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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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sie den Gütern der Erde nach, weil sie keinen Glauben mehr an die göttliche Belohnung besitzen. Und darum glauben sie nur an das, was sie berühren und sehen können, und die fliegenden Maschinen sind für sie die höllischen Engel dieser irdischen Hölle, die sie mit soviel Mühe und vergeblich zu einem Paradies zu gestalten versuchen. Es ist zuviel Wissen, was zur Unwissenheit führt, weil – wenn die Kultur nicht mehr vom Glauben getragen wird – der Mensch von einem gewissen Augenblick an nur noch das Rechenmäßige der Dinge sieht. Und die Harmonie der Zahlen wird zu seinem Gott und er vergißt, daß Gott es war, der diese Mathematik und diese Harmonie geschaffen hat. Aber dein Gott besteht nicht aus Zahlen, Don Camillo, und im Himmel deines Paradieses fliegen richtige Engel. Der Fortschritt macht die Welt für die Menschen immer kleiner. Und eines Tages, wenn die Menschen in einer Minute hundert Meilen werden fliegen können, wird die Welt den Menschen mikroskopisch klein vorkommen, und dann wird der Mensch sich fühlen wie ein Sperling auf der Spitze des hohen Schiffsmastes, er wird sich über die Unendlichkeit neigen und in der Unendlichkeit wird er wieder Gott und den Glauben an das wahre Leben finden. Und die Maschinen, die die Welt zu einer Handvoll Ziffern gemacht haben, wird er hassen und sie mit seinen eigenen Händen zerstören. Bis dahin wird aber noch Zeit vergehen, Don Camillo. Infolgedessen beruhige dich: dein Fahrrad und dein Motorrad laufen vorläufig noch keine Gefahr.»
    Christus lächelte und Don Camillo dankte ihm, daß er ihn hatte zur Welt kommen lassen.
    Das von Smilzo befehligte «Proletarische Kommando» erblickte eines Morgens einen Menschen, der im Begriff war, in Verolas Weingarten zu arbeiten, nahm ihn fest und schleppte ihn mit Gewalt zum Marktplatz, wo die Knechte und die Saisonarbeiter auf dem Boden saßen und warteten.
    Die Menge umschloß ihn. Es war ein ungefähr vierzigjähriger Mann und dieser protestierte heftig.
    «Das ist eine Beraubung der persönlichen Freiheit!»
    «Der persönlichen Freiheit?» sagte Peppone, der gerade dazugekommen war. «Wieso denn? Niemand hält dich hier. Wenn du weg willst, brauchst du nur zu gehen.»
    Smilzo und die anderen von seinem Kommando ließen ihn los. Der Mann schaute um sich und sah überall eine Menschenmauer, unbeweglich, mit verschränkten Armen, Hunderte von Augen, die ihn düster und schweigend anstarrten. «Was wollt ihr eigentlich von mir?» rief der Mann.
    «Und du, was hast du hier zu suchen?» erwiderte Peppone.
    Der Mann antwortete nicht.
    «Du Schwein von einem Streikbrecher!» rief Peppone, faßte ihn am Hemd und beutelte ihn. «Verräter!»
    «Ich verrate niemanden», antwortete der andere. «Ich muß verdienen und ich arbeite.»
    «Auch alle diese Leute hier brauchen den Verdienst, arbeiten aber nicht!»
    «Ich habe mit ihnen nichts zu tun», rief der Mann.
    «Ich zeige dir schon, mit wem du zu tun hast!» brüllte Peppone. Und er ließ ihn aus, versetzte ihm mit verkehrter Hand eine Ohrfeige, die ihn wie einen Fetzen auf den Boden zwang.
    «Ich habe mit ihnen nichts zu tun», stotterte der Mann, indem er sich mühsam wieder aufrichtete, den Mund voll Blut.
    Bigios Fußtritt ließ ihn wieder in Peppones Armen landen.
    «Durchsuche ihn!» befahl Peppone Smilzo. Und während Smilzo seine Hände in die Taschen des Mannes steckte, hielt ihn Peppone an den Armen wie in einer Zange und es war zwecklos, sich zu krümmen.
    «In den Fluß mit ihm!» brüllte die Menge.
    «Hängt ihn auf!» brüllte eine zerzauste Frau.
    «Augenblick!» sagte Peppone. «Zuerst wollen wir sehen, von welcher Sorte das Schwein ist.»
    Smilzo reichte ihm die Brieftasche, die er in den Kleidern des Mannes gefunden hatte, und Peppone, nachdem er den Mann an Brusco weitergereicht hatte, blätterte die Papiere durch und prüfte lange die Ausweise. Dann steckte er das Ganze wieder in die Brieftasche und gab sie dem Mann zurück.
    «Laßt ihn los!» befahl er gesenkten Hauptes, «da liegt ein Mißverständnis vor.»
    «Warum?» brüllte die zerzauste Frau.
    «Weil ich so sage», antwortete Peppone hart und streitsüchtig. Und die Frau wich zurück.
    Sie ließen den Mann den kleinen Lastwagen des «Proletarischen Kommandos» besteigen und begleiteten ihn bis zur Öffnung im Zaun, durch die sie ihn aus dem Weingarten herausgezogen hatten.
    «Sie können weiterarbeiten», sagte Peppone.
    «Nein, nein», antwortete der Mann. «Ich gehe heim. In einer Stunde

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