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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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«Kommst du aus der Stadt?»
    «Ja.»
    «Du kommst aus der Stadt und weißt nicht, wohin du sollst. Hast du Geld?»
    «Ja», antwortete der Bub und zeigte die beiden Hundert-Lire-Noten vor. Don Camillo ging zur Tür und zerrte Gigino hinter sich her. Als sie im Pfarrhof angelangt waren, nahm Don Camillo Mantel und Hut.
    «Folge mir», sagte er barsch. «Wir gehen zum Gendarmeriekommandanten und werden ihn fragen, wie er über die Sache denkt.»
    Gigino schaute ihn entsetzt an.
    «Ich habe nichts angestellt», stotterte er.
    «Warum bist du dann hier?» fragte Don Camillo mit seiner lauten Stimme.
    Der Bub senkte das Haupt.
    «Ich bin von zu Hause weggelaufen», erklärte er.
    «Davonlaufen. Und weshalb?»
    «Sie wollen mich zwingen, in die Schule zu gehen, ich kapiere aber nichts. Ich will Mechaniker werden.»
    «Mechaniker?»
    «Ja, mein Herr. So viele sind Mechaniker und zufrieden. Warum kann nicht auch ich zufrieden sein?»
    Don Camillo hängte den Mantel wieder auf.
    Der Tisch war noch gedeckt. Don Camillo kramte aus dem Speiseschrank etwas Käse und ein Stückchen Fleisch heraus.
    Dann setzte er sich nieder und schaute wie bei einem Schauspiel Gigino zu, der nach allen Regeln der guten Erziehung aß.
    «Und du willst Mechaniker werden?» fragte er nach einer Weile.
    «Ja, mein Herr.»
    Don Camillo brach in Lachen aus, und der Bub errötete.
    Das Gastbett im ersten Stock war stets bereit, und so war es nicht schwer, den Buben unterzubringen.
    Bevor er ihn allein im Zimmer ließ, warf Don Camillo seinen Mantel aufs Bett. «Hier gibt es keine Zentralheizung», erklärte er, «hier ist es bitter kalt.»
    Vor dem Einschlafen drehte sich Don Camillo mehrmals im Bett herum. «Mechaniker», murmelte er, «er will Mechaniker werden!»

    In der Frühe stand Don Camillo nach seiner Gewohnheit auf, als es noch dunkel war, um die erste Messe zu lesen. Diesmal aber bemühte er sich, keinen Lärm zu machen, um den jungen Herrn nicht zu wecken, der im Nebenzimmer schlief. Bevor er hinunterging, öffnete er noch vorsichtig die Tür, weil er nachsehen wollte, ob im Gästezimmer alles in Ordnung sei. Er sah das tadellos in Ordnung gebrachte Bett und Gigino auf einem Stuhl am Fußende sitzend.
    Das versetzte ihn in Staunen.
    «Du, warum schläfst du nicht?» sagte er schließlich schlecht gelaunt.
    «Ich bin ausgeschlafen.»
    Es regnete an diesem Morgen, und es war hundekalt. Gigino war daher der einzige, der Don Camillos Messe beiwohnte. Don Camillo raffte sich sogar zu einer wackeren kleinen Predigt auf und sprach von den Pflichten der Kinder und der Achtung, die die Kinder den Eltern entgegenzubringen haben. Es war eine jener Predigten, auf die er besondere Sorgfalt verwendete.
    Und der arme Gigino, einsam und verlassen in der halbdunklen und leeren Kirche, in der die donnernde Stimme des gewaltigen Priesters hallte und sich ins Übermenschliche steigerte, hörte ihn «ihr Buben» sagen, und es kam ihm vor, als ob er vor Gott für die Sünden aller Buben in der Welt verantwortlich wäre.

    «Name, Vorname, Name des Vaters, Ort und Tag der Geburt, Wohnort und Telefonnummer!» verlangte Don Camillo von Gigino, als sie gefrühstückt hatten.
    Der Bub schaute ihn verschreckt an und sagte alles, was er zu sagen hatte. Don Camillo ging ins Dorf telefonieren.
    Die Gnädige war am Apparat.
    «Ihr Sohn ist mein Gast. Machen Sie sich keine Sorgen, bei mir ist er vor jeder Gefahr sicher», erklärte Don Camillo, nachdem er sich vorgestellt hatte. Dann kam der Vater ans Telefon, und Don Camillo beruhigte auch ihn und gab ihm den Bescheid: Der Bub sei ein wenig durcheinander, sehe ein, etwas Unrechtes getan zu haben, und bereue es aufrichtig; man solle ihn nur einige Tage in Ruhe lassen, und er, Don Camillo, werde ihn schon überreden, den guten Willen zum Lernen aufzubringen, wie es seine Eltern wünschten. Sie könnten, wenn sie ganz sichergehen wollten, das bischöfliche Palais anrufen und sich bestätigen lassen, was er ihnen telefonisch mitgeteilt habe. Sie sollten dann telegrafieren, ob sie erlaubten, daß der Bub noch einige Tage bei Don Camillo als Gast bleibe.
    Das Telegramm kam am frühen Nachmittag.
    «Die Eltern erlauben dir, einige Zeit bei mir zu bleiben», teilte Don Camillo Gigino mit.
    Da lächelte Gigino zum erstenmal.
    Don Camillo warf den Mantel um und ging mit Gigino aus. Am äußersten Dorfende angelangt, blieben sie vor Peppones Werkstatt stehen. Peppone zerlegte gerade einen Automotor Stück für Stück, und als er

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