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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Lust, Samson zu spielen - und damit wäre alles aus gewesen.
    Dann dachte er, daß ein Priester wie er sein ganzes Leben in diesem Elend verbracht hatte, und beruhigte sich daraufhin.
    Er betrat die Kirche, und es war ihm zum Weinen, weil er noch nie eine so arme und trostlose Kirche gesehen hatte.
    Er kniete auf der Treppe des Hochaltars nieder und erhob den Blick zum Gekreuzigten.
    «Jesus», sagte er. Dann fehlten ihm die Worte: Das Kruzifix auf dem Hauptaltar war ein schwarzes Kreuz aus Holz, voller Sprünge, nackt und roh. Vom Christus aus Gips waren nur noch die von großen Nägeln durchbohrten Hände und Füße übriggeblieben.
    Er hatte geradezu Angst.
    «Jesus», rief er verängstigt. «Du bist im Himmel, auf der Erde und überall, und ich brauche kein Abbild aus Holz oder Stein, um Dich meiner Seele nahe zu fühlen; hier aber ist mir, als ob Du mich verlassen hättest... Jesus, was ist denn mit meinem Glauben, daß ich mich heute so allein fühle?»
    Er kehrte in den Pfarrhof zurück und fand ein Tischtuch auf dem Tisch und darauf ein Stück Brot und ein Stückchen Käse. Die Alte erschien mit einem Krug Wasser.
    «Woher kommt das Zeug?» fragte Don Camillo.
    Die Alte breitete die Arme aus und richtete die Augen zum Himmel. Auch sie wußte es nicht; lange Jahre hindurch war das immer so mit dem alten Priester gewesen. Jetzt setzte sich das Wunder mit dem neuen Pfarrer fort. Das war alles.
    Don Camillo bekreuzigte sich, und das schwarze, stumme Kreuz fiel ihm ein. Er verspürte einen Schauer im Rücken und hatte Angst vor der Angst. Tatsächlich war es aber ein Fieber, das ihn überfiel. Und auch dieses Fieber schickte die göttliche
    Vorsehung, wie das Brot und den Käse und den Krug Wasser. Drei Tage verbrachte er im Bett; am vierten kam ein Brief vom Bischof mit genauen Weisungen:

    Verlasse unter keinen Umständen das Dorf... Zeig Dich nie unten im Dorf. Die Leute müssen vergessen, daß sie jemals einen seiner Berufung so unwürdigen Priester gekannt haben... Gott vergebe und helfe Dir...

    Er stand mit benommenem Kopf auf und ging zum Fenster. Die Luft war kalt und roch nach Nebel.
    «Der Winter kommt bald», dachte Don Camillo mit Schrecken. «Der wird mich hier festnageln und mich von der Welt abschneiden. Allein wie ein Riff mitten im Ozean ...»
    Es war schon fünf Uhr nachmittags, und man mußte sich beeilen, um nicht von der Nacht überrascht zu werden.
    Don Camillo rollte mehr den Maultierweg hinab, als daß er ihn hinunterstieg, und erreichte gerade noch rechtzeitig die Landstraße, um sich in den Autobus hineinzuzwängen.
    Um sieben Uhr abends war er in der Stadt. Er suchte zwei oder drei Garagen auf und fand endlich jemanden, der bereit war, ihn bis zur Kreuzung bei Gaggiola zu bringen.
    Als er dort angekommen war, schlug Don Camillo den Weg über die Felder ein und war um zehn Uhr im Garten hinter Peppones Haus.

    Peppone schaute besorgt Don Camillo an.
    «Ich muß verschiedene Sachen nach Monterana bringen», sagte Don Camillo. «Ist der Lastwagen in Ordnung?»
    Peppone zuckte mit den Achseln.
    «Warum wecken Sie mich wegen einer solchen Sache auf. Wir reden morgen darüber.»
    «Wir reden sofort», rief Don Camillo. «Ich brauche sofort deinen Lastwagen.»
    Peppone schaute ihn an.
    «Hochwürden, sind Sie verrückt geworden?»
    «Ja», antwortete Don Camillo.
    Angesichts einer so logischen Antwort kratzte sich Peppone am Hinterkopf.
    «Wir müssen uns beeilen», drängte Don Camillo. «Was verlangst du?»
    Peppone nahm einen Bleistift und rechnete.
    «Siebzig Kilometer hin und siebzig Kilometer zurück macht hundertvierzig. Sechstausendfünfhundert Lire für Benzin und Öl. Außerdem die Arbeitsstunden und der Nachttarif. Mit Rücksicht aber darauf, daß man helfen soll, Sie aus dieser Gegend zu vertreiben, die Sie wirklich nicht mehr aushalten konnte...»
    «Mach Schluß!» unterbrach ihn Don Camillo. «Wieviel verlangst du?»
    «Ich mache es, für Sie, für zehntausend Lire alles in allem.»
    Don Camillo antwortete, er sei einverstanden. Peppone streckte die Hand aus.
    «Wenig, verflucht, und sofort», murmelte er.
    Zehntausend Lire waren Don Camillos gesamtes Vermögen, das Ergebnis monatelangen Sparens.
    «Nimm deinen Lastwagen und warte auf mich auf dem halben Feldweg zum Wäldchen.»
    Peppone riß wieder die Augen auf.
    «Was wollen Sie denn beim Wäldchen aufladen? Akazienäste?»
    «Das geht dich nichts an, und halte den Schnabel.»
    Peppone brummte vor sich hin, daß er mitten in

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