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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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zwei oder drei verständigen, und die sollen die Nachricht weitergeben. Sie sollen laufen! Schreiben Sie schnell die Liste ab!»
    «Gut», sagte Don Camillo, als er mit dem Abschreiben fertig war. «Den Sohn des Mesners schicke ich zu Filotti, und Filotti hat fünfzig Leute, die können die anderen verständigen. Was mich betrifft, ich rühre mich nicht von hier.»
    «Sie müssen weg!» brüllte Peppone.
    «Mein Platz ist hier», erwiderte ruhig Don Camillo, «und ich rühre mich nicht, auch wenn Stalin persönlich kommt.»
    «Sie sind verrückt!» brüllte Peppone. In diesem Augenblick hörte man Klopfen, und Peppone mußte sich im Nebenzimmer verstecken.
    Nun war Brusco da. Er hatte aber kaum Zeit, Don Camillo zu sagen, er solle schauen, daß er weiterkomme, als wieder jemand an die Tür klopfte. Brusco versteckte sich dort, wo bereits Peppone verschwunden war, und gleich darauf betrat Bigio das Zimmer.
    «Don Camillo», sagte Bigio, «ich konnte mich erst jetzt freimachen. Hier beginnt es zu stinken, und Sie müssen sich davonmachen. Da ist die Liste der Leute, die zu verständigen wären.»
    Dann mußte auch er im Nebenzimmer Zuflucht nehmen, weil es schon wieder an der Tür klopfte. Es war Straziami, mürrisch und grob wie immer. Er konnte nicht einmal anfangen, da kamen Peppone und Brusco und Bigio schon wieder herein.
    «Wie in einem alten Lustspiel, das ich im Seminar einmal gesehen habe», grinste Don Camillo. «Jetzt warten wir noch auf den Hinkenden, und dann sind wir vollzählig.»
    «Der kommt nicht», murmelte Peppone. Dann seufzte er. Mit einer Hand schlug er Brusco auf die Schulter, mit der anderen tätschelte er Bigio die Wange, und Straziami gab er einen Stoß in den Rücken.
    «Himmeldonnerwetter!» rief er. «Da sind wir wieder alle beisammen, wie in der guten alten Zeit. Und verstehen uns so gut wie einst.»
    Die anderen nickten zustimmend.
    «Schade», seufzte Peppone, «wäre auch Smilzo hier, so hätten wir die ganze alte Garde beisammen!»
    «Er ist da», erklärte ruhig Don Camillo. «Smilzo ist als erster gekommen.»
    «Ausgezeichnet!» rief Peppone. «Und jetzt schauen Sie, daß Sie weiterkommen!»
    Don Camillo war ein Dickkopf.
    «Nein, ich habe dir schon gesagt, daß mein Platz hier ist. Mir genügt schon zu wissen, daß keiner von euch auf mich schießen will!»
    Peppone verlor die Geduld und zog den Hut mit beiden Händen tief über die Ohren herab, wobei er ihn leicht um den Kopf drehte, wie er es zu machen pflegte, bevor er auf jemanden losging.
    «Ihr zwei faßt ihn an den Schultern, damit ich ihn an den Füßen packen kann. Dann tragen wir ihn weg und binden ihn an einem Karren fest. Du, Straziami, spannst die Stute ein.»
    Sie kamen nicht dazu, anzufassen, als das elektrische Licht wieder aufflammte und sie geblendet dastanden.
    Nach einigen Sekunden ertönte auch wieder das Radio.
    «Die neuesten Wahlergebnisse für die Abgeordnetenkammer, 41 000 Wahlsprengel von insgesamt 41 168, davon für die Democrazia Cristiana 12 000 257 Stimmen, für die Volksfront 7 547 468...»
    Sie schwiegen alle und hörten zu, bis die Stimme im Radioapparat verstummte. Dann blickte Peppone finster auf Don Camillo.
    «Unkraut vergeht nicht», sagte er wütend. «Ihr seid noch einmal davongekommen!»
    «Auch ihr seid davongekommen», erwiderte ruhig Don Camillo. «Gelobt sei Gott.»
    Wer nicht davonkam, war Gigio, der Hinkende, der noch immer begierig auf den Befehl wartete, die grüne Rakete steigen zu lassen, und der anstatt dessen so viele Fußtritte bekam, daß er nun auch mit dem Hinterteil hinkte.
    Sic transit gloria mundi.

Besuch aus der Stadt

    Gigino fühlte die Blicke der Mutter und seiner beiden Schwestern auf sich, hob aber das Gesicht nicht vom Teller.
    Das Dienstmädchen ging wieder in die Küche, und die Gnädige wiederholte: «Na also?»
    «Ich habe mit allen Lehrern und dem Klassenvorstand gesprochen», erklärte der Vater, «alle sagen, daß es heuer noch schlimmer ist als im Vorjahr!»
    Gigino war vierzehn Jahre alt und besuchte die zweite Klasse der Mittelschule; er wiederholte die zweite, nachdem er bereits zwei Jahre in die erste gegangen war.
    «Taugenichts!» sagte die Gnädige zu Gigino. «Privatstunden in Latein, Mathematikstunden, nichts als Auslagen und Opfer!»
    Gigino kamen die Tränen in die Augen.
    Die Gnädige beugte sich über den Tisch, packte Gigino an den Haaren und zog ihm das Gesicht hoch.
    «Taugenichts!» wiederholte sie.
    Man hörte das Dienstmädchen

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