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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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dann verschicken, wenn wir es für nützlich halten, daß die Polizei gewisse Dinge erfährt. Du wirst zu geeigneter Zeit neue Weisungen erhalten, die den Briefverkehr regeln.
    Was wir Dir heute zu schreiben haben, ist äußerst heikler Natur und muß unbedingt geheim bleiben.
    Genosse, die klerikal-kapitalistische Clique arbeitet für den Krieg. Der Friede ist bedroht, und die Sowjetunion, diese einzige wohltätige Macht im Dienste des Friedens, braucht die Hilfe aller hervorragenden Genossen.
    Die Sowjetunion muß gewappnet sein, den Angriff abzuwehren, den die Furie des Westens verräterisch gegen sie anzetteln will. Die heilige Sache des Friedens braucht Männer mit festem Glauben, hohem beruflichen Können, versehen mit den Vorzügen schärfster Selbstkritik und mit unbedingtem Gehorsam.
    Wir bauen auf Dich, Genosse Bottazzi, und darum hat die A. P.-Sonderkommission einstimmig beschlossen, Dir die Ehre zu erweisen, in die Schar der Auserwählten eingereiht zu werden.
    Wir sind sicher, daß Dich diese Nachricht mit berechtigtem Stolz erfüllen wird: Du wirst in Kürze in die Sowjetunion reisen und dort Deine Fertigkeit als Mechaniker in den Dienst des Friedens und seiner Rettung stellen.
    Das ruhmreiche Land des Sozialismus wird den Mitgliedern dieser auserwählten Friedensbrigade die gleiche Behandlung gewähren wie den Sowjetbürgern. Ich bitte Dich, darin ein weiteres Zeichen der Großzügigkeit unserer sowjetischen Genossen erblicken zu wollen.
    Du wirst noch ausführliche Anweisungen bezüglich des Tages deiner Abreise und der erforderlichen Ausstattung erhalten. Die Sowjetunion wirst Du auf dem Luftwege erreichen.
    Angesichts des äußerst heiklen Charakters dieser Sache befehlen wir Dir, diesen Brief sofort zu vernichten. Richte die Antwort an den Genossen, dessen Adresse Du auf dem Umschlag findest. Sei außerordentlich vorsichtig, die heilige Sache des Friedens ist heute mehr denn je in Deinen Händen. Wir erwarten Deine Zustimmung.

    Zum erstenmal in seinem Leben leistete Peppone einem Befehl der Partei nicht Folge: Er verbrannte den Brief nicht.
    «Ich verbrenne ihn nicht», sagte er zu sich. «Das ist die schönste Anerkennung, die mir die Partei je erwiesen hat. Ein Dokument von solch geschichtlicher Bedeutung darf man nicht aus der Hand lassen; morgen kann irgendein Schuft meine
    Verdienste bezweifeln; ich reibe ihm dann den Brief unter die Nase, und er ist aufgeschmissen. Schwarz auf weiß ist schwarz auf weiß.»
    Weiß Gott wie oft las er den Brief, und als er ihn auswendig kannte, kam er vergnügt zu dem Schluß: «Ja, man plagt sich schon, aber man hat auch manchmal große Genugtuung dabei!»
    Der einzige Jammer war, daß er niemandem den Brief zeigen konnte. «Jetzt werde ich aber eine noch geschichtlichere Antwort entwerfen, noch historischer, als es der Brief selbst ist», beschloß Peppone. «Alle werden sie vor Rührung weinen müssen. Ich werde ihnen schon zeigen, was für Gefühle ich hier drinnen habe, wenn ich auch nur drei Volksschulklassen besuchen konnte!»
    Am selben Abend schloß er sich in seinem Keller ein und begann die Antwort zu schreiben:

    Genosse,
    die übernatürliche Unendlichkeit des bebenden Stolzes, welcher meine Seele wegen der Wall zum auserwählten der Friedensbrigate erhebt, womit ich auf die Befehle der unfehlbaren Partei warte. Erheben wir den Schicksalsruf des Sozialismus: «Gehorsam!» wie das rothemd Garibaldi und warten auf die diesbezüglichen Befehle wenn auch die instinktife Natur uns sofort zu reisen sagt. Da ich niemals etwas gefordert habe, ersuche ich nun, mich als ersten gehen zu lassen!

    Peppone las das Geschriebene durch: Es waren natürlich einige Worte darunter, die man noch schleifen mußte, und auch die Interpunktion gehörte noch ausgebessert, aber als erste Welle war es eigentlich sehr gut.
    Die zweite Welle verschob er daraufhin auf den nächsten Abend. Erstens war es eine anstrengende Angelegenheit, und zweitens war es nicht gut, die Dinge zu überstürzen. Er wollte einen von jenen Briefen schreiben, die dann von der Partei mit den Begleitworten der Leitung in den Zeitungen abgedruckt werden.
    Er rechnete aus, daß mit drei Wellen die Sache zu erledigen wäre.

    Eines Abends spazierte Don Camillo auf der Straße, die zur Mühle führt, rauchte eine Zigarre und genoß den Frühling in seiner vollen Blüte, als ihm Peppone über den Weg lief.
    Sie unterhielten sich über das Wetter und über die Gegend, aber man spürte eine Meile weit,

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