Don Camillo und seine Herde
bedeckt und naß wie ein Scheuerlappen, er lag vor der Tür der Sakristei, und als er Don Camillo erblickte, führte er einen Tanz auf wie im Finale des letzten Aktes einer Oper.
Don Camillo ging mit Ful in den Pfarrhof, wo er sogleich in Schwermut verfiel.
«Nur keine Illusionen», sagte er seufzend. «Er kennt jetzt den Weg und wird wiederkommen.» Der Hund heulte, als ob er verstanden hätte. Er ließ sich von Don Camillo waschen und putzen und legte sich dann vor den Kamin, in dem Don Camillo ein Reisigbündel angezündet hatte, damit Ful trocken werde.
Der Stadtfrack kam schon am selben Nachmittag. Er war außer sich vor Wut, weil er seinen schönen Aprilia dreckig machen mußte.
Erklärungen waren überflüssig; als er den Pfarrhof betrat, fand er Ful zusammengekauert vor dem erkalteten Kamin.
«Es tut mir leid, Sie wieder zu stören», sagte der Stadtfrack. «Sie können aber sicher sein, daß es das letzte Mal ist. Ich werde ihn auf eine meiner Besitzungen in Varesotto geben. Von dort wird er nicht durchbrennen, auch wenn er eine Brieftaube wäre.»
Als ihn der Stadtfrack rief, knurrte Ful böse und bestieg diesmal nicht allein den Wagen, sondern sein Herr mußte ihn mit Gewalt hineinziehen. Und als er drinnen war, versuchte er noch einmal durchzubrennen. Als die Wagentür zu war, sprang er auf den Sitz und bellte wütend.
Am nächsten Morgen verließ Don Camillo unruhig und mit heftig pochendem Herzen den Pfarrhof. Ful aber war nicht da. Ful kam auch am nächsten Tag nicht. Don Camillo fügte sich allmählich in sein Schicksal. So vergingen fünfzehn Tage, in der Nacht des sechzehnten aber, gegen eins, hörte Don Camillo, wie ihn jemand von unten weckte, und es war Ful.
Er eilte die Stiege hinab, und da unten am Kirchplatz spielte sich unter den Sternen die rührendste Wiedersehensszene ab, von der jemals berichtet wurde. So rührend war sie, daß Don Camillo völlig vergessen hatte, im Hemd zu sein.
Ful war in einem fürchterlichen Zustand, schmutzig, ausgehungert und so müde, daß er nicht einmal den Schwanz geradehalten konnte.
Man benötigte drei Tage, um ihn wiederherzustellen, als aber am Morgen des vierten Tages Don Camillo nach der Messe in den Pfarrhof zurückkehrte, packte ihn Ful mit den Zähnen an der Soutane und zog ihn zur Ecke, in der das Gewehr hing, und führte eine solche Szene auf, daß Don Camillo gezwungen war, die Flinte, den Patronengürtel und die Jagdtasche zu nehmen und sich auf die Felder zu begeben.
Es verging eine außergewöhnliche Woche. Ful wurde immer phänomenaler, und Don Camillos Jagdtasche ließ alle andern Jäger der Gegend vor Neid grün werden.
Von Zeit zu Zeit kam der eine oder andere, um den Hund anzuschauen, und Don Camillo erklärte jedesmal:
«Er gehört nicht mir; ein Herr aus der Stadt hat ihn bei mir gelassen, damit ich ihn an Hasen gewöhne.»
Eines Morgens kam auch Peppone und betrachtete Ful schweigend eine Weile.
«Heute gehe ich nicht aus», sagte Don Camillo. «Willst du ihn versuchen?»
Peppone schaute ihn fassungslos an.
«Sie meinen, er käme mit?»
«Ich glaube schon, er weiß nicht, daß du Kommunist bist. Er sieht dich mit mir und glaubt, du wärest ein rechtschaffener Mann.»
Peppone antwortete nicht, weil ihn der Gedanke, diesen außerordentlichen Hund versuchen zu dürfen, alles übrige vergessen ließ. Don Camillo nahm das Jagdgewehr, den Patronengürtel und die Jagdtasche vom Nagel und gab das Zeug Peppone.
Ful, der schon unruhig geworden war, als Don Camillo um das Jagdgewehr ging, staunte über die weiteren Vorgänge.
«Ful, du gehst mit dem Herrn Bürgermeister», sagte Don Camillo. «Ich habe heute zu tun.» Peppone nahm den Patronengürtel und hängte sich das Gewehr und die Jagdtasche um; dann machte er sich auf den Weg. Ful schaute ihn an, dann schaute er Don Camillo an.
«Geh nur», trieb ihn Don Camillo. «Er ist schlimm, aber er beißt nicht.»
Dann folgte Ful Peppone. Er war noch immer fassungslos und drehte sich nach einigen Schritten um.
«Geh nur», wiederholte Don Camillo. «Paß aber auf, denn er wird versuchen, dich in seine Partei einzuschreiben.»
Diesmal ging Ful endlich. Wenn Don Camillo die Flinte, den Gürtel und die Jagdtasche diesem Mann gegeben hatte, dann bedeutete das, daß dieser Mann sein Freund war.
Ful kam nach zwei Stunden zurück, lief eilig in den Pfarrhof mit einem herrlichen Hasen im Maul und legte ihn Don Camillo vor die Füße.
Ein wenig später kam Peppone, keuchend wie eine
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