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Don Camillo gibt nicht auf

Don Camillo gibt nicht auf

Titel: Don Camillo gibt nicht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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schickst du nicht einen gewaltigen Frost, der ihnen das Korn auf den Feldern kaputtmacht?»
    «Das Brot ist für alle, nicht nur für den, der das Korn sät. Die Erde bringt ihre Früchte für alle Menschen hervor, nicht nur für die, denen das Land gehört. Du versündigst dich, Don Camillo, wenn du deinen Gott bittest, das keimende Korn zu zerstören. Unser tägliches Brot gib uns heute - das ist es, worum die Gerechten Gott bitten sollen.»
    Don Camillo senkte den Kopf.
    «Verzeih mir», flüsterte er. «Ich wollte nur sagen, daß diese Egoisten es nicht verdienen, das Land zu besitzen und zu bebauen.»
    «Wenn sie anstatt Getreide Steine säten, dann verdienten sie es nicht. Aber sie erhalten von der Erde das, was die Erde hervorbringen muß, und da ist es natürlich, daß sie das Land besitzen und bebauen.»
    Don Camillo verlor vollends die Fassung.
    «Jesus», protestierte er, «das heißt also, daß du die Interessen der Grundbesitzer verteidigst?»
    «Nein», erwiderte Christus lächelnd, «ich verteidige die Interessen der Erde. Auf einer kleinen Insel lebte einmal ein kleines Volk von armen Menschen, unter denen zwei Ärzte waren. Der eine großzügig und mildtätig, der andere geizig und egoistisch. Der erste begnügte sich für seine Behandlungen mit einem ganz kleinen Entgelt. Der zweite dagegen verlangte Wucherpreise. Leider war der gute und mildtätige Arzt aber ein ganz schlechter, während der egoistische und wucherische seine Kunst ausgezeichnet verstand. Und alle Kranken gingen zu dem egoistischen Arzt und keiner zu dem guten und mildtätigen. War das gerecht, Don Camillo?»
    Don Camillo zuckte die Achseln: «Jesus, daß sich die Kranken lieber von dem Arzt behandeln lassen, der sie gesund macht, als von dem, der sie sterben läßt, das ist natürlich. Daß aber der Mildtätige in Armut lebt, während der Egoist Reichtümer anhäuft, das ist nicht gerecht.»
    «Da hast du’s, Don Camillo: Es ist nicht gerecht, aber es ist natürlich. Es ist natürlich, daß die Menschen den besseren Arzt belohnen. Es ist gerecht, daß Gott den egoistischen Arzt bestraft, der in seinem Leben unrechterweise eine Gabe Gottes ausnützt.»
    Don Camillo schüttelte seinen Dickschädel: «Jesus, ich ...»
    «Wenn du zu den Bewohnern dieser abgelegenen Insel gehörtest, würdest du Gott dann bitten, den fähigen, aber egoistischen Arzt mit dem Blitz zu erschlagen und dem mildtätigen, aber unfähigen ein langes Leben zu bescheren?»
    «Nein», antwortete Don Camillo. «Ich würde Gott bitten, den tüchtigen, aber egoistischen Arzt mildtätig und den mildtätigen, aber unfähigen Arzt tüchtig werden zu lassen.»
    «Ist nicht der Bauer so etwas wie ein Arzt», fragte Christus lächelnd, «dem die Gesundheit und das Wohl der Erde anvertraut sind?»
    «Jesus», rief Don Camillo, «ich habe begriffen. Und ich bitte Gott um Verzeihung wegen meiner dummen Worte. Aber ich werde meine Sorge nicht los, wenn ich daran denke, daß ich für morgen dreißig Hühner brauche und erst sechs besitze.»
    «Acht», präzisierte Christus.
    «Acht», bestätigte Don Camillo, dem in der Verwirrung entgangen war, daß er selbst zwei Kapaune im Gitter hatte.

    Es ist nicht leicht, von einem Tag auf den anderen zweiundzwanzig Hühner aufzutreiben. Don Camillo wußte das genau, denn er hatte sich zwei volle Wochen plagen müssen, um sechs zusammenzubringen. Dennoch wollte er nicht von seinem Programm ab rücken: «Zu Neujahr jedem Armen ein Huhn im Topf.»
    Don Camillo zerbrach sich den Kopf, um irgendeine Lösung des schwierigen Problems zu finden. Plötzlich tauchte in seinem Hirn eine Frage auf: «Ein Huhn ist ein Huhn, gut. Aber was ist ein Fasan?»
    Ein Fasan ist ein Fasan, wenn man es ganz genau nehmen will. Aber muß man wirklich alles so genau nehmen? Könnte man nicht beispielsweise sagen: «Ein Fasan ist ein Huhn, das fliegt?»
    Don Camillo folgerte, daß sein Neujahrsprogramm im
    Grunde nicht wesentlich verändert würde, wenn der Slogan anstatt «Zu Neujahr jedem Armen ein Huhn im Topf» lautete: «Zu Neujahr jedem Armen einen Fasan in die Pfanne.»
    In diesem Fall gab es nur zwei Schwierigkeiten: die mangelnde Zeit, um das Flughuhn richtig abhängen zu lassen, und die mangelnde Zeit, jemanden zu finden, der bereit war, Don Camillo zweiundzwanzig Fasane zu schenken.
    Don Camillo ging in der Diele des Pfarrhauses kilometerlang auf und ab. Und welche Lösung hatte er nach dieser Wegstrecke gefunden?
    Er hatte lediglich gefunden, daß der

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