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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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seinen Buben noch wach im Bettchen vor.
    Der Bub lachte ihn an und streckte ihm die Arme entgegen, aber Peppone ließ sich nicht aufhalten.
    «Schlafe!» sagte er nur.
    Und er sagte es mit einer harten, bösen und drohenden Stimme, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, nicht einmal vor sich selbst, daß er wehmütig an die aufgerissenen Augen des Buben Straziamis dachte.

Der große Tag

    Dem Provinzsekretär der Partei blieb der Mund vor Verwunderung offen, als er zur letzten Wahlversammlung ins Dorf kam. Eine so gut gedrillte Ortsgruppe wie die Peppones, sagte er, gäbe es in der ganzen Provinz nicht.
    Als er die Rednertribüne bestieg, erhob sich auf dem überfüllten Platz ein solcher Donner von Zurufen und Händeklatschen, daß im ganzen Dorf die Fensterscheiben zitterten.
    Als sich der Beifall gelegt hatte, stellte Peppone den Redner vor, dieser trat an das Mikrofon und begann:
    «Genossen...»
    Dann mußte er abbrechen, da die Menge zu murmeln begann und alles in die Luft schaute. Man hörte ein sich näherndes Surren, und gleich darauf erschien ein kleines rotes Flugzeug, überflog den Platz und ließ über ihn wohl eine halbe Tonne kleiner roter Flugzettel fallen.
    Es entstand ein lautes Durcheinander, und alles dachte nur daran, wie man die Zettel im Flug fangen könnte. Auch Peppone erwischte einen und biß die Zähne zusammen.
    Der Redner setzte auseinander, daß die Volksfeinde wirklich wenig Phantasie hätten und nur die üblichen alten Geschichten erzählten; so versuchte er der Propaganda der anderen tapfer entgegenzuwirken. Der Platz hatte sich beruhigt, als das verfluchte rote Flugzeug wieder erschien und grüne Flugzettel abwarf.
    «Niemand rührt sich!» brüllte Peppone. «Anständige Demokraten beachten nicht die Herausforderung der Gegner, die sich an das Ausland verkaufen!»
    Der Platz nahm mit Ruhe die Landung der grünen Flugblätter zur Kenntnis, die von den Lebensbedingungen des russischen Arbeiters sprachen, und dem Redner gelang es, gute fünf Minuten zu sprechen. Das Flugzeug machte sich aber wieder bemerkbar, und alle Nasen richteten sich zum Himmel.
    Es wurde aber nichts abgeworfen.
    «Es brennt!» schrien die Leute, als sie eine schwarze Rauchfahne aus dem Heck des Flugzeuges kommen sahen, und es ging ein Gewoge durch die Menge. Es war aber etwas anderes los: Das Flugzeug zog merkwürdige Kreise am Himmel, der schwarze Rauch in der Luft blieb stehen, und die Leute bemerkten auf einmal, daß das Flugzeug in riesigen Lettern geschrieben hatte: «W la DC!», «Es lebe die christliche Demokratie!»
    Ein Wutschrei stieg aus den Abteilungen der Aktivisten empor, und erst als sich die Schrift in der Luft verflüchtigt hatte, beruhigte sich der Platz wieder, und der Redner konnte seine Ansprache von neuem beginnen.
    Nach fünf Minuten war der fliegende Störenfried wieder da. Er warf nichts über dem Platz ab, sondern ließ, am Dorfrand angelangt, eine riesige Menge merkwürdiger Dinge fallen, die geräuschlos schaukelnd aus der Luft herunterkamen. Man sah, daß es kleine Fallschirme waren, an denen Säckchen hingen. Die Menge konnte nicht widerstehen, es entstand eine allgemeine Auflösung, und um die Tribüne verblieben nur die Aktivistenabteilungen.
    Als die Leute kichernd zurückkamen, reichte jemand Peppone einen Fallschirm. Auf dem Säckchen stand gedruckt. «Von Rußland geschenktes Getreide», und drinnen war ein Häufchen Konfetti.
    Peppone fing zu brüllen an, worauf die Menge zu kichern aufhörte und der Redner wieder zu sprechen begann. Wieder hörte man den Luftverbrecher kommen.
    Dann spürte Peppone, wie sich seine Eingeweide vor Wut umdrehten. Er sprang auf das Podium hinauf, rief den «Stoßtrupp» zusammen und entfernte sich mit ihm im Laufschritt.
    Als sie den Stall Lungos erreichten, blieben sie vor dem Strohschuppen stehen.
    «Vorwärts, los!» schrie Peppone.
    Die Männer zogen ein großes, mit Säcken bedecktes Ding aus dem Stroh, und als sie die Säcke weggenommen hatten, zeigte sich ein Zwanzig-Millimeter-Maschinengewehr, glänzend von Schmieröl.
    Sie stellten es in Feuerstellung, und Brusco versuchte etwas einzuwenden. Aber Peppone schnitt ihm das Wort ab.
    «Wir sind im Krieg! Wenn diese Gauner das Recht haben, die Luftwaffe zu verwenden, dürfen wir auch die Flak einsetzen!»
    Glücklicherweise war das Flugzeug mit seiner Arbeit fertig und abgezogen. So trat die Flak nicht in Aktion. Inzwischen hatte sich aber die Wählerversammlung aufgelöst, weil das

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