Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Camillo gibt nicht auf

Don Camillo gibt nicht auf

Titel: Don Camillo gibt nicht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
Naturgesetzen beruht, so wie der Vergaser kaputt ist, weil ihm eine Schraube fehlt - was hat es dann mit der Göttlichen Vorsehung zu tun, wenn der Amerikaner die Ersatzschraube für das Kind auftreibt?»
    «Der Unterschied besteht darin», erklärte Don Camillo ruhig, «daß das Kind kein Vergaser ist und im Gegensatz zu einem Vergaser sehr wohl auf die Göttliche Vorsehung vertrauen kann. Und es hat diesen Glauben und zeigt, daß es ihn hat. Alles, was die bloße menschliche Maschine betrifft, ihre Schäden und die Reparatur der Schäden, fällt ausschließlich in den Bereich der Natur und der Materie. Der Glaube an Gott ist eine andere Sache, die du, Genosse Vergaser, nicht kapieren kannst. Und deshalb kannst du bei der Geschichte mit dem Kind nicht die Göttliche Vorsehung sehen, sondern nur den Atlantikpakt und den amerikanischen Botschafter. Wer nicht an Gott glaubt, kann nicht begreifen, was Göttliche Vorsehung bedeutet.»
    «Also dann», schrie Peppone, «ist diese Göttliche Vorsehung etwas für Privilegierte und nicht für den, der sie nötig hat! Wenn hundert Menschen Hunger leiden und nur sieben an die Göttliche Vorsehung glauben, dann ist Gott nicht gerecht, wenn er nur den sieben Privilegierten eine Büchse Fleisch schickt!»
    «Nein, Genosse Bürgermeister. Gott schickt allen hundert eine Büchse Fleisch, aber nur sieben davon haben einen Büchsenöffner. Die anderen haben keinen, weil sie nicht daran glauben und keinen haben wollen.»
    Peppone hatte seine Fassung endgültig verloren, und das sah man an der Art, wie er schwitzte: «Hochwürden, lassen wir die Märchen beiseite und betrachten wir die Realität! Und die Realität sieht doch so aus: Während hier nur sieben etwas zu essen haben, weil sie an die Göttliche Vorsehung glauben und daher einen Büchsenöffner besitzen, glaubt in Rußland niemand an die Göttliche Vorsehung, aber einen Büchsenöffner hat jeder.»
    «Aber keine Büchse», schloß Don Camillo lächelnd.
    Die Leute lachten über Don Camillos Schlagfertigkeit, und das brachte Peppone ganz aus dem Häuschen: «Ihr versteht es, mit den Worten zu spielen, Hochwürden! Und es gelingt Euch immer, jede Diskussion in eine Wortspielerei zu verwandeln. Aber wir sind hier nicht von Worten, sondern von konkreten Fakten ausgegangen. Politische Machenschaften! Dreckig aufgebauschte amerikanische Propaganda auf dem Rücken eines unschuldigen Kindes! Mit all Eurem Unsinn ist es Euch nicht gelungen zu beweisen, daß ich im Unrecht bin.»
    Don Camillo zuckte die Achseln: «Ich weiß, und das wird mir auch nie gelingen, denn ich werde dir nie beweisen können, daß zwei und zwei vier ist, wenn du fest daran glaubst, daß zwei und zwei fünf ist, wie man es dir beigebracht hat. Jedenfalls sage ich dir, wenn es die politische Propaganda war, die dem Kind das Leben gerettet hat, dann rufe ich: Und wenn ich einen Sohn hätte und seine Rettung von einem russischen Medikament abhinge, dann würde ich ...»
    Peppone ließ ihn nicht ausreden: «Ich aber nicht!» brüllte er. «Ich hab’ einen Sohn, aber wenn seine Rettung von den Ampullen der amerikanischen Botschaft abhinge, dann würde ich ihn lieber sterben lassen als das Spiel dieser Banditen mitmachen!»
    Don Camillo starrte ihn mit entsetzt aufgerissenen Augen an.

    Um drei Uhr nachts setzte sich Peppone ruckartig im Bett auf. Er konnte nicht einschlafen. Er stand auf und zog sich im Finstern an.
    Mit den Schuhen in der Hand schlich er in die Kammer, in der sein jüngster Sohn schlief. Er knipste das Licht an und betrachtete lange das Gesicht des schlafenden Kindes. Eine ganze Weile stand er so da, dann löschte er das Licht und verließ leise das Zimmer.
    Kurz darauf ging er, bis zu den Augen eingemummt, auf der eisigen Straße.
    Als er auf dem Kirchplatz unter den Fenstern des Pfarrhauses angekommen war, suchte er nach einem Stein, aber der gefrorene Schnee hatte alle Steine an den Boden geschweißt. Er kratzte im Eis, bis ihm die Finger bluteten.
    Und je mehr die Minuten vergingen, desto stärker wuchs die Angst, bis sie zur Verzweiflung wurde.
    Schließlich gelang es ihm, einen Stein zu lösen, und er warf ihn gegen die Läden des zweiten Fensters im ersten Stock. Als er das trockene Geräusch des Kiesels gegen das Holz hörte, beruhigte er sich.
    Die Fensterläden öffneten sich.
    «Was gibt’s?» fragte eine mürrische Stimme.
    «Kommt herunter.»
    Don Camillo warf sich die Steppdecke um, ging hinunter

Weitere Kostenlose Bücher