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Don Camillo gibt nicht auf

Don Camillo gibt nicht auf

Titel: Don Camillo gibt nicht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Elefant, und zudem mußte er noch einen Sack mit einundzwanzig Fasanen mitschleppen. Doch er stürzte sich mit einer Genauigkeit und Behendigkeit in das Drahtnetz, die einem Torhüter der Nationalelf Ehre gemacht hätten.
    Der Jagdhüter kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Don Camillos Nachhut die Bresche passierte. Er gab von weitem und ohne rechte Überzeugung einen Doppelschuß auf eben diese Nachhut ab.
    Don Camillo sprang über den Graben und befand sich auf der Straße. Er konnte nicht über die Felder fliehen, denn auf der anderen Straßenseite floß der große Kanal, der zweieinhalb Meter breit war und viel Wasser führte. Er war also gezwungen, auf der Straße zu gehen, und der Jagdhüter würde ihn mit der Zeit bestimmt ausmachen, denn der Zaun des Jagdreviers verlief mindestens einen Kilometer stromauf- und einen Kilometer stromabwärts neben der Straße.
    «Los, lauf nach Haus», befahl Don Camillo seinem Hund, der wie eine Rakete davonschoß und verschwand. Er selbst lief keuchend hinterdrein.
    «Und wenn ich mich ins Wasser stürzen muß», sagte Don Camillo zu sich selbst, «der wird nicht rausbringen, wer ich bin.»
    In der Kurve mit der Heiligenstatue sah Don Camillo einen Laster mit Höchstgeschwindigkeit auf sich zukommen. Er rettete sich auf die Kanalböschung und schwenkte seine Mütze.
    Don Camillo wartete nicht einmal, bis der Laster hielt, sondern sprang schon vorher auf das Trittbrett, so daß der Fahrer den Wagen erschrocken zum Stehen brachte.
    Don Camillo riß die Tür auf und zwängte sich ins Führerhaus.
    «Nur weg! Schnell! Um Himmels willen!» keuchte er.
    Der Fahrer ließ die Kupplung los, und der Laster fuhr an, als hätte er einen Tritt in den Hintern bekommen.
    Nach etwa einem Kilometer brummte der Fahrer: «Ich hätt’ Euch beinahe für einen Banditen gehalten. Was ist denn los? Warum so eilig?»
    «Ich muß den Zug um sechs Uhr zweiundzwanzig erreichen.»
    «Ach! Handelt Ihr mit Geflügel?»
    «Nein, mit Waschpulver für deine schwarze Seele.»
    Der Fahrer grinste.
    «Ich bin doch ein Trottel», sagte er. «Ich hätt’ Euch lieber stehenlassen sollen. Dann hätte der Jagdhüter Euer schönes Vatikanspitzelgesicht erkennen können. Aber alle Achtung, Ihr habt ganze Arbeit geleistet! Wie viele Gäste kommen denn zum Essen?»
    «Dreißig. Sechs Hühner hab’ ich auftreiben können, zwei hatte ich selber, und dann brauchte ich noch zweiundzwanzig Stück Geflügel, um .keinen Armen in der Gemeinde leer ausgehen zu lassen. Einundzwanzig hab’ ich erwischt - beim zweiundzwanzigsten hat der Jagdhüter mich erwischt. Das ist alles. Brauchst du noch etwas für deinen Rapport an die Partei?»
    «Ich möchte gern wissen, was Ihr für eine Moral habt.»
    «Die eines guten Christen und anständigen Bürgers», erwiderte Don Camillo.
    Peppone stoppte den Wagen.
    «Gut. Und nun, Hochwürden, gehen wir mal einen Schritt zurück: Als ich Euch im vergangenen Monat vorgeschlagen habe, bei dem Brennholz für die Arbeitslosen mit mir gemeinsame Sache zu machen, warum habt Ihr Euch da gegen mich gestellt und eine riesige Kampagne veranstaltet?»
    Don Camillo zündete sich seine halbe Toskano an.
    «Weil ich den Leuten nicht helfen darf, das Gesetz zu brechen», antwortete er.
    «Welches Gesetz?»
    «Das Gesetz zum Schutz des Privateigentums. Die Armen brauchen Brennholz zum Einheizen - darüber sind wir uns einig. Aber man darf nicht zu ihnen sagen:     «Du sollst nicht stehlen, sagen die Gesetze Gottes und der Menschen!» brüllte Peppone. «Aber während der Arbeiter den Besitz der Reichen nicht antasten darf, dürfen die Reichen dem Arbeiter die paar Groschen stehlen, die sie ihm für seine Arbeit schulden, und ihm das Recht auf Leben verweigern!»
    «Es ist unnütz, daß du hier eine Parteirede hältst», erwiderte Don Camillo. «Ich darf niemandem helfen, das Gesetz zu brechen.»
    «Ausgezeichnet!» donnerte Peppone. «Und damit kommen wir zum Kapitel zwei: Die Armen haben das Recht, am Neujahrstag etwas Gutes zu essen - aber wer hat, will nicht geben. Und was macht da der Herr Pfarrer? Er verstößt gegen das Gesetz Gottes und der Menschen und stiehlt die Fasane! Gibt es für Pfarrer eine Sondermoral? Wieso maßt Ihr Euch das Recht an, gegen das sogenannte Gesetz zu verstoßen?»
    «Ich maße mir überhaupt kein

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