Don Camillo gibt nicht auf
Slogan noch einmal ein bißchen geändert werden könnte: «Zu Neujahr jedem Armen einen Fasan in den Einkaufskorb.» Denn das Wesentliche war doch, daß jeder Arme einen Fasan im Hause hatte.
Der Hund Ful, nach seiner Meinung befragt, gab zu verstehen, daß auch er es für das Wichtigste halte, die zweiundzwanzig Fasane zu finden, die an die Stelle der nicht gefundenen zweiundzwanzig Hühner treten sollten. Daraufhin erschien es Ful nur natürlich, daß sich sein Herr in eine Hose und eine Jacke aus braunem Flanell zwängte und sich eine Radfahrermütze auf den Kopf setzte. Es war nicht das erstemal, daß sich Don Camillo in der Lage befand, an Orten jagen zu müssen, wo ihm die lange Soutane hinderlich gewesen wäre.
Nicht natürlich erschien es Ful dagegen, daß Don Camillo ohne seine Doppelflinte fortging.
Ful dachte an ein Versehen. Er rief seinen Herrn, der bereits in der Tür zum Garten stand, zurück: «He, du hast ja die Flinte vergessen!»
Don Camillo machte kehrt und fand Ful im Wohnzimmer, den Blick auf die Flinte, die Jagdtasche und die Patronentasche gerichtet, die neben dem Büffet an der Wand hingen.
«Ful, komm jetzt!» fuhr ihn Don Camillo an.
Aber der Hund rührte sich nicht, sondern antwortete: «Nimm zuerst die Flinte, dann gehen wir.»
Natürlich sagte er das bellend, aber sein Herr verstand ihn genau.
«Los, komm jetzt und hör auf, Lärm zu machen!» rief Don Camillo. «Die Flinte bleibt hier. Stell dir vor, ich würde dieses Ding mitnehmen! Wir dürfen keinen Lärm machen, sonst sind wir geliefert.»
Als Ful sich jedoch immer noch nicht rührte, nestelte Don Camillo an seinem Gürtel herum, zog aus dem linken Hosenbein eine Büchse mit nur einem Rohr und zeigte sie Ful.
Ful betrachtete das Ding voll Erstaunen und verglich es mit der Doppelflinte, die an der Wand hing. Dann sagte er: «Das ist keine Flinte. Die Flinte ist das da oben.»
Don Camillo kannte Ful gut: ein Rassehund und daher voll Würde.
«Das ist auch eine Flinte», erklärte er ihm, «ein kleiner alter Vorderlader, der nur einen ganz leichten Knall verursacht, aber völlig reicht, um so einen blöden Fasan aus zwei oder drei Meter Entfernung herunterzuholen.»
Don Camillo zeigte ihm, wie man die kleine Büchse lud, dann öffnete er das Fenster, das auf den Obstgarten ging, und schoß auf eine leere Konservendose, die jemand auf einen Pfosten gestellt hatte.
Die kleine Büchse machte «plick», und die Konservendose flog vom Pfahl.
Ful sprang in den Garten, kontrollierte die Dose, dann wandte er sich um.
«Na gut», knurrte er, «dann gehn wir eben auf Konservendosenjagd.»
Die Fasane hockten fast völlig verblödet auf den Zweigen der niederen Bäume herum.
Schon seit drei Jahren befanden sich die Finetti im Ausland, und seit drei Jahren hatte niemand in dem ganzen Jagdrevier auch nur einen Schuß abgefeuert.
Die Fasane dösten also dumm und fett vor sich hin, und wenn einer keine Büchse gehabt hätte, hätte er sie mit seinem Hut fangen können.
Doch Don Camillo hatte eine Büchse und konnte daher auf seine Mütze verzichten. Auf jedes «plick» der Büchse folgte der Aufschlag eines Fasans, und obwohl Don Camillo einen Haufen Zeit mit dem Einsammeln verlor, kam er großartig voran. Bis zum einundzwanzigsten Fasan lief alles wie am Schnürchen.
Der zweiundzwanzigste aber bereitete ihm Kummer.
Ful hatte schon zuvor Anzeichen von Unruhe von sich gegeben, die darauf schließen ließen, daß etwas nicht stimmte, und zwar etwas, das weder mit Fasanen noch mit Hasen zu tun hatte. Aber Don Camillo wollte um jeden Preis auf die zweiundzwanzig Flughühner kommen und sagte daher zu Ful, er solle ihn nicht nervös machen und sich ruhig verhalten.
Ful gehorchte widerwillig, aber gerade als Don Camillo auf den zweiundzwanzigsten Fasan schoß, riß es ihn hoch.
Don Camillo begriff, daß er zu weit gegangen war, aber jetzt war es zu spät. Der Jagdhüter befand sich bereits im Anmarsch.
Don Camillo warf die Büchse ins Gebüsch, packte den Sack mit den einundzwanzig Fasanen und rannte, was das Zeug hielt.
Es fing bereits an, dunkel zu werden, und ein Nebelstreifen senkte sich gnädig zwischen Don Camillo und den Jagdhüter. Das erlaubte dem Wilderer, seinen Verfolger abzuhängen.
Ful führte mit äußerster Sicherheit den Rückzug an, und nachdem er das Loch im Maschenzaun, der das Jagdrevier umschloß, gefunden hatte, trat er zur Seite, um seinem Herrn den rettenden Ausweg zu zeigen.
Nun war Don Camillo eine Art
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