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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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die Langeweile eines Sonntagnachmittags lastete, und der Bub erschien neben diesem unendlich großen Priester noch kleiner und noch zarter.
    Sie kamen zum Stadtrand, und Don Camillo schaute sich nach einem Ort um, wo sie frei sprechen konnten.
    Er bog entschlossen in eine kleine Straße ein, die aufs flache Land führte. Fünfzig Meter weiter bog er in einen Feldweg ein, der an einem Kanal entlang verlief.
    Es war schwacher Sonnenschein, und so schauten auch die Felder mit den unbelaubten Bäumen recht heiter aus.
    Als sie zu einem großen Baumstumpf kamen, blieb Don Camillo stehen und setzte sich. Er hatte die Standrede im Kopf, die er dem Buben halten wollte. Es handelte sich um eine Standrede, bei der ein Elefant hätte blaß werden müssen.
    Auf einmal sagte Giacomino mit einer demütigen Stimme:
    «Darf ich einmal herumlaufen?»
    «Herumlaufen?» fragte Don Camillo mit harter Stimme. «Kannst du nicht im Konvikt während der Pause herumlaufen?»
    «Schon, schon», flüsterte der kleine Bub, «nur kurz aber. Dort sind überall Mauern.»
    Don Camillo sah das traurige Gesicht des Buben und seinen geschorenen Kopf: «Lauf herum und komme dann zurück, weil wir noch miteinander zu sprechen haben.»
    Giacomino lief wie ein Blitz davon. Don Camillo sah ihn im Nu das Feld überqueren, durch einen Weingarten rennen und sich gebückt zwischen den schon abgeernteten Weinstöcken hindurchschlängeln. Dann stand er keuchend wieder vor ihm, mit brennenden Wangen und glänzenden Augen.
    «Ruhe dich aus, und dann sprechen wir», murmelte Don Camillo.
    Der Bub setzte sich nieder, sprang aber mit einem Satz wieder auf und lief, wie von einem Bogen geschleudert, zu einer Ulme, die wenige Schritte entfernt stand. Er kletterte wie eine Katze auf die Ulme. Er erreichte eine Rebe, die sich bis zum Baumwipfel emporgerankt hatte, suchte eine Weile unter den roten Blättern und kam dann herunter.
    «Eine Traube!» rief er und zeigte Don Camillo eine kleine Malvasier-Traube, die der Herbst dort oben vergessen hatte.
    Der Bub kaute bedächtig eine Beere nach der andern.
    Als er fertig war, setzte er sich am Fuße des Baumstumpfes nieder.
    «Darf ich einen Stein werfen?» fragte er.
    Don Camillo wartete auf seinen Schützling an seinem Ruheplatz und dachte: «Unterhalte dich nur, und dann werden wir abrechnen!»
    Der kleine Bub stand auf, suchte einen Stein aus, reinigte ihn von der anhaftenden Erde, bespuckte und warf ihn. Don Camillo hatte geradezu den Eindruck, daß der Stein nie mehr zurückfallen und in alle Ewigkeit zwischen den Wolken fliegen werde.
    Ein lästiger Wind erhob sich, und Don Camillo dachte, daß es vielleicht besser sein würde, ein ruhiges Kaffeehaus am Stadtrand zu finden und dort die Standrede zu halten. Schließlich war es nicht notwendig zu brüllen, um sich dem Buben verständlich zu machen.
    Sie brachen auf; der Bub bat um die Erlaubnis, noch einmal laufen zu dürfen. Er fand noch eine ganz kleine Traube, die vom Herbst vergessen worden war.
    «Mein Gott, es muß heuer viel Wein gegeben haben!» seufzte der Bub und aß die Traube. «Am Dachboden müssen jetzt alle Sparren mit Trauben voll behängt sein...»
    Don Camillo knurrte: «Was gehen mich die Trauben an?»
    Die Gegend am Stadtrand war traurig. Sie begegneten einem Männlein, das einen Korb voll Johannisbrot, Kastanien und Erdnüssen trug, und Giacomino riß die Augen auf.
    «Dummheiten!» murmelte Don Camillo schlecht gelaunt. «Ich kaufe dir Kuchen!»
    «Nein, danke schön», antwortete der Bub mit einer Stimme, die Don Camillo in Wut versetzte.
    Das Männlein mit dem Korb war stehengeblieben. Er war in diesem Beruf vertraut und kannte seine Leute; auch diesmal irrte er sich nicht, weil Don Camillo zurückkam und ihm hundert Lire zu warf.
    «Gemischt, Hochwürden?»
    «Gemischt.»
    Er bekam eine Tüte voll dieser «Dummheiten» und drückte sie dem Buben in die Hand. Sie gingen weiter auf der einsamen Umfahrungsstraße, und der Bub begann Johannisbrot, getrocknete Kastanien und Erdnüsse zu kauen. Don Camillo wehrte sich, solange er konnte, streckte dann die Hand nach der Tüte hin und fischte sich etwas heraus.
    Die Erdnüsse und das Johannisbrot ließen in ihm die Atmos phäre der traurigen Sonntage seiner Kindheit aufsteigen, und sein Herz zog sich zusammen. Von einem Glockenturm ertönte die Glocke; Don Camillo holte seine große «Zwiebel» aus der Tasche, es fehlten noch zwanzig Minuten auf fünf.
    «Schnell», sagte er zum Buben, «um fünf mußt

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