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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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der keine Kraft gehabt hatte, seinen Lastwagen wieder zu besteigen, und Don Camillo Schritt für Schritt gefolgt war. Obwohl er kein Kreuz auf den Schultern getragen hatte, nahm er dennoch an der unmenschlichen Plage teil, als ob dieses Gewicht auch auf seinen Schultern gelastet hätte.
    Als er dann die Kirche betrat und den Opferstock neben sich sah, steckte er die Zehntausender-Note, die ihm Don Camillo gegeben hatte, in die Öffnung.
    «Jesus», flüsterte Don Camillo und hob den Blick zum gekreuzigten Christus. «Wie, gefällt es Dir hier nicht?»
    «Gott ist überall», antwortete Christus.
    «Jesus, auch das Vaterland hat nur eine Fahne und doch hat jedes Regiment seine Fahne. Du bist meine Fahne, o Herr!»

    2

Das Volk

    Don Camillos neue Pfarre war ein armseliges Gebirgsdorf, das um diese Zeit nur von Frauen, alten Leuten und Kindern bewohnt war, weil die arbeitsfähigen Männer damals anderswo Arbeit suchten. Die Zurückgebliebenen mußten nicht nur für die Häuser, sondern auch für das Vieh und für die wenige Erde sorgen, aus der man nur mit größter Mühe irgend etwas herausholen konnte, was nicht wildes Gras oder Gestrüpp gewesen wäre.
    Don Camillos donnernde Stimme war hier fehl am Platz; er merkte es sofort, schon am ersten Sonntag, als er während der Messe die Predigt hielt. Er sprach, als ob er immer noch dort unten gewesen wäre, in der Bassa, in der großen Kirche, voll von Leuten mit heißem Blut und leidenschaftlichen Herzen. Don Camillos Stimme explodierte unter dem niedrigen Gewölbe, und es schien, als ob sie es zum Einsturz brächte. Die alten Männlein und Weiblein und die Kinder sperrten erschrocken die Augen auf. Sie konnten nicht verstehen, warum dieser große Priester gerade auf sie, die weder etwas Böses getan hatten noch - auch wenn sie es gewollt hätten - hätten tun können, so böse war.
    «Jesus», sagte Don Camillo zu Christus, «wenn ich den Hahn nicht zudrehe, werde ich zum Schluß alle erschrecken, und niemand wird mehr kommen.»
    «Das glaube ich auch, Don Camillo», antwortete Christus lächelnd. «Es hat gar keinen Zweck, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Das sind alles Leute, die jemanden brauchen, der zu ihnen mit gütiger Stimme spricht und sie in ihrem Warten tröstet. Die Politik ist nicht bis hierherauf gelangt oder sie hat mit den Männern das Dorf verlassen und wird erst mit den Männern wieder zurückkehren, wenn ihnen überhaupt ihre entnervende Arbeit Zeit für Politik übrigläßt. Du aber spare deinen Donner und deine Blitze für die Zeit, wenn du wieder in die Ebene kommst.»
    Don Camillo milderte hierauf den Ton seiner Stimme, doch schien er sich selbst ein anderer zu sein, denn Don Camillo war für den Kampf geboren, und da oben konnte man nur gegen die Schwermut kämpfen.
    Er hatte seine Doppelflinte mitgenommen und versuchte, auf die Jagd zu gehen; an die Ebene gewöhnt, konnte er sich im Gebirge nicht zurechtfinden.
    Ful seinerseits versuchte überhaupt nicht, den Jagdhund zu spielen; er gab sofort zu erkennen, daß das Gebirge in seinen Augen widersinnig sei, und benahm sich auf Don Camillos seltenen Jagdausflügen wie ein gewöhnlicher Promenadenhund.
    Die Tage vergingen langsam; sie vergingen dennoch, weil es Don Camillo immer gelang, seine Zeit irgendwie nützlich zu verwenden, auch wenn er alten Leuten beim Holzhacken helfen, das Pflaster vor der Kirche ausbessern oder das Dach des Pfarrhauses notdürftig flicken mußte.
    Der große Jammer kam mit dem Abend. Die wenigen Einwohner verkrochen sich in ihre Häuser, und die kleine, dunkle und stille Ortschaft glich einem Friedhof. Man fühlte sich völlig von der Welt abgeschnitten, konnte nicht einmal Radio hören, weil der elektrische Strom noch nicht bis hier heraufgekommen war. Und der Pfarrhof war so armselig und traurig, daß man, auch wenn man sich beim Lesen im Licht einer Öllampe zu zerstreuen suchte, die Schwermut der elenden Umgebung auf den Schultern lasten spürte.
    Immer wieder suchte Don Camillo in der Kirche Zuflucht und unterhielt sich mit dem gekreuzigten Christus am Hochaltar.
    Eines Abends vertraute er Christus seinen ganzen Schmerz an.
    «Jesus», sagte Don Camillo, «wenn ich traurig bin, so ist das nicht, weil mir der Glaube fehlt. Tatsache ist, daß ich nicht vergessen kann, was ich dort unten alles tun könnte, während ich hier nichts zu tun habe. Jesus, ich komme mir hier wie ein Ozeandampfer in einem Teich vor.»
    «Don Camillo, überall, wo Wasser ist, besteht

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