehrer Zetdnik wußte nicht mehr, was er den Didnikkindern beibringen sollte. Sie wollten keine richtigen Menschen mehr sein! Und er selber wollte es auch nicht.
    Es herrschte also ein unbeschreibliches Durcheinander. Lehrer Zetdnik hockte an seinem Pult. Er schnaufte, er blickte unglücklich in die Runde. Die Didnikkinder tobten wie die Wilden. Mit ungewaschenen Händen und ungekämmten Haaren waren sie gekommen! Sie weigerten sich zu gehorchen! Sie schrien, brüllten und johlten durcheinander. Sie trampelten die weiße Kreide platt und schmierten sich damit die Nasenspitzen ein.
    Der Lehrer Zetdnik vergrub den Kopf in den Händen. Er stöhnte: »Ich habe alles falsch gemacht — ich habe bisher alles ganz falsch gemacht — dabei meinte ich es doch so gut!«
    Im fürchterlichsten Getöse öffnete sich die Tür. Der König trat ein, begleitet vom besorgt trippelnden Kronrat und den noch besorgteren Eltern.
    Klatsch!, hatte der König den nassen Schwamm dort, wo andere Leute ihr Gesicht haben. Das Wasser tropfte vom Visier. Alle erstarrten. Man hätte den Flügelschlag eines Schmetterlings hören können.
    »Wer war das?« donnerte der König. Das Kinnreff klapperte. Es sah aus, als ob er den unglücklichen Sünder verschlingen wollte.
    Niemand wagte zu antworten.
    »Nun, dann werdet ihr alle bestraft!« drohte Junker Hohlkopf. »Wegen Majestätsbeleidigung!«
    »Ich habe Sie bestimmt nicht treffen wollen!« sagte das Dednik. Es klang wie gehaucht.
    »Also du warst es?« rief der König.
    Das Dednik senkte den Kopf, und seine Eltern, der Be-dnik und die Cednik, warfen sich vor seiner Majestät auf die Knie und flehten für ihr Kind um Gnade.
    »Papperlapapp«, brummte er. »Ihr werdet es schon erleben! Ich habe große Dinge vor! Der Unterricht fällt aus!«
    Da wollten die Didnikkinder jubelnd nach Hause laufen. Jedoch der

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