Don Camillo und Peppone
anderen kicherten zufrieden. Peppone schaute Don Camillo in die Augen, zog wieder die Jacke aus, stellte sich vor die Maschine und hob die Faust. «Jesu», murmelte noch schnell Don Camillo.
Peppones Faust ließ die Luft erzittern.
«Tausend!» heulte die Menge. Und Peppones Generalstab sprang vor Freude in die Luft.
«Bei tausend dicke Luft für alle», schloß der Besitzer. «Es wird am besten sein, wir bleiben dabei.»
Peppone entfernte sich triumphierend in einer, Don Camillo ebenfalls triumphierend in der anderen Richtung.
«Jesu», sagte Don Camillo, als er wieder vor Christus stand. «Ich danke Dir.
Ich hatte eine wahnsinnige Angst.»
«Daß du keine tausend erreichen wirst?»
«Nein, ich fürchtete, er werde es vielleicht nicht erreichen. Ich hätte ihn auf dem Gewissen gehabt.»
«Ich wußte es und half ihm ein wenig», antwortete lächelnd Christus.
«Übrigens, kaum hatte er dich erblickt, ergriff auch Peppone eine wahnsinnige Angst, daß es dir vielleicht nicht gelingen werde, neunhundertzweiundfünfzig zu erreichen.»
«Vielleicht», murmelte Don Camillo, der sich von Zeit zu Zeit darin gefiel, den Skeptiker zu spielen.
DIE STRAFEXPEDITION
Die Landarbeiter versammelten sich auf dem Marktplatz und begannen Lärm zu schlagen, weil sie von der Gemeinde Arbeit haben wollten. Die Gemeinde hatte aber kein Geld, und der Bürgermeister Peppone erschien auf dem Balkon des Gemeindeamtes und schrie, sie sollten sich beruhigen, weiter werde schon er sorgen.
«Nehmt Autos, Motorräder, Lastwagen und Karren und bringt mir alle die Herren in einer Stunde her!» befahl Peppone seinen im Amt versammelten Anführern. Es waren dazu zwar drei Stunden notwendig, aber schließlich waren in der Ratsstube alle wichtigsten Grundbesitzer und Pächter der Gemeinde – blaß und verschreckt – versammelt, während unten die Menge rumorte.
Peppone war kurz angebunden.
«Ich tue, was ich kann», sagte er barsch. «Die Leute sind hungrig und wollen Brot, nicht schöne Worte. Entweder schüttet ihr jeder tausend Lire pro Hektar aus, in welchem Fall man den Leuten im Rahmen der öffentlichen Arbeiten einen Verdienst geben kann, oder – als Bürgermeister und als Führer der Arbeitermassen – wasche ich meine Hände in Unschuld.»
Brusco trat auf den Balkon hinaus und erklärte den Leuten, daß der Bürgermeister das und jenes gesagt habe. Er werde dann die Antwort der Grundbesitzer mitteilen. Und die Leute antworteten mit einem Geschrei, das die Entführten erblassen ließ.
Die Besprechung dauerte nicht lange, und eine gute Hälfte unterzeichnete eine Verpflichtung, freiwillig die bestimmte Summe pro Hektar zu bezahlen; es schien, als ob alle anderen auch unterzeichnen würden, als die Reihe an den alten Verola, den Pächter von Campolungo, kam und die ganze Angelegenheit ins Stocken geriet.
«Wenn ihr mich auch erschlagt, ich unterzeichne nicht», sagte Verola.
«Wenn so ein Gesetz kommt, werde ich zahlen. Anders gebe ich aber kein Geld her.»
«Wir werden es uns holen», schrie Brusco.
«Schon gut», murmelte der alte Verola, der in Campolungo an Söhnen, Enkelkindern, Neffen und Schwiegersöhnen ungefähr fünfzehn gut geübte Schützen hatte. «Schon gut, den Weg zu mir kennt ihr.»
Jene, die unterzeichnet hatten, knirschten vor Wut mit den Zähnen, und die anderen sagten: «Wenn Verola nicht unterzeichnet, unterzeichnen wir auch nicht.»
Brusco teilte dies jenen auf dem Platz mit und diese heulten, man möge ihnen Verola herunterwerfen oder sie kämen hinauf, sich ihn zu holen.
Peppone erschien aber auf dem Balkon und sagte, man dürfe keine Dummheiten machen.
«Mit dem, was wir erreicht haben, können wir ruhig zwei Monate leben.
Inzwischen, ohne aus dem Rahmen des Gesetzes zu fallen, werden wir schon ein Mittel finden, um die Restlichen und Verola zu überzeugen, so wie wir die anderen überzeugt haben.» Alles ging glatt, und Peppone begleitete den alten Verola persönlich zum Auto, um ihn zu überzeugen. Als dieser auf der Brücke von Campolungo aus dem Wagen stieg, sagte er nur:
«Mit Siebzig hat man nur eine einzige Angst: daß man noch zu lange leben könnte.»
Nach einem Monat war die Lage noch immer unverändert, und die Leute gifteten sich immer mehr – und so geschah es einmal bei Nacht.
Man verständigte gleich in der Frühe Don Camillo, und er fuhr mit seinem Fahrrad nach Campolungo. Er fand alle Verolas auf einem Feld versammelt vor, stumm wie Steine und mit verschränkten Armen auf
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