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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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man den Staat pfeifen hört, rennt man doch hin!»
    «Wohin?» fragt Don Camillo.
    «Dahin und dorthin! Überallhin, überallher!» schreit Peppone. «Im Notfall mit Gewehr, Stahlhelm und Tornister am Rücken... Und da schau, es ist nicht einmal die Bahn, sondern eine Dampfwalze, die Steine quetscht; er ist aber inzwischen gestorben.»
    Peppone wollte eine Menge Dinge sagen, wußte aber nicht, wo beginnen. Er klaubte den Hut auf, setzte ihn auf den Kopf, nahm ihn dann wieder mit einer großartigen Geste ab und grüßte Biancos Gerippe.
    «Sei gegrüßt, Volk!» sagte Peppone.
    Eine Menge Leute aus dem Dorf kamen zusammen, die einen mit dem Fahrrad, die anderen auf Karren. Auch Barchini kam.
    «Er hat die Straßenwalze pfeifen gehört», erklärte Don Camillo, «und geglaubt, es wäre die Bahn. Er ist im Glauben gestorben, daß es die Bahn gewesen sei. Das hat man aus der Art ersehen, wie er die Straßenwalze gegrüßt hat.»
    Der alte Barchini schüttelte den Kopf.
    «Entscheidend ist, daß er im Glauben gestorben ist, es sei die Bahn gewesen», sagte Barchini.

Bürgerliches Begräbnis mit Musik

    Man nannte ihn Romagnolo, einfach aus dem Grunde, weil er aus der Romagna gekommen war. Vor urdenklichen Zeiten hatte er sich im Dorf niedergelassen, war aber bis in die Knochen ein Romagnolo geblieben. Und will man erklären, was ein Romagnolo ist, so genügt es zu sagen, daß in einer Ortschaft in der Romagna deshalb einer den Spitznamen «Civil e la banda» erhielt, weil er einmal bei einer politischen Veranstaltung auf einer Tribüne stand und die Tribüne einstürzte und dieses Original wie eine bleierne Katze herabfiel.
    Kaum als er gewahr wurde, daß er zu stürzen beginne, schrie er: «Civil e la banda!» Damit wollte er sagen, daß er ein bürgerliches Begräbnis mit einer Musikkapelle wünsche, die im Trauermarschtempo die Garibaldi-Hymne spielt.
    Wenn man in der Romagna beschließt, eine neue Ansiedlung zu gründen, dann errichtet man zuerst ein Garibaldi-Denkmal und dann erst die Kirche, weil es keine Freude macht, bürgerlich bestattet zu werden, wenn es keinen Priester gibt, den man damit ärgern kann.
    Das ganze Vergnügen besteht darin, den Geistlichen zu ärgern.
    Romagnolo war so einer, der viel sprach und schwierige Worte anwendete, die in den republikanischen Käseblättchen zu lesen sind. Daß der König das Land verlassen hatte, war für ihn ein schwerer Schlag, denn er nahm ihm das Lieblingsthema seiner Polemik. Nun richtete sich sein ganzer Groll auf den Priester, und alle seine Reden endeten stets mit den gleichen Worten:
    «Und wenn ich verrecke, ein bürgerliches Begräbnis mit Musik!»
    Eines Tages wurde Don Camillo, der das alles von A bis Z kannte, aber ihm keine Bedeutung beimaß, von Romagnolo angehalten.
    «Hochwürden, damit Sie sich danach richten können, merken Sie sich: Sie konnten mir zu Lebzeiten keine Possen spielen und werden das auch nach meinem Tod nicht können. Kein Priester bei meinem Begräbnis!»
    «Schon gut», entgegnete ihm ruhig Don Camillo. «Aber Sie haben sich in der Adresse geirrt. Sie müssen sich an einen Tierarzt wenden. Ich befasse mich mit Christen, nicht mit Tieren.»
    Hierauf begann Romagnolo: «Wenn der Herr Papst...»
    Don Camillo unterbrach ihn.
    «Lassen wir die Abwesenden in Ruhe, reden wir von den Anwesenden. Das heißt, daß ich zum lieben Gott beten werde, er möge Sie möglichst lange leben lassen, damit Sie genügend Zeit haben, sich die Sache noch zu überlegen.»
    Als Romagnolo 90 Jahre alt geworden war, feierte man ihn im Dorf, und auch Don Camillo lächelte ihm zu, als er ihm begegnete, und sagte:
    «Herzlichen Glückwunsch!»
    Romagnolo schaute ihn aber schief an und schrie:
    «Beten Sie nur zu Ihrem Herrgott, Hochwürden! Früher oder später wird er doch nachgeben und mich sterben lassen müssen. Dann werde ich lachen!»
    Die Begebenheit mit den Pferden ereignete sich im Jahr darauf.
    Die Begebenheit mit den Pferden hatte sich in einem Dorf am jenseitigen Ufer des Flusses zugetragen, und alle Zeitungen hatten sich mit ihr beschäftigt.
    Ein Roter war gestorben, ein Alter von 74 Jahren, und man hatte ihm ein Begräbnis ohne Priester, aber mit roten Fahnen, roten Nelken, roten Halstüchern und anderem roten Zeug veranstaltet.
    Als man den Sarg auf den Leichenwagen gehoben hatte, begann die Musik im Trauermarschtempo Die rote Fahne zu spielen, und die Pferde setzten sich, wie bei allen anderen Begräbnissen, mit gesenktem Kopf in Bewegung. Und

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