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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Gott glaubt. Der Glaube erleuchtet, und eines Tages wird jeder, auch der dichteste Schatten von den Augen jener schwinden, deren Verstand heute verwirrt ist. Don Camillo, jener sieht nicht, weil er keine Augen hat, sondern weil er keinen Glauben hat. Auch wer die Augen verbunden hat, sieht nicht, aber er kann sehen, wenn eines Tages die Binde von seinen Augen fällt und seine Augen das Licht erkennen. Wer keine Ohren hat, hört nicht und kann nicht hören und hört auch nicht, wenn seine Ohren mit Wachs verstopft sind, kann aber hören, wenn das Wachs schmilzt, und er hört die Stimme Gottes.»
    Don Camillo breitete die Arme aus.
    «Jesus», flehte er, «er hat gelästert, als er hergekommen war, Dir zu danken, daß Du die Sache Deiner Feinde unterstützt hast! Die Sache jener, die Dich leugnen.»
    «Don Camillo, er ist gekommen, um Gott und nicht dem Führer seiner Partei zu danken. Und er hat nicht den Führer seiner Partei gebeten, ihm zum Sieg zu verhelfen, er hat zu Gott gebetet. Er leugnet Gott nicht, im Gegenteil, er erkennt die Macht Gottes an. Eines Tages wird er alles verstehen, was er heute nicht versteht, weil er die Wahrheit nicht kennt. Der Weg, der zur Wahrheit führt, ist nicht für alle leicht.»
    Don Camillo betrachtete finster Peppones Kerze, die an der Seite des Altars brannte.
    «Lösche sie nur aus, Don Camillo, wenn sie dich stört. Du wirst aber nie die andere Flamme auslöschen können, die er an jenem Morgen vor meinem Altar angezündet hatte.» Don Camillo verstand nicht.
    «Eine andere Flamme vor Deinem Altar? Wo denn?»
    «Don Camillo, Peppone hat nicht für seine Liste gestimmt; er hat sein Kreuz auf das Kreuz gezeichnet, das das Sinnbild deiner Wahlliste ist.»
    Don Camillo sprang auf.
    «Jesus», rief er, «er hat alle betrogen! Der Wolf im Schafspelz.»
    «Oder vielleicht das Lamm im Wolfspelz?»
    Don Camillo konnte seine Gemütsruhe nicht wiederfinden. «Jesus, ich weiß es nicht; ich weiß nur, daß er wieder gesiegt hat!»
    «Ich würde jedoch sagen, daß ich gesiegt habe, Don Camillo.»
    Der grüne Hut, den Peppone in jener Nacht auf der Kirchenbank vergessen hatte, war noch da. Don Camillo schaute ihn an.
    «Nur keine Eile, Don Camillo», flüsterte lächelnd Christus.
    «Man muß auf Gott vertrauen.» Don Camillo konnte aber die Ruhe seines Seelenfriedens nicht wiederfinden.
    «Jesus», rief er mit kummervoller Stimme, «er ist ein Schuft weil er mich betrogen hat, weil er alle betrogen hat.»
    «Mich nicht, Don Camillo.»
    «Jesus», jammerte Don Camillo. «Als er kürzlich am Dorfplatz sprach, erfüllte er mein Herz mit Mitleid. Ich habe ihn gesehen, traurig und von allen verlassen...»
    Don Camillo strich mit der Hand über seine schweißbedeckte Stirn.
    «Jesus», stöhnte er, «ich... ich habe... für ihn gestimmt... ich habe diese Freveltat begangen ... ! Ich weiß aber nicht, wie diese schreckliche Geschichte geschehen konnte ... !»
    «Ich schon, Don Camillo», antwortete lächelnd Christus. «Die Liebe zu deinem Nächsten hat deine Vernunft schweigen lassen. Gott verzeihe dir, Don Camillo.»

Der Jagdhund Ful

    Zwei Tage vor Jagdbeginn ging Lampo ein. Er war schon sehr alt und hatte volles Recht, das Dasein eines Jagdhundes satt zu haben, ein Beruf, der für ihn außerordentliche Mühe bedeutete, war er doch nicht der seine.
    Don Camillo konnte also nur im Garten bei der Akazienhecke ein tiefes Loch schaufeln, die Leiche Lampos hineinlegen, zuschaufeln und seufzen. Etwa zwei Wochen fühlte sich Don Camillo nicht wohl, das ging aber vorüber, und eines Morgens befand er sich plötzlich - nur der liebe Gott weiß wie - mitten auf den Feldern mit einer Doppelflinte in den Händen.
    Eine Wachtel erhob sich aus einem Gemüscacker, und Don Camillo feuerte beide Läufe ab. Die Wachtel flog ruhig weiter, und Don Camillo wollte gerade brüllen: «Du Sauhund!», erinnerte sich aber, daß Lampo nicht mehr da war, und es wurde ihm wieder übel. Er irrte wie ein Verrückter auf den Feldern, längs der Dämme und in den Weingärten umher, schoß wie mit einem Maschinengewehr, erreichte aber gar nichts. Wie sollte man ohne Hund etwas erreichen?
    Er hatte nur mehr eine Patrone; eine Wachtel stieg empor, und Don Camillo schoß, als der Vogel gerade hinter einer Hecke verschwinden wollte. Er hatte bestimmt nicht gefehlt, wie sollte er das aber wissen? Vielleicht war er mitten in die Hecke gefallen, vielleicht in das hohe Gras hinter der Hecke? Wie soll man eine Nadel in einer Heuladung

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