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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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bleiben beide Kinder ohne Milch: ihr eigener Sohn und der Sohn des anderen. Kommt dir diese Frau sehr gescheit vor?»
    Peppone verzog den Mund.
    «Fallen wir nicht gleich in die Politik», murmelte er. «Die Vergleiche sind die größte Feigheit auf der Welt, weil sie alle Fragen auf ein praktisches Beispiel zurückführen, während im Leben die Theorie das Wichtigste ist. Sie ist eine Amme, schön, aber die Wahrheit ist, daß jeder, der arbeitet, gerecht bezahlt gehört. Und erst dann, wenn jeder Arbeitende das ihm Gebührende bekommt, erst dann kann man von der Amme reden, weil sie mit der sozialen Gerechtigkeit ohnedies eine bessere Bezahlung bekommt und überhaupt nicht gezwungen ist, Medizin und andere Schweinereien zu schlucken. Und sehen Sie, lieber Herr Pfarrer, mit dieser sozialen Gerechtigkeit muß man eines schönen Tages beginnen, wenn man das Ziel erreichen will, weil es mit ihr so wie mit einem Knäuel steht: wenn man nicht gleich das richtige Ende findet, um ihn abzuwickeln, was kann man sich dann schon vom Heiligen Geist erwarten? Man beginnt irgendwo zu rupfen und nach und nach ist der Knäuel abgewickelt.»
    Don Camillo unterbrach ihn. «Sind jetzt auf einmal die Vergleiche keine größte Feigheit auf der Welt mehr?»
    «Es hängt davon ab, wer sie macht.»
    Peppone zog die Schultern zusammen.
    «Selbstverständlich, das Wichtigste bleibt die allgemeine Theorie», fügte er hinzu.
    «Dann werde ich dir sagen, daß die allgemeine Theorie lautet, daß man in diesen Zeiten der Lebensmittelknappheit in der Welt das ißt, was es gerade gibt, und wenn einer auch dieses Wenige zugrunde richtet, dann kann er nachher noch so laut die ‹Internationale› brüllen, krepieren muß er trotzdem, weil ihm niemand was zu geben hat.»
    «Krepieren werden wir alle!» rief Peppone. «Früher oder später muß man krepieren!»
    «Na gut, dann krepiere!» schrie Don Camillo, und ging davon. Und als er in der Kirche war, tobte er sich vor dem Christus am Hauptaltar aus.
    «Man muß diesen Leuten eine Lehre erteilen», sagte Don Camillo. «Schicke einen Orkan über ihn, der alles in die Luft fliegen läßt. Diese Welt ist verflucht, ist voll Haß, Unwissenheit und Bosheit. Da tut eine Sintflut not. Alle werden wir dann umkommen, und so wird der Schlußstrich unter die Rechnung gezogen werden, und jeder wird vor dem Gottesgericht erscheinen und wird die Strafe oder die Belohnung empfangen, die er verdient!»
    Christus lächelte.
    «Don Camillo, um es darauf ankommen zu lassen, ist keine Sintflut notwendig. Es ist jedem bestimmt, zu sterben, wenn seine Stunde schlägt, und vor Gottes Gericht zu erscheinen, um Belohnung oder Strafe zu empfangen. Ist es nicht auch ohne Naturkatastrophe dasselbe?»
    «Auch das ist wahr», gab Don Camillo zu und beruhigte sich.
    Da es ihm aber im tiefsten seiner Seele doch nicht leicht fiel, gänzlich auf die Idee einer Sintflut zu verzichten, versuchte er zu retten, was noch zu retten war. «Wenn Du wenigstens einen kleinen Regen kommen ließest. Die Felder sind ausgetrocknet, die Zisternen sind leer.»
    «Es wird schon regnen, es wird schon regnen, Don Camillo», beruhigte ihn Christus. «Es hat immer wieder geregnet, seit die Welt besteht. Die Maschine ist so gebaut, daß es eines schönen Tages regnen muß. Oder bist du etwa der Meinung, daß sich der Ewige Vater geirrt hätte, als er die Maschine des Weltalls schuf?»
    Don Camillo verbeugte sich. «Es ist schon gut», sagte er seufzend. «Ich verstehe vollkommen, wie richtig das alles ist, was Du sagst. Darf aber ein armer Dorfpriester sich nicht einmal erlauben, seinen Gott zu bitten, ein oder zwei Eimer Wasser auf uns zu gießen? Entschuldige, aber es stimmt wirklich traurig.»
    Christus wurde ernst. «Du hast tausendfach recht, Don Camillo. Es bleibt dir nichts anderes übrig, als in den Proteststreik zu treten.»
    Don Camillo zog es das Herz zusammen und er entfernte sich gesenkten Hauptes. Christus rief ihn aber zurück.
    «Sei nicht traurig, Don Camillo», sprach Christus leise. «Ich weiß, wie es dir schwerfällt, zu sehen, daß Menschen die Gnade Gottes verachten und ihre Früchte dahinsiechen lassen. Für dich ist das eine Todsünde, weil du weißt, daß ich vom Pferde abgestiegen bin, um einen Brosamen aufzuheben. Man muß ihnen aber verzeihen, weil sie es nicht tun, um Gott zu beleidigen.
    Fieberhaft suchen sie nach der Gerechtigkeit auf Erden, weil sie an die göttliche Gerechtigkeit nicht mehr glauben, und fieberhaft jagen

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