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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Kopf zurechtzurücken?» erkundigte sich Peppone.
    Peppone wußte sehr gut, daß sich die beiden gut verstanden, und kannte auch die Fehde zwischen den beiden Familien, sprach aber nie mit Mariolino darüber, weil es Peppones Prinzip war, «daß ein Genosse, wenn er der Partei gut gedient, ansonsten auch der Königin von Peru dienen könne. Es genügt, daß ein Genosse nur vom Halse aufwärts Kommunist sei».
    «Kommst du, um ihr den Kopf zu waschen?» beschränkte er sich zu fragen.
    «Ist nicht notwendig, Herr Ortsgruppenleiter», antwortete das Mädchen.
    Diese Posse, ihn immer Ortsgruppenleiter statt Bürgermeister zu nennen, war so eine Bosheit von Gina, und Peppone hatte sich seit jeher furchtbar darüber geärgert.
    Er ging drohend auf sie zu und hielt ihr einen riesigen, schwarzverschmierten Finger unter die Nase.
    «Du», schrie er, «paß auf, wie du sprichst, oder ich drehe dir den Hals um wie einer Henne.»
    «Jawohl, wie diesen Hennen, die Sie und Ihr Trupp bei uns gestohlen haben, um den ersten Mai zu feiern», erwiderte unerschrocken das Mädchen.
    «Regen Sie sich aber nicht auf, wir haben sehr gut begriffen, daß Sie es nur um der Demokratie willen getan haben, weil es faschistische Hennen waren.»
    Der Gedanke der Säuberung im Hühnerstall der Filottis war einer persönlichen Initiative Smilzos entsprungen und ging auf das Jahr 1945
    zurück, so daß inzwischen neben allem anderen auch die Requirierung der Hennen bei den Filottis unter die Amnestie gefallen war. Aber immer wieder, in den politisch heikelsten Augenblicken, zog die lokale Reaktion diese unglückselige Geschichte von den Hennen der Filottis heran, und der arme Smilzo war es, der jedesmal darunter litt, weil ihn Peppone immer wieder mit einem ganzen Sack Fußtritte beschenkte.
    Peppone ging noch näher auf sie zu. Mariolino stellte sich vor sie, um sie zu verteidigen, und dann erblickte Peppone Mariolinos verletzte Stirne und das geschlagene Gesicht des Mädchens.
    «Was ist denn geschehen?» fragte er.
    Mariolino erstattete Bericht, und Peppone kratzte sich hinter dem Ohr.
    «Verfluchter Jammer», bemerkte Peppone schließlich, «das verstehe ich nicht. Habt ihr denn Prügel so gern? Es gibt so viele Frauen und so viele Männer ...»
    «Es gibt auch so viele Parteien», unterbrach ihn hart das Mädchen. «Warum haben Sie sich dann gerade diese eine in den Kopf gesetzt, wegen der sie neunzig Prozent der Bevölkerung haßt?»
    «Ach was, neunzig Prozent! Keine Rede, meine Schöne! Hier sind sechzig Prozent für uns», behauptete Peppone.
    «Bei der nächsten Wahl werden wir sehen!» erwiderte das Mädchen.
    Peppone schnitt kurz ab.
    «Es ist jedenfalls eure Sache und es geht mich nichts an und ich will auch nichts damit zu tun haben. Ich bin der Sektionssekretär und nicht euer Liebessekretär!»
    «Sie sind der Bürgermeister!» sagte das Mädchen.
    «Klar, und darauf bin ich stolz. Und wenn schon?»
    «Dann müssen Sie uns sofort trauen», rief das Mädchen.
    «Ihr braucht eine Zwangsjacke! Ich bin ja Mechaniker», grinste Peppone nach einem Augenblick hellster Verwunderung, indem er den Kopf wieder unter die Motorhaube des Traktors steckte und zu hämmern begann.
    Das Mädchen schaute höhnisch zu Mariolino.
    «So», rief sie mit lauter Stimme, «das soll der berühmte Peppone sein, der sich angeblich vor niemandem fürchtet?»
    Peppone zog den Kopf unter der Motorhaube hervor.
    «Hier geht es nicht um Angst! Es handelt sich um das Gesetz, und ich kann euch in einer Werkstatt nicht trauen, das müßt ihr schon einsehen. Und ich kann auch alle diese Vorschriften nicht im Kopf haben. Kommt morgen früh ins Gemeindeamt. Wir werden schon alles erledigen. Zum Teufel, das verstehe ich nicht, warum muß man gerade halb elf Uhr nachts heiraten? Ich habe noch nie eine so dringende Liebe gesehen!»
    «Es geht nicht um die Liebe», erklärte Mariolino, «es geht um die Notwendigkeit. Wir sind von zu Hause durchgebrannt und wir gehen nicht mehr zurück. Wir können aber das Dorf nicht verlassen, wenn wir nicht verheiratet sind. Wenn wir mit dem Gesetz und mit dem Gewissen in Ordnung sind, dann besteigen wir den Zug und Addio! Wohin wir kommen, kommen wir eben, es ist uns egal und es ist immer gut, wenn man mit nichts anfangen muß.»
    Peppone kratzte sich hinter dem Ohr.
    «Jetzt verstehe ich alles», murmelte er. «Es ist schon richtig, wir müssen aber doch bis morgen warten. Wir werden schauen, ob wir nicht diese ganze Sache zusammenflicken

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