Don Camillo gibt nicht auf
den Kopf.
«Nein, Herr Bürgermeister», erklärte er. «Da Hochwürden mit einem Gehirn denkt, das ihm der liebe Gott anvertraut hat, würde Hochwürden nie einen solchen Blödsinn verzapfen. Schon weil Hochwürden genau weiß, daß die Göttliche Vorsehung weder über eine Nationalität noch über eine Partei verfügt. Von welcher Seite sie auch kommt, sie ist immer ein Zeichen göttlichen Wohlwollens.»
«Amen», murmelte der Smilzo.
«Immerhin», fuhr Don Camillo fort, «können wir festhalten, daß im vorliegenden Fall die Göttliche Vorsehung nicht aus dem Osten, sondern aus dem Westen gekommen ist.»
«Also», schrie Peppone: «Es lebe Amerika, und nieder mit Rußland!»
Don Camillo lächelte: «Es lebe Amerika, von mir aus, wenn der Herr Bürgermeister unbedingt meinen. Aber warum nieder mit Rußland? Wem hat Rußland in dieser Angelegenheit denn geschadet? Ich, Herr Bürgermeister, kann objektiv sein, und deshalb scheue ich mich nicht, öffentlich zu erklären, daß das möglicherweise der einzige Fall ist, in dem Rußland niemandem geschadet hat. Aber glauben Sie mir, Herr Bürgermeister, anstatt zu schreien, wie Sie es wollen, sollte man lieber rufen: Peppone war rot im Gesicht wie die Oktoberrevolution.
«Statt es gesund werden zu lassen», schrie er, «hätte die Göttliche Vorsehung lieber dafür sorgen sollen, daß es gar nicht erst krank wurde!»
«In der Tat», erwiderte Don Camillo, «die Göttliche Vorsehung hat das Kind auch nicht krank werden lassen. Die Krankheiten hängen nicht von der Göttlichen Vorsehung, sondern von der Natur ab. Und diese Natur ist durch äußerst strenge Gesetze geregelt (wehe, wenn dem nicht so wäre!), deren Nichtbeachtung zu den schmerzlichsten Störungen führen kann. Sie, Herr Bürgermeister, sind ein erfahrener Mechaniker und wissen, daß ein Motor perfekt funktioniert, solange nichts daran kaputtgeht. Wenn sich bei einem Vergaser die Leerlaufdüse verstopft, ist das vielleicht die Schuld der Göttlichen Vorsehung, oder die eines Staubkörnchens? Alles, was der Materie angehört, fällt in den Zuständigkeitsbereich der Natur. Auf der anderen Seite: Gibt es in Rußland, wo alles nicht von Gott, sondern von Lenin erschaffen wurde, vielleicht keine Krankheiten?»
Peppones Gesicht hatte sich nach und nach wieder aufgehellt, und als Don Camillo mit seiner Rede zu Ende war, wandte sich der Bürgermeister lächelnd an den Smilzo.
«Smilzo», sagte er, die einzelnen Worte laut betonend, «möchtest du bitte Hochwürden etwas im Zusammenhang mit dem Vergaser fragen: Wenn der hier anwesende Mechaniker das Staubkörnchen, das die Leerlaufdüse verstopft, entfernt, stellt er dann die Göttliche Vorsehung dar?»
Smilzo sah Don Camillo an und sagte: «Der Angeklagte hat die Frage der geschädigten Partei vernommen?»
Don Camillo nickte: «Ja, der Angeklagte hat die Frage der hirngeschädigten Partei vernommen. Und er antwortet, daß der Mechaniker nicht die Göttliche Vorsehung darstellt, sondern lediglich einen Schraubenzieher mit einem Mann dran. Wir bewegen uns auf dem Gebiet der dumpfsten Materie. Nichts von Göttlichem. Nichts, was weniger natürlich wäre.»
Peppone freute sich über diese Antwort.
«Und nun, Hochwürden, setzen wir einen anderen Fall: Der Vergaser funktioniert nicht mehr, weil sich die Schraube der Leerlaufdüse gelockert hat und verlorengegangen ist. Unglückseligerweise ist der Vergaser ein amerikanisches Fabrikat, von dem man hier keine Ersatzteile bekommt. Was tun? Müssen wir das Auto verschrotten lassen? Zum Glück gibt es den amerikanischen Botschafter, der, als er von dem Schaden erfährt, das Ersatzteil mit dem Flugzeug aus Washington holen läßt. Man setzt die fehlende Schraube ein, und das Auto fährt wieder wie geschmiert. Wir bewegen uns immer noch auf dem Gebiet der dumpfsten Materie, weil sich die Geschichte nach wie vor um den Vergaser dreht. Aber da das Ersatzteil aus Amerika kommt, müssen wir schreien: Die Argumentation von Hochwürden ist also unterschiedlich, je nachdem, ob der Vergaser aus dem Osten oder aus dem Westen stammt.»
Peppones Anhänger grölten vor Begeisterung, und Don Camillo ließ ihnen Zeit, sich abzureagieren. Dann erwiderte er: «Meine Argumentation ist für alle Himmelsrichtungen gleich.»
«Unsinn!» brüllte Peppone. «Wenn die Krankheit des Kindes auf den
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