Don Camillo und Peppone
unterbrach ihn der Bischof. «Ich werde gezwungen sein, dich auf einen Berggipfel zu schicken, zu den Ziegen!»
«Monsignore, diese Leute ...»
Der Bischof erhob sich und, gebeugt über den Stock, pflanzte er sich vor Don Camillo auf und schaute hinauf zu dem Riesen.
«Diese Leute sind nicht wichtig», rief er, mit dem Stock drohend. «Ein Priester Gottes, ein Mann, dessen Aufgabe es ist, die Liebe und die Güte zu predigen, darf nicht den Bösen spielen, indem er seinen Nächsten Tische an den Kopf wirft! Es ist eine Schande!» Der Bischof machte einige Schritte zum Fenster hin und kehrte dann zurück. «Und mir wirst du nicht erzählen, daß du allein warst! Du hast den Anschlag organisiert, eine Falle gestellt! Ein Mensch allein schlägt nicht fünfzehn Schädel ein!»
«Nein, Monsignore», antwortete Don Camillo. «Ich war allein. Ich schwöre.
Dieser unglückliche Tisch fiel auf den Schwarm und verursachte die Bescherung. Sie verstehen, es war ein großer und schwerer Tisch, wie dieser da.»
Don Camillo berührte den großen, eingelegten Tisch, der mitten im Salon stand, und der Bischof schaute Don Camillo streng an.
«Hic Rhodus, hic salta», sagte er. «Wenn du nicht ein jämmerlicher Prahler bist, beweise es! Hebe ihn auf, wenn du's imstande bist.»
Don Camillo machte sich mit dem Tisch zu schaffen. Er war viel schwerer als jener im Wirtshaus; wenn sich Don Camillo aber einmal in Marsch setzte, war er schlimmer als Amerika.
Die Knochen knirschten ihm und die Halsadern sprangen wie Weidenruten hervor. Er lupfte aber den Tisch vom Boden und erhob ihn langsam über den Kopf und hielt ihn so mit ausgestreckten Armen.
Der Bischof schaute zu und hielt den Atem an. Als er den Tisch über dem Kopfe Don Camillos sah, schlug er mit dem Stock auf den Boden.
«Schmeiß ihn hin!»
«Aber, Monsignore», stöhnte Don Camillo.
«Schmeiß ihn, ich befehle es dir!» schrie der Bischof.
Der Tisch ging in einer Ecke in Stücke und das Haus erzitterte.
Glücklicherweise war der Saal nicht unterkellert, sonst wäre das Jüngste Gericht gekommen.
Der Bischof schaute den Tisch an, berührte mit dem Stock die Splitter und schaute dann zu Don Camillo, den Kopf schüttelnd.
«Armer Don Camillo», seufzte er. «Schade ... du wirst nie Bischof werden.»
Er seufzte noch einmal, dann breitete er die Arme aus. «Wenn ich imstande gewesen wäre, so mit einem solchen Tisch umzugehen, wäre ich wahrscheinlich heute noch Pfarrer in meinem Dörflein.»
Mit vorspringenden Augen kam die Dienerschaft angerannt, vom Krach herbeigerufen, und stand bei der Türe.
«Monsignore?»
«Was wollt ihr denn da?» Sie schauten zum Tisch, der in Stücken lag.
«Ach», sagte der Bischof. «Das ist nichts. Ich war es. Don Camillo hat mich geärgert, und da habe ich die Geduld verloren. Man darf es eigentlich nicht tun, meine Söhne, sich in der Wut so gehen zu lassen. Gott vergebe mir. Deo gratias.»
Sie gingen, und der Bischof berührte den Kopf Don Camillos, der sich vor ihm auf die Knie geworfen hatte.
«Gehe in Frieden, du Musketier des himmlischen Königs», sagte er lächelnd. «Und ich danke dir, daß du so geschuftet hast, um einen armen alten Bischof ein wenig zu unterhalten.»
Don Camillo kehrte heim und erzählte alles dem Christus vom Hauptaltar, und Christus schüttelte den Kopf und sagte mit einem Seufzer:
«Verrückte Bande!»
LÄNDLICHE PHILOSOPHIE
Die Knechte und die Saisonarbeiter traten gerade zur Erntezeit in den Streik. Auf den Herrengütern schaute es bereits traurig aus.
Das war etwas, was Don Camillo nicht so ohne weiteres hinunterschlucken konnte, und als der Befehl kam, dem Vieh die Futterrationen zu kürzen, um die Milcherzeugung zu drosseln, ging er, Peppone den Weg zu versperren.
(Peppone lief ständig herum und überwachte die Streikposten.)
«Hör mir zu», sagte er zu ihm, «wenn eine Frau ihr Kind und das Kind eines anderen stillt und wenn sie als Amme zu wenig bezahlt bekommt, was wird sie tun, um mehr zu erreichen?»
Peppone fing an zu lachen.
«Sie sagt zum Vater des Kindes: ‹Entweder gibst du mir mehr, oder stille dir deinen Kleinen selber.›»
«Gut», rief Don Camillo. «Sie ist aber eine außergewöhnliche Frau, und, um mehr zu erreichen, weißt du, was sie tut? Sie nimmt eine Medizin, die sie langsam ihre Milch verlieren läßt, und dann sagt sie zum Vater des Säuglings:
‹Entweder bezahlst du mich besser, oder ich fahre damit fort, bis ich keinen Tropfen Milch mehr habe.› So
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