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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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schlagen, er will mich schlagen, der Pfarrer will mich schlagen. Alle wollen mich schlagen. Was habe ich denn getan, daß alle so zu mir sind?»
    Der junge Mann legte die Hand auf ihre Schulter.
    «Sei nicht traurig», sagte er mit sanfter Stimme, «bin ich denn nicht in derselben Lage? Habe ich vielleicht etwas Schlechtes getan?»
    «Du nicht», stöhnte das Mädchen, «du bist nur das Opfer dieser Gauner bei dir zu Hause ...»
    «Halt!» sagte Don Camillo. «Machen wir keine Gänsepossen! Wenn ihr zum Streiten hergekommen seid, dann könnt ihr gehen.»
    «Wir sind zum Heiraten gekommen», antwortete das Mädchen.
    «Ja, heiraten», fügte der Jüngling hinzu. «Haben Sie etwas dagegen? Sind wir beide Christen oder nicht? Sind wir volljährig oder nicht? Steht es uns frei zu heiraten oder braucht man dazu die Erlaubnis der Christlich-Demokratischen Partei?»
    Don Camillo breitete die Arme aus. «Erhitze dich nicht», antwortete er ruhig. «Ich habe gar nicht gesagt, daß ich euch nicht trauen will. Ich traue euch, so wie ich alle anderen getraut habe, die in Ordnung waren und zur Trauung hergekommen sind. Alles wird nach dem Gesetz geschehen.»
    «Wir haben es aber eilig», rief das Mädchen.
    «Ich bin da, um euch zu dienen: wenn die vorgeschriebene Mindestzeit für das Aufgebot verstrichen sein wird, werdet ihr getraut.»
    Der junge Mann zuckte mit den Achseln. «Aufgebot! Wenn die Unseren erfahren, daß wir heiraten wollen, erschlagen sie uns diesmal! Nein, Hochwürden, das ist ein Notfall, Sie müssen uns gleich trauen.»
    Don Camillo sprach sanft «Meine Kinder, die Heirat ist kein Spaß. Es ist in zehn Minuten erledigt, gilt aber für ein ganzes Leben. Es ist ein ernster, feierlicher Akt, auch wenn man ihn auf einfachste und bescheidenste Art vollzieht. Es gibt Vorschriften, die ich nicht umgehen kann. Habt Geduld, die Ehe ist nicht eine Pfanne, in die man zwei Eier schlägt, und in zehn Minuten ist alles fertig.»
    Der junge Mann unterbrach ihn. «Und wenn ein Unglückseliger im Begriffe ist zu krepieren und eine Frau heiraten will, muß man dann auch das Aufgebot beachten und die vorgeschriebene Zeit abwarten? Gibt ihm vielleicht der Bischof den Atem, den er zum Warten braucht?»
    «Ihr seid ein anderer Fall», erwiderte Don Camillo.
    «Das ist derselbe Fall», erklärte der Jüngling. «Hier ist auch die Haut auf dem Spiel. Und Sie wissen das sehr gut, und darum können Sie uns leicht in articolum mortorum trauen, als ob wir im Sterben lägen.»
    Don Camillo breitete die Arme aus.
    «Und was noch? Zusammen kaum vierzig Jahre, eine Gesundheit, die jedem hundertfünfzig Jahre garantiert, und articolum mortorum, wie du sagst!
    Nur langsam, laßt mich nachdenken. Laßt mich zu Monsignore gehen, wir wollen den Fall prüfen und schauen, wie man euch vor euren Familien schützen könnte.»
    «Wir müssen gleich heiraten!» behauptete das Mädchen mit fester Stimme.
    «Und warum? Ist es vielleicht nicht dasselbe, wenn wir es um einige Tage verschieben? Es stirbt ja niemand inzwischen.»
    «Das kann man nicht wissen», sagte der junge Mann.
    «Wir sind von zu Hause durchgebrannt», sagte das Mädchen. «Wir gehen nicht mehr zurück. Wir können das Dorf nicht verlassen, ohne verheiratet zu sein.»
    «Wenn wir nicht verheiratet sind, können wir es nicht», sagte der junge Mann.
    Don Camillo spürte, wie ihn ein Schauer überlief; diese ruhige, gelassene, sichere Behauptung, vorgebracht im Ton eines Menschen, der die Bemerkung macht, daß es unmöglich sei, auf dem Wasser zu gehen oder mit den Ohren zu sehen, verschlug ihm den Atem. Und er schaute bewundernd diese jungen Menschen an.
    «Habt Geduld», sagte er beängstigt, «laßt mich bis morgen nachdenken. Ich versichere euch, ich bringe alles in Ordnung.»
    «Schon gut», antwortete der Jüngling. «Wir kommen morgen wieder.»
    Die beiden gingen, und als Don Camillo wieder allein war, ballte er die Fäuste und blähte die Brust. «Ich traue sie, wenn ich auch die Weltrevolution auslösen muß!» rief er.
    Peppone war allein in seiner Werkstatt und arbeitete an einem Traktor, als er die Türe quietschen hörte und, nachdem er den Kopf gehoben hatte, Mariolino und Gina vor sich sah.
    Für Peppone war es ein und dieselbe Sache, jemanden von den Filottis oder eine Brillenschlange zu sehen. Auf Gina Filotti hatte er es ganz besonders scharf, auf diese Lästerzunge, die ihm die ganze Frauensektion durch ihre Reden in Mißkredit brachte. «Bringst du sie her, um ihr den

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