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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Ich gehe außerdem nicht zu Sterbenden, um von Geschäften zu reden. Ich kümmere mich nicht um irdische Güter, sondern um Seelen.»
    Nero zuckte zusammen, und Don Camillo schüttelte lächelnd den Kopf.
    «Nero, ich habe nicht die Absicht, dir eine Predigt zu halten. Was ich dir zu sagen hatte, habe ich dir gesagt, als du noch ein Bub warst und kamst, um mich zu hören. Jetzt begnüge ich mich damit, deine Frage zu beantworten. Mit Molotti habe ich nicht über Geschäfte gesprochen. Ich habe mich nicht für seine Verträge interessiert. Es geht mich auch nichts an. Wenn du eine Hilfe brauchst, wende dich an einen Rechtsanwalt. Beeile dich aber, denn Molotti ist bereits mehr drüben als hüben.»
    Nero zuckte mit den Achseln.
    «Wenn ich Sie und nicht einen Rechtsanwalt aufgehalten habe, dann will das heißen, daß diese Sache den Priester und nicht den Rechtsanwalt angeht. Es handelt sich um eine Dummheit, einen Scherz. Wie dem auch sei, Sie sollten Molotti diese tausend Lire geben und ihm sagen, er möge mir das gestempelte Formular zurückgeben!»
    «Geld? Stempelformular? Angelegenheit eines Rechtsanwaltes, nicht eines Priesters!» erwiderte Don Camillo.
    Inzwischen waren sie beim Pfarrhof angelangt. Don Camillo ging hinein, Nero schaute sich um und folgte ihm.
    Don Camillo setzte sich an den Schreibtisch in der Pfarrkanzlei, bot Nero einen Stuhl an und sagte:
    «Wenn du glaubst, daß ich dir behilflich sein kann, dann sprich!»
    Nero drehte den Hut in den Händen und sagte nach einer Weile:
    «Hochwürden, die Sache ist so: Vor einem Jahr habe ich Molotti meine Seele für tausend Lire verkauft.»
    Don Camillo sprang von seinem Stuhl auf und sagte dann drohend:
    «Höre! Wenn du dich lustig machen willst, hast du dich in der Tür geirrt.»
    «Ich scherze nicht!» rief Nero. «Ich habe in seinem Haus gearbeitet, und wir haben von der Seele gesprochen. Ich habe behauptet, es gibt keine Seele, und er hat zu mir gesagt: Ich habe das Geschäft abgeschlossen und den Vertrag unterzeichnet.»
    «Den Vertrag?»
    «Ja, mit meiner Hand hab ich ihn auf ein Stempelformular geschrieben.»
    Nero wiederholte auswendig den Text des Vertrages; er erinnerte sich an jedes Wort. Und Don Camillo war überzeugt, daß Nero die reine Wahrheit sprach.
    Da breitete er die Arme aus.
    «Ich verstehe vollkommen. Was ich aber nicht verstehe, ist, daß du dieses Papier zurückhaben willst. Wenn es für dich keine Seele gibt, was macht es dir dann aus, wenn du sie verkauft hast?»
    «Es liegt nicht an der Seele», erklärte Nero. «Ich möchte nur nicht, daß die Erben dieses Papier finden und daraus eine politische Spekulation zum Schaden meiner Partei machen.»
    Don Camillo stand auf, richtete sich in seiner ganzen Größe vor Nero auf und stemmte die Hände in die Hüften.
    «Sag einmal», grollte er mit zusammengepreßten Zähnen, «deiner Meinung nach müßte ich dir jetzt im Interesse deiner Partei helfen! Du hältst mich also für den idiotischsten Priester der Welt! Da ist die Tür - und verschwinde!»
    Nero ging langsam zur Tür. Nach wenigen Schritten kam er aber zurück.
    «Ich pfeife auf die Partei!» schrie er. «Ich will das Papier zurück!»
    Don Camillo stand immer noch dort, die Fäuste in die Hüften gestemmt und mit vorgeschobenem Kinn.
    «Ich will das Papier zurück!» schrie er. «Seit sechs Monaten kann ich nicht mehr schlafen!»
    Don Camillo betrachtete dieses verzerrte Gesicht, diese verängstigten Augen, diese schweißtriefende Stirn.
    «Das Papier!» keuchte Nero. «Wenn dieses Schwein noch am Sterbebett verdienen will, gebe ich ihm auch noch mehr. Ich gebe ihm, was er fordert. Ich kann nur nicht zu ihm gehen. Man würde mich nicht hineinlassen. Ich wüßte auch nicht, wie ich die Sache anschneiden sollte.»
    Don Camillo unterbrach ihn.
    «Beruhige dich! Wenn es dir nicht um die Partei geht, was brauchst du das Papier? Seele und Jenseits sind doch nur Dummheiten, erfunden von uns Priestern...»
    «Das geht Sie nichts an!» brüllte Nero. «Ich will mein Papier zurück!»
    Don Camillo zuckte mit den Achseln.
    «Ich werde es morgen früh versuchen.»
    «Nein! Sofort!» sagte Nero. «Morgen kann er schon tot sein. Sofort, solange er lebt. Nehmen Sie die tausend Lire und gehen Sie. Ich warte draußen... Gehen Sie, Hochwürden, beeilen Sie sich!»
    Don Camillo hatte verstanden, konnte aber den gebieterischen Ton dieses

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