Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
Leute für morgen im Schilde führen? Noch nie habe ich etwas so Geheimnisvolles gesehen. Was sollen alle diese Vorbereitungen heißen? Diese Stangen, die sie rundherum um den freien Platz zwischen der Apotheke und dem Baghetti-Haus in die Erde pflanzen? Was für ein Teufelswerk soll das sein?»
    «Mein Sohn, wenn es Teufelswerk wäre, würden sie es erstens nicht offen machen, und zweitens würden sie nicht dich einladen, um es zu segnen. Hab'
    Geduld bis morgen.»
    Don Camillo ging am Abend hinaus, um einen Blick auf die Vorbereitungen zu werfen, er sah aber nur Stangen und Fahnenmasten rundherum um die Wiese, und niemand konnte sich erklären, was da geschehen sollte.
    Als er am nächsten Morgen, begleitet von zwei Ministranten, die Kirche verließ, zitterten ihm die Knie. Er spürte, daß etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Er witterte Verrat.
    Er kam nach einer Stunde zurück, außer sich, fiebernd.
    «Was ist denn geschehen?» fragte ihn Christus vom Hauptaltar.
    «Haarsträubend», stotterte Don Camillo. «Fürchterlich. Musikkapelle, Garibaldi-Hymne, eine Rede Peppones und die Grundsteinlegung für das
    ‹Haus des Volkes›. Und ich mußte den Grundstein segnen. Peppone war außer sich vor Befriedigung. Dieser Affe hat mich aufgefordert, ein paar Worte zu sagen, und so mußte ich eine kleine Gelegenheitsrede halten, weil dieser Gauner das Ganze, obwohl es eine Parteisache war, als öffentliches Werk dargestellt hat!»
    Don Camillo ging in der leeren Kirche auf und ab. Dann blieb er wieder vor Christus stehen.
    «Ein Witz», rief er aus. «Versammlungssaal, Lesesaal, Bibliothek, Turnsaal, Ambulatorium, Theater! Ein Wolkenkratzer mit zwei Stockwerken, mit einem Sportplatz und einer Kegelbahn. Und alles für lächerliche zehn Millionen.»
    «Es ist nicht teuer bei den heutigen Preisen», bemerkte Christus.
    Don Camillo fiel auf einer Bank zusammen.
    «Jesu», seufzte er traurig, «warum tatest Du mir diese Schmach an?»
    «Don Camillo, du bist nicht bei Verstand!»
    «Schon, ich bin bei Verstand. Es sind schon zehn Jahre her, daß ich tagtäglich auf den Knien um ein paar Lire bitte, um eine kleine Bibliothek anlegen zu können, um ein Spielzimmer für Buben, einen Kinderspielplatz mit einer Schaukel, mit ein paar Turngeräten und vielleicht mit einem kleinen Schwimmbad wie in Castellino einrichten zu können. Es ist schon zehn Jahre her, daß ich mich zerreiße, indem ich diesen schmutzigen, geizigen Großgrundbesitzern, die ich am liebsten ohrfeigen möchte, wenn ich ihnen begegne, Komplimente und Verbeugungen mache; ich werde ungefähr zweihundert Lotterien zustande gebracht, an zweitausend Türen angeklopft haben, und ich habe nichts erreicht. Und da kommt so ein exkommunizierter Lackel und sieh da, zehn Millionen regnen ihm vom Himmel in die Tasche.»
    Christus schüttelte das Haupt. «Sie regnen ihm nicht vom Himmel», antwortete er. «Die Erde hat sie ihm gegeben. Ich habe damit nichts zu tun, Don Camillo. Es ist ein Ergebnis seiner persönlichen Initiative.»
    Don Camillo breitete die Arme aus.
    «Dann ist die Sache einfach. Das heißt, ich bin ein armer Idiot.»
    Don Camillo begab sich in seine Kammer und ging in ihr zornig grübelnd hin und her. Er schloß die Möglichkeit aus, daß Peppone durch Straßenüberfälle oder Bankeinbruch zu den zehn Millionen gekommen wäre.
    «Diese Banditen! In den Tagen der Befreiung, als Peppone vom Gebirge heruntergekommen war, und als es so ausschaute, als ob von einem Tag zum andern die proletarische Revolution ausbrechen würde, hat er bestimmt die Angst dieser Feiglinge von Großgrundbesitzern sich zunutze gemacht und sie ausgeplündert.»
    Dann fiel ihm aber ein, daß die Herrschaften in jenen Tagen nicht in der Gegend gewesen waren, vielmehr war ein englischer Trupp da, der mit Peppones Leuten kam. Die Engländer hatten sich sofort in den Herrschaftshäusern breitgemacht, wo sie nun an die Stelle der
    «Hakenkreuzler» traten. Die waren vorher geraume Zeit in der Gegend und hatten die Herrschaftshäuser systematisch von allen besseren Sachen gesäubert. Man konnte also nicht einmal annehmen, daß Peppone durch Hausdurchsuchungen zu den zehn Millionen gekommen sei.
    Vielleicht kam das Geld aus Rußland? Er fing zu lachen an: man stelle sich vor, die Russen hätten an nichts anderes zu denken als an Peppone!
    «Jesu», ging Don Camillo schließlich bitten, «könntest Du mir nicht sagen, wo Peppone das Geld gefunden hat?»
    «Don Camillo», antwortete

Weitere Kostenlose Bücher