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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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sei, dann verurteile mich.»
    «Don Camillo, der Fall ist sehr ernst. Ohne daß du es bemerkt hast, hat sich der Dämon in deine Seele geschlichen und vermischt sich jetzt mit deinen Gedanken und flucht durch deinen Mund. Versuche, drei Tage von Wasser und Brot zu leben und nicht zu rauchen. Du wirst sehen, der Teufel wird sich nicht mehr wohlfühlen und wird sich davonmachen.»
    «In Ordnung», sagte Don Camillo, «und danke für den Rat.»
    «Warte lieber den dritten Tag ab, bevor du dich bedankst», sagte lächelnd Christus.
    Das war ein großer Tratsch für die ganze Gegend. Kaum hatte Don Camillo seine Antidämon-Kur hinter sich (eine sehr gute Kur, die ihn vollständig von den Sophismen heilte), kam ein Polizeibeamter aus der Stadt in das Pfarrhaus, gefolgt von Peppone und seinem Stab. «Die Justiz hat das Verbrechen untersucht», sagte würdevoll Peppone, «und hat festgestellt, daß Ihre schriftliche Aussage an die Lokalbehörde nicht übereinstimmt mit jener, die von den angegriffenen Genossen gemacht wurde.»
    «Ich habe die ganze Wahrheit gesagt und nichts hinzugefügt», erklärte Don Camillo.
    Der Beamte schüttelte den Kopf.
    «Hier wird dementgegen behauptet, daß Ihre Haltung herausfordernd, geradezu ‹schamlos herausfordernd› war.»
    «Es ist die Haltung, die ich immer am Fahrrad habe», antwortete Don Camillo. «Hier hat sie niemand als herausfordernd empfunden.»
    «Hm, je nachdem», sagte Peppone. «Es gibt hier viele, die, wenn sie Euer Hochwürden radfahren sehen, den Wunsch verspüren, die Gabel möchte Ihnen in Stücke gehen und Ihre Nase die Erde pflügen.»
    «In jedem Dorf gibt es Lausbuben», erklärte Don Camillo. «Das bedeutet gar nichts.»
    «Zweitens», fuhr der Beamte fort, «während in Ihrer Schilderung behauptet wird, daß Sie allein waren, besagt die Schilderung der anderen Seite, daß Ihnen Leute zu Hilfe kamen, die im Hinterhalt warteten, und das kommt mir angesichts der Ergebnisse des Zwischenfalls plausibel vor.»
    Don Camillo protestierte stolz. «Ich war allein. Und abgesehen von den Schwingungen der Bank, mußte der Tisch allein, den ich auf dieses Gesindel warf, genügen, um fünf oder sechs städtische Kürbisköpfe ein wenig anzuschlagen.»
    «Fünfzehn Kürbisköpfe», stellte der Beamte fest.
    Dann fragte er, ob es derselbe Tisch gewesen sei, den sie kurz vorher im Wirtshaus gesehen hatten. Und Peppone bestätigte.
    «Sie verstehen, Hochwürden», sagte er dann ironisch, «es fällt einem schwer zu glauben, daß ein Mensch allein mit einem solchen, fast zweihundert Kilo schweren Tisch aus Eichenholz spielen könnte?»
    Don Camillo setzte den Hut auf. «Ich weiß nicht, wieviel er wiegt», sagte er barsch, «wir können ihn aber leicht abwiegen.» Er ging und die anderen folgten ihm. Als sie vor dem Wirtshaus von Molinetto waren, zeigte der Beamte auf den Eichentisch.
    «Ist es dieser da, Hochwürden?»
    «Dieser», antwortete Don Camillo. Und er faßte ihn an und erhob ihn, Gott selbst weiß wie, über den Kopf, mit ausgestreckten Armen, und warf ihn schließlich ins Gras. «Bravo!» schrieen alle. Peppone trat mit finsterer Miene hervor, zog die Jacke aus, faßte den Tisch an, preßte die Zähne zusammen, erhob den Tisch und warf ihn ins Gras.
    Viele Menschen waren bereits versammelt und brachen in Begeisterung aus. «Es lebe der Bürgermeister!»
    Dem Beamten blieb der Mund offen. Er rührte den Tisch an, er versuchte, ihn zu schieben, aber umsonst. Dann schaute er zu Peppone.
    «So macht man es hier auf dem Lande», rief Peppone stolz.
    Dann sagte der Beamte: «Schon gut, schon gut», sprang in sein Auto und fuhr wie ein Blitz davon.
    Peppone und Don Camillo schauten einander wild ins Gesicht, kehrten einander den Rücken und gingen, ohne ein Wort zu sagen.
    «Verstehe wer kann», murmelte der Wirt von Molinetto. «Priester, Kommunisten, alle haben es mit diesem Tisch. Zum Teufel die Politik und wer sie erfunden hat!»
    Die Sache endete, wie sie enden mußte. Es kam ein Anruf des Bischofs, und Don Camillo ging mit schlotternden Beinen in die Stadt.
    Der Bischof, alt, klein und ganz weiß, war allein in einem Salon im Erdgeschoß, verloren in einem großen lederüberzogenen Lehnstuhl.
    «So sind wir wieder da, Don Camillo», sagte der Bischof. «Es genügt uns nicht mehr, mit Bänken zu fächeln, jetzt setzen wir auch die Tische in den Verkehr.»
    «Ein Augenblick der Schwäche, Monsignore», stotterte Don Camillo. «Ich
    ...» «Ich weiß alles, Don Camillo»,

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