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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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läuten hören.»
    «Es kann nicht mehr als eine Stunde vergangen sein», erklärte der Alte.
    «Um neun Uhr vierzig, als ihr Giacomos Frau eine Kerze brachte, war sie noch in ihrem Zimmer.»
    «In einer Stunde kann man manches tun», murmelte Don Camillo.
    «Don Camillo, Sie wissen nichts?»
    «Und was soll ich schon wissen?»
    «So ist's schon besser, ich habe gefürchtet, daß diese Unglücklichen zu Ihnen gekommen wären und daß Sie sich hätten rühren lassen. Sie sollen sich zum Teufel scheren, die Verdammten !» brüllte der Alte. «Alle ins Bett!»
    Don Camillo schlug auf den Tisch mit einem Fausthieb von der Wucht einer halben Tonne. «Was Bett!» schrie er. «Sie sollen sich zum Teufel scheren, alte Rotznase. Man muß sie finden!»
    Don Camillo ging auf die Türe zu und alle, auch das Frauenheer und die Kinder, folgten ihm, und der Alte blieb allein in der riesigen, leeren Küche.
    Auf dem großen Damm blies ein starker Wind, auf dem engen Streifen aber, zwischen dem Damm und dem Wasser, war die Luft fast unbewegt, als ob sie sich im nackten Geäst der Akazien verfangen hätte; der junge Mann und das Mädchen gingen schweigend und hielten erst an, als sie am Wasser standen.
    «Da unten ist die alte Kapelle», zeigte Mariolino.
    «Sie werden die Glocke läuten hören», murmelte das Mädchen.
    «Sie sollen alle verflucht sein!» flüsterte der junge Mann.
    «Niemand soll verflucht sein», seufzte das Mädchen. «Wenn man stirbt, darf man niemanden verfluchen. Verflucht sind wir, die wir uns das Leben nehmen. Es ist ein furchtbares Verbrechen.»
    «Das Leben gehört mir und ich mache damit, was ich will!» erwiderte erbittert der junge Mann.
    «Vielleicht werden wir den alten Mesner und den hinkenden Müller als Trauzeugen haben», seufzte das Mädchen.
    Eine kurze Welle überschwemmte den Strand und das Wasser benetzte ihre Füße.
    «Es ist kalt wie der Tod», seufzte das Mädchen und erschauerte.
    «Es handelt sich nur um einen Augenblick», antwortete der junge Mann.
    «Wir schwimmen bis dorthin, zur Tiefe, dann umarmen wir uns eng, ganz eng und lassen uns sinken.»
    «Sie werden die Glocke läuten hören», flüsterte das Mädchen, «so stark wie sie noch nie geläutet hat, weil es jetzt zwei auf einmal sind, die den alten Glöckner aufsuchen werden. Wir werden uns fest umarmen, und niemand wird etwas sagen können.»
    «Der Tod bindet mehr als der Priester und mehr als der Bürgermeister», sagte der junge Mann.
    Das Mädchen antwortete nicht. Nachts zieht der Strom wie ein Abgrund an, und tausend Mädchen haben sich in allen Jahrhunderten am Stromufer gefunden und begonnen, auf einmal langsam zum Wasser zu gehen, und langsam sind sie weitergegangen, bis sie das Wasser bedeckt hat.
    «Wir werden gehen und uns die Hand geben», flüsterte das Mädchen.
    «Und wenn wir den Boden unter den Füßen verlieren, dann wird das die Tiefe über der alten Kapelle sein, und wir werden uns umarmen.»
    Sie nahmen einander an den Händen, und der unerbittliche und entsetzliche Gang begann.
    Don Camillo, begleitet von der ganzen Sippe der Filotti, ließ das Gut hinter sich und gelangte zur Straße, die zum Fluß führte. «Dort beim Transformatorenhäuschen teilen wir uns: eine Hälfte dorthin, die andere dahin. Die eine Hälfte wird also auf dem Damm flußabwärts, die andere aufwärts gehen. Wenn sie noch nicht den Strom erreicht haben, werden wir sie daran hindern.»
    Elektrische Taschenlampen, Kerzen, Öllampen, Laternen, auch Karbidscheinwerfer von alten Fahrrädern, alle möglichen Lichter trugen sie und gingen schweigend. Und da, plötzlich, nach ungefähr hundert Metern, gelangten sie auf die Kreuzung, wo eine Seitenstraße in die Hauptstraße mündet, und fielen fast über eine andere Sippe: die Leute von der Bruciata.
    Alle, natürlich außer dem Alten. Und der Häuptling war Peppone. Es war nichts Wunderbares dabei, einfach deswegen, weil Don Camillo, bevor er das Pfarrhaus verlassen hatte, um sich zu den Filottis zu begeben, seiner alten Magd aufgetragen hatte, sie solle zum Bürgermeister laufen und ihm erzählen, was geschehen war, so daß er seine Bolschewiken auf der Bruciata verständigen könnte.
    Die beiden Häuptlinge hielten voreinander inne und schauten einander stolz an. Peppone nahm den Hut ab und grüßte. Don Camillo erwiderte, indem auch er den Hut abnahm, und die beiden Sippen gingen Seite an Seite weiter. Es schaute wie eine Theaterszene aus mit all diesen Lichtern in der Nacht.
    «Wir

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