Don Camillo und seine Herde
Freude wie ein Känguruh Sprünge aufzuführen. Giacomino warf ihm die Zöglingsmütze zu, und Flick schnappte sie im Flug und lief mit der Mütze im Maul über die Felder. Und Giacomino hinterher.
«Der Direktor hat mir heute früh die Einzelheiten durchtelefoniert», sagte Bia Grolini zu Don Camillo. «Er sagte, er verstünde nicht, wie der Bub die beiden Gitterstäbe auseinanderbiegen konnte.»
«Er ist ein recht munterer Bub, der weiß, was er will», sagte Don Camillo. «Aus ihm wird noch ein ganz besonderer Landwirt. Besser ein guter Landwirt aus Liebe, als ein schlechter Akademiker mit Gewalt.»
Dann verabschiedete sich Don Camillo sofort, weil er in der Tasche gewühlt und zwischen den Fingern eine Erdnuß gespürt hatte und er es nun vor lauter Begierde, sie zu essen, nicht mehr aushalten konnte.
Geschichten aus der Verbannung und von der Rückkehr
1
Via crucis
Der Martinstag brachte neue Gesichter in die Gegend, unter anderem auch einen gewissen Marasca, und es wäre besser gewesen, wenn er ihn nicht gebracht hätte.
Dieser Marasca hatte einen Buben, und als er ihn in die Schule begleitete, sagte er zur Lehrerin:
«Ich weiß genau, hier erscheint jeden Mittwoch der Priester und gibt die Religionsstunde; mit anderen Worten, wenn der Priester kommt, tun Sie mir den Gefallen, meinen Buben nach Hause zu schicken.»
Als nun die Lehrerin antwortete, daß sie das nicht könne, ließ Marasca den Buben am Mittwoch nicht in die Schule gehen.
Don Camillo beherrschte sich, solange er konnte. Dann ging er aber an einem Mittwochnachmittag nach Olmetto, wo Marasca Halbpächter war.
Don Camillo hatte keine Lust, sich herumzustreiten; er hatte nur Lust, zu scherzen, Marasca aber machte, als er sich im Hof zeigte, nicht den Eindruck, zum Scherzen aufgelegt zu sein.
«Hier wohne ich», sagte Marasca und kam näher. «Sie irren sich in der Adresse.»
«Ich irre mich nicht», erwiderte ruhig Don Camillo. «Da ich sehe, daß Ihr Bub am Mittwoch nie in der Schule ist, komme ich, um ihm zu Hause ein wenig Religionsunterricht zu geben.»
Marasca stieß einen derartigen Fluch aus, der auch für einen vom Schlage Don Camillos keine Antwort war.
«Ihnen würde der Religionsunterricht auch nicht schaden», bemerkte Don Camillo. «Wenn Sie wollen, kann ich gleich damit beginnen.»
Einer von Marascas Brüdern war auch erschienen und wartete in der Nähe mit grimmigem Blick.
«Schauen Sie, daß Sie weiterkommen, und lassen Sie sich nicht mehr in meinem Hof blicken, Schurke!» schrie Marasca.
Don Camillo machte nicht den Mund auf; er kehrte um, und als er wieder auf der Straße war, wandte er sich an Marasca.
«So, jetzt bin ich nicht mehr in deinem Hof; jetzt könntest du aber herkommen und wiederholen, was du gesagt hast, denn ich habe nicht gut verstanden.»
Die beiden Brüder schauten sich einen Augenblick an, gingen dann ebenfalls über die Brücke und pflanzten sich vor Don Camillo auf.
Einer der Marasca nahm die Heugabel mit und wollte die benützen, um die Diskussion abzukürzen. Das war ein schlechter Gedanke, da schließlich Don Camillo den Gabelstiel benützte, um den beiden den Rücken zu bürsten. Daraus entstand ein solcher Wirbel, daß der alte Bischof Don Camillo rufen ließ und zu ihm sagte:
«Monterana ist ohne Pfarrer; du wirst nach Monterana fahren und erst dann wieder zurückkommen, wenn der alte Pfarrer heimkehrt.»
«Der Pfarrer von Monterana ist aber tot...»
«Richtig», erwiderte der Bischof.
Monterana war das verwunschenste Dorf der Welt. Vier elende Hütten aus Stein und Lehm, und eine von diesen elenden Hütten war die Kirche. Sie unterschied man von den anderen Häusern nur dadurch, daß an einer Seite ein Glockenturm stand.
Um nach Monterana zu gelangen, mußte man nach einer bestimmten Brücke die Landstraße verlassen und einen steinigen Schluchtweg einschlagen, den man Maultierweg nannte, obwohl ihn ein Maultier niemals hätte bewältigen können. Don Camillo kam oben mit hängender Zunge an und schaute sich verzweifelt uni.
Er betrat den Pfarrhof, und es verschlug ihm den Atem, so klein und niedrig waren dort die Räume.
Eine kleine, vertrocknete Alte erschien aus irgendeinem Loch der Hütte und schaute ihn durch ihre Augenschlitze an.
«Wer sind Sie?» fragte Don Camillo.
Die Alte breitete die Arme aus. Sie konnte sich offensichtlich nicht mehr erinnern.
Der Hauptbalken in der Küchendecke war in der Mitte durch einen Baumstamm gestützt, und Don Camillo verspürte
Weitere Kostenlose Bücher