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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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davon verstehen.»
    «Ist er krank?» erkundigte sich Nero.
    «Schau, er ist dreiundneunzig Jahre alt», antwortete Peppone. «Er ist seit einer Woche bettlägerig, er hat etwas auf der Lunge, und in seinem Alter kann eine Erkältung leicht einen Menschen in die andere Welt befördern.»
    Nero zog fleißig den Blasebalg.
    «Ein altes reaktionäres Schwein weniger», murmelte Nero. «Ein Glück für alle, auch für ihn selbst, weil er seit einiger Zeit ohnedies völlig kindisch geworden war.»
    Peppone schüttelte den Kopf.
    «Ich finde das nicht. Vor einem Monat hat er noch das Geschäft mit dem Grundstück von Trespiano gemacht und dabei wenigstens fünfzehn Millionen verdient.»
    «Da hat er ganz einfach unverschämtes Glück gehabt!» ent-gegnete Nero. «Ich versichere dir, daß er seit einiger Zeit völlig idiotisch ist. Capo, ich werde dir etwas sagen, was ich noch niemandem gesagt habe.»
    Nero erzählte grinsend die Geschichte vom Vertrag, und Peppone hörte ihm aufmerksam zu.
    «Ist nicht ein Mensch ein Idiot, wenn er eine Seele für tausend Lire kauft?» schloß Nero.
    «Gewiß», bemerkte Peppone. «Ein noch größerer Idiot ist aber der, der seine Seele für tausend Lire verkauft.»
    Nero zuckte mit den Achseln.
    «Ich weiß, ich hätte auch mehr herausschlagen können», gab er zu.
    «Es geht nicht um mehr oder weniger Geld», sagte Peppone. «Die Sache an sich ist idiotisch.»
    Nero hörte auf, den Blasbalg zu ziehen.
    «Capo», rief er, «wirst auch du noch ein Marienkind werden? Was sind das für Geschichten? Lassen wir die Frage der politischen Opportunität, die Religion und die Kirche nicht anzugreifen, beiseite; lassen wir die offizielle Stellung der Partei außer acht; aber unter uns gesagt, bist du vielleicht nicht mit mir darüber einig, daß dieses ganze Zeug, Seele, Himmel, Hölle und so weiter, nur eine Erfindung der Priester ist?»
    Peppone fuhr fort, auf das glühende Eisen zu hämmern. «Nero», sagte er nach einer langen Pause des Schweigens, «das ist alles unwichtig. Ich sage dir nur, daß es zu nichts führt, die Seele um tausend Lire zu verkaufen.»
    Neros Miene erhellte sich. «Capo, jetzt versteh ich. Du hast aber nicht recht. Um jede politische Spekulation auszuschalten, ließ ich dem Vertrag die Klausel hinzufügen, daß Molotti mit niemandem über diesen Vertrag reden darf.»
    «Gut, wenn die Klausel dabei ist, dann ist es etwas anderes», meinte Peppone. «Dann ist es eine rein persönliche Angelegenheit, die mit der Partei nichts zu tun hat. Von der Partei aus ist also bei dir alles in Ordnung.»
    Dann sprach er von anderen Dingen.
    Nero kam gegen Mitternacht nach Hause und war ausgezeichneter Laune.
    «Wichtig ist, daß von der Partei aus alles in Ordnung ist», sagte er zu sich selbst vor dem Einschlafen. «Wenn bei der Partei alles in Ordnung ist, ist wirklich alles in Ordnung.»
    Molottis Zustand verschlechterte sich von Tag zu Tag, und als Don Camillo eines Abends in den Pfarrhof zurückkehrte, nachdem er viele Stunden am Lager des Alten verbracht hatte, stieß er auf Nero.
    «Guten Abend», sagte Nero. Das war eine solche Überraschung, daß es Don Camillo für notwendig hielt, das Fahrrad anzuhalten, abzusteigen und Nero aus der Nähe ins Gesicht zu schauen.
    «Merkwürdig», sagte er schließlich. «Du bist tatsächlich Nero aus Fleisch und Knochen und hast mich gegrüßt? Hast du dich vielleicht geirrt? Vielleicht hast du mich für den Finanzer gehalten? Bist du sicher, daß ich der Pfarrer bin?»
    Nero zuckte mit den Achseln. «Bei Ihnen weiß man nie, wie man dran ist. Wenn wir nicht grüßen, dann sagen Sie, daß wir Roten gottlos sind. Wenn wir grüßen, dann sind wir verrückt.»
    Don Camillo breitete die Arme aus.
    «In einem gewissen Sinne hast du recht. In einem andern nicht. Wie dem auch sei, guten Abend!»
    Nero betrachtete eine Weile die Lenkstange an Don Camillos Fahrrad und fragte dann:
    «Wie geht es dem alten Molotti?»
    «Er verlöscht langsam.»
    «Hat er das Bewußtsein verloren?»
    «Nein, er war immer und ist auch jetzt noch bei klarem Verstand.»
    Nero zögerte und fragte dann herausfordernd:
    «Hat er Ihnen nichts gesagt?»
    Don Camillo riß verblüfft die Augen auf.
    «Nero, ich verstehe kein Wort», sagte er. «Was hätte er mir sagen sollen?»
    «Hat er nicht von mir gesprochen? Von einem Vertrag zwischen mir und ihm?»
    «Nein», sagte Don Camillo mit absoluter Sicherheit. «Wir haben über alles mögliche , nur nicht über dich gesprochen.

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