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Don Camillo gibt nicht auf

Don Camillo gibt nicht auf

Titel: Don Camillo gibt nicht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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rief Peppone. «Unsere Dörfer sind zwar nicht schön, aber sie sind gesittet.»
    «Ich weiß», murmelte die halbe Portion aus der Stadt mit geringer Überzeugung.
    «Kennen Sie sich hier aus?» fragte Peppone.
    «Nein, ich komme zum erstenmal in diese Gegend, aber ich weiß, wie die Leute in der Bassa sind.... Falcorosso, Mitra, Pistolero, stammen die nicht von hier?»
    Peppone kam es vor, als höre er einen leisen sarkastischen Unterton in der Stimme der halben Portion, vor allem bei der Erwähnung der drei berühmtesten Figuren der äußersten Linken in der Bassa, und er empörte sich.
    «Mein lieber Herr, Falcorosso, Mitra und Pistolero sind keine Leute aus der Bassa. Das sind drei verdammte Wirrköpfe, die zwar hier geboren sind, aber genausogut woanders hätten auf die Welt kommen können. Sie dürfen uns in der Bassa nicht nach drei Halbstarken beurteilen, die ihren Beruf als Schweinediebe auf die Politik übertragen haben und jetzt zu Recht im Gefängnis sitzen. Sie müssen sich die anderen ansehen! Glauben Sie vielleicht, daß hier in der Bassa die Gewalttätigen, die Lumpen und die Gottlosen das Wort führen?»
    «Nein, nein!» protestierte die halbe Portion lebhaft. «Das wollte ich nicht behaupten. Ich hab’ die drei nur erwähnt, weil die Zeitungen soviel über sie geschrieben haben ...»
    «Die Zeitungen! Sie dürfen nicht in die Zeitungen schauen, wenn sie die Bassa verstehen wollen. Sie müssen uns anschauen!»
    Der Wagen fuhr an der Madonnenstatue von Crociletto vorbei, und Peppone zog den Hut, um der Madonna die Ehre zu erweisen. Die halbe Portion, die keinen Hut aufhatte, neigte den Kopf.
    «Ich sehe mit Freude, daß auch Sie ein guter Christ sind!» bemerkte Peppone befriedigt. «Und gute Christen verstehen einander immer, auch wenn sie unterschiedliche Anschauungen haben.»
    Die halbe Portion warf ihm einen so perplexen Blick zu, daß Peppone den Jackenkragen hochschlug, um unauffällig das Parteiabzeichen aus dem rechten Knopfloch zu fingern. «Wenn dieses Muttersöhnchen auch nur ahnt, daß ich Kommunist bin, haut es ihn um», dachte er.
    «Gute Christen sind auch gute Familienväter und damit auch gute Patrioten - hab’ ich nicht recht?» rief er mit Pathos.
    «Natürlich», erwiderte die halbe Portion. «Gott, Vaterland und Familie! Das ist die Basis.»
    «Bravo! Das ist die richtige Einstellung! Glauben, gehorchen und kämpfen!»
    Peppone merkte, daß er etwas gesagt hatte, was er so eigentlich gar nicht hatte sagen wollen. Doch wie auch immer: Als er nach dem Reisegefährten schielte, entdeckte er auf den Lippen der halben Portion ein beifälliges Lächeln. Versteht sich - genau das hatte Peppone erwartet. Aber er wollte es noch einmal bestätigt bekommen.
    «Ich sehe, daß man mit Ihnen offen reden kann. Also gradheraus: Zwei Menschen können denken, was sie wollen, aber wenn es sich um Ehrenmänner handelt, müssen sie anerkennen, was recht ist. Tatsachen sind Tatsachen, und Märchen sind Märchen. Man kann einen Menschen nicht bloß verurteilen und behaupten, alles, was er gemacht hat, ist falsch. Er hat manches verkehrt gemacht, aber seien wir doch ehrlich, er hat auch Gutes getan. Und wenn das einer leugnet, dann ist er ein gemeiner Kerl! Hab’ ich recht oder nicht?»
    «Sehr recht!» rief die halbe Portion. «Ich bin völlig Ihrer Ansicht! Er war ein außergewöhnlicher Mensch. Außergewöhnlich in seinen Vorzügen und in seinen Fehlern, aber außergewöhnlich. Solche Männer gibt es nicht mehr auf der Welt.»
    Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen, und als sie durch die Ortschaft Fraschetto kamen, mußte das Jüngelchen langsamer fahren, weil sich vor dem Volkshaus eine Menschenmenge um zwei junge Männer gebildet hatte, die Plakate zum bevorstehenden Landarbeiterstreik anschlugen.
    Das Jüngelchen wandte sich mit einem besorgten Blick zu Peppone, doch der beruhigte es:
    «Lassen Sie sich nicht beeindrucken», sagte er grinsend. «Angeklebtes Papier, in das man nicht einmal mehr die Kartoffeln einwickeln kann! Das hat überhaupt keine Bedeutung. Wissen Sie, was vor ein paar Tagen beim Generalstreik hier los war?»
    «Nein», sagte der junge Mann.
    «Plakate, Spruchbänder, Reden, Befehle und Gegenbefehle, nur um den Generalstreik vorzubereiten - und dann haben alle gearbeitet. Alle, verstehen Sie: Rote, Schwarze, Grüne, Weiße und Gelbe. So ist die Bassa: Hier zählt nur die Sache, nicht das Geschwätz!»
    «Sehr gut!» stimmte der junge Mann befriedigt zu. «Wenn man sich um

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