Don Camillo und seine Herde
nie hätte finden wollen. Ein Stadtfrack setzte eine reiche Belohnung aus, die jeder bekommen sollte, der ihm helfen könnte, einen Jagdhund (es folgte die Beschreibung) wiederzufinden, der an einem bestimmten Tag und an einer bestimmten Stelle am Fluß verschwunden war.
«Gut», murmelte Don Camillo. «So kann ich mir die Verlautbarung in der Kirche am Sonntag ersparen. Laß mir bitte die Zeitung. Ich geb sie dir später zurück.»
«Ich verstehe schon, es ist aber schade», erwiderte Peppone, «es hat sich im Dorf herumgesprochen, daß er ein ganz besonderer Hund ist. Das scheint auch wirklich wahr zu sein, weil Sie Ihre Jagdtasche zu den Zeiten des seligen Lampo nie so voll heimgebracht haben. Wirklich schade. Wenn ich an Ihrer Stelle wäre...»
«Auch ich, wenn ich an deiner Stelle wäre», unterbrach ihn barsch Don Camillo. «Da ich aber ich bin, muß ich meine Pflicht als Ehrenmann tun und den Hund seinem gesetzmäßigen Herrn zurückgeben.»
Don Camillo betrat eilig das Postamt und gab ein Telegramm an den Stadtfrack auf. Und der kleine, ganz verfluchte Teufel, der sich gerade eine wunderbare Rede an Don Camillo ausdachte, verlor das Spiel. Das ärgerte ihn sehr, weil er damit gerechnet hatte, daß Don Camillo dem Herrn in der Stadt einen Brief schreiben werde; an ein Telegramm hatte er nicht gedacht.
Um einen Brief zu schreiben, braucht man Zeit, fünfzehn, zwanzig Minuten. Und in fünfzehn oder zwanzig Minuten kann ein kleiner Teufel eine Lage von Grund auf ändern. Um ein Telegramm aus ein paar Worten auf einem Postamt hinzuwerfen, braucht man nur einige Sekunden; da kann auch ein großer Teufel wenig ausrichten.
Don Camillo kehrte mit einem ruhigen Gewissen heim, es wurde ihm aber wieder übel. Er seufzte noch stärker als nach dem Tod Lampos.
Der Herr aus der Stadt kam tags darauf mit seinem Aprilia. Er war aufgeblasen und unsympathisch.
«Ist mein Hund hier?» fragte er.
«Hier ist ein Hund, den jemand verloren hat und den ich gefunden habe», stellte Don Camillo richtig. «Sie müssen beweisen, daß er Ihnen gehört.»
Der Kerl aus der Stadt beschrieb den Hund des langen und breiten.
«Genügt das, oder soll ich Ihnen auch seine Eingeweide beschreiben?» fragte er zum Schluß.
«Das genügt», antwortete finster Don Camillo und machte die Tür zum Verschlag hinter der Treppe auf.
Der Hund lag auf dem Boden und rührte sich nicht.
«Ful!» rief ihn der Stadtfrack.
«Heißt er so?» fragte Don Camillo.
«Ja.»
«Merkwürdig», bemerkte Don Camillo.
Der Hund rührte sich nicht, und der Stadtfrack rief nochmals: «Ful!»
Der Hund knurrte, und seine Augen waren böse.
«Er scheint nicht Ihr Hund zu sein», sagte Don Camillo.
Der Stadtfrack bückte sich, faßte den Hund am Halsband und zerrte ihn mit Gewalt aus dem Verschlag heraus. Dann drehte er das Halsband um. Dort befand sich ein Messingtäfelchen, auf dem einige Worte eingraviert waren.
«Lesen Sie, Hochwürden. Hier steht mein Name, meine Adresse und Telefonnummer. Wenn auch der Hund nicht mein zu sein scheint, ist er es doch.»
Der Stadtfrack zeigte Ful den Wagen.
«Auf, steig ein!» befahl er.
Langsam, mit gesenktem Haupt und eingezogenem Schwanz, stieg Ful ins Auto und kauerte sich am Boden zusammen.
Der Herr aus der Stadt nahm aus der Tasche eine Note zu fünftausend Lire und streckte sie Don Camillo entgegen.
«Für Ihre Mühe», sagte er.
«Es war für mich keine Mühe, das Gefundene dem gesetzmäßigen Eigentümer zurückzuerstatten», antwortete Don Camillo und lehnte das Geld ab.
Der Stadtfrack bedankte sich bei Don Camillo.
«Ich bin Ihnen sehr dankbar, Hochwürden. Dieser Hund hat mich einen Haufen Geld gekostet. Reinste Rasse. Er kommt aus einem der besten englischen Zwinger. Er hat schon drei internationale Preise gewonnen. Ich bin ein wenig unbeherrscht, und damals war der Hund schuld daran, daß ich einen Hasen verfehlte, und ich habe ihm hierauf einen Fußtritt gegeben. Er ist ein nachträgerischer Hund.»
«Er ist ein Hund mit Standesbewußtsein», antwortete Don Camillo. «Sie hatten den Hasen nicht verfehlt, richtig ist vielmehr, daß er ihn gefunden und mir gebracht hat.»
«Es wird ihm schon vergehen», grinste der Stadtfrack und bestieg den Wagen.
Don Camillo verbrachte eine verflucht schlechte Nacht, und als er am nächsten Morgen nach der Messe aus der Kirche trat, war er übel gelaunt. Es regnete in Strömen, und ein verfluchter Wind wehte; aber Ful war da.
Er war bis zu den Augen mit Schlamm
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