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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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ich bin heraufgekommen.»
    «Gut», sagte Don Camillo. «Und wie kommst du jetzt nach Hause, wenn Smilzo weggefahren ist?»
    «Er kommt mich morgen früh abholen. Ich werde sagen, daß ich zu Ihnen gekommen bin, weil ich Sie bitten wollte, in der Streitfrage wegen der Tagelöhner zu vermitteln. So wird mir niemand nachsagen können, daß ich Cagniola niedergeschlagen habe. Wenn ich um neun Uhr hier war, wie konnte ich um neun Uhr auch im Dorf gewesen sein?»
    «Um neun Uhr warst du nicht hier, und ich werde vor Gericht nicht lügen. Ich werde nichts davon sagen, was du mir gesagt hast, aber ich werde auch nicht sagen, daß du um neun Uhr hier warst. Ich kann nicht einen Mörder schützen.»
    «Ich habe ihm einen Faustschlag versetzt, weil ich Bigio blutend am Boden liegen gesehen hatte», stellte Peppone fest. «Um so schlimmer für ihn, wenn es schlecht ausgegangen ist. Schließlich hat Cagniola einen harten Kopf, und er muß nicht gerade tot sein. Tatsache ist, daß ich Bürgermeister bin und meine angegriffenen Freunde nicht so verteidigen darf und daß Sie diesen Zwischenfall dazu benützen werden, einen Mordsskandal zu schlagen, um mich aus dem Amt zu verjagen.»
    «Was habe ich damit zu tun?» fragte Don Camillo.
    «Na, Sie, im Interesse der Reaktion, der Gutsbesitzer und der ganzen sauberen Gesellschaft... Ich will aber keinen Skandal, ich habe kein Verbrechen begangen!»
    Don Camillo zündete sich seine gewohnte Zigarre an.
    «Genosse, und wenn Cagniola verreckt ist?»
    «Um so besser! Wieder ein Schwein weniger!» brüllte Peppone.
    «Und ein Mörder mehr!» stellte Don Camillo ruhig fest. Peppone verbarg das Gesicht in den Händen.
    «Was soll ich nur tun?» rief er plötzlich voller Angst.
    «Warten wir nur ruhig ab, was geschieht», sagte Don Camillo. «Bleib hier, bis man dich suchen kommt; ich brauche ohnedies einen Mesner.»
    Peppone schaute plötzlich auf und zeigte auf das Fenster. Sie warteten einen Augenblick in der Stille. Es klopfte jemand.
    «Wo soll ich mich verstecken?» fragte Peppone höchst erregt. «Geh in das nächste Zimmer, dort ist eine Hängematte. Leg dich hinein und stell dich schlafend.»
    Peppone warf sich in die Hängematte, und Don Camillo ging aufmachen. Er sah vor sich einen großen, sehr aufgeregten Mann mit zerzaustem Haar, es war Dario Cagniola.
    «Hochwürden, ich bin in einer schwierigen Lage», keuchte der starke Mann. «Ich habe eine große Dummheit begangen.»
    «Dummheit, in welcher Hinsicht?»
    «Ich glaube, ich habe Bigio umgebracht. Ich habe mir einen Zahn reißen lassen, dann haben sie mich zu dritt bei meinem Wagen angegriffen, ich habe mich mit einem Schraubenschlüssel verteidigt, und Bigio bekam ihn auf den Kopf und stürzte in einer Blutlache zu Boden. Die beiden andern sind entwischt. In diesem Augenblick kam Peppone auf dem Motorrrad vorbei. Er hat mich überrascht und mir einen Faustschlag versetzt. Im Fallen habe ich mir den Kopf an der Stoßstange angeschlagen. Eine Kleinigkeit. Ich bin sofort wieder zu mir gekommen. Ich hörte Leute kommen. Da sprang ich sofort in den Wagen und fuhr los. Das Auto hab ich im Gebüsch gelassen, etwas vor dem Maultierweg. Das ist eine schlimme Sache, Hochwürden. Sie kennen meine Stellung im Dorf. Sie müssen mir helfen, die Roten werden auf jeden Fall daraus eine große Sache machen.»
    Don Camillo breitete die Arme aus.
    «Beruhigen Sie sich. Wir sprechen noch davon.»
    Don Camillo erhob sich und ging in das Nebenzimmer, wo Peppone mit außergewöhnlicher Begeisterung so tat, als ob er schnarchte.
    «Komm nur», sagte zu ihm Don Camillo. «Es besteht keine Gefahr.»
    Peppone stand auf und folgte Don Camillo. Als er das beleuchtete Zimmer betrat und vor Cagniola stand, blieb er einen Augenblick fassungslos. Auch Cagniola stand eine Weile mit offenem Mund da und blickte wütend auf Peppone, stand dann auf und ballte die Fäuste. Don Camillo fuhr dazwischen.
    «Darf ich die Herren bitten, Platz zu nehmen», sagte er gebieterisch. «Das ist mein Haus.»
    Der Priester setzte sich zwischen den beiden an den Tisch.
    «Die äußerste Rechte», erklärte er, «die äußerste Linke und das Zentrum. Nicht das Zentrum im politischen, sondern im christlichen Sinn.»
    Don Camillo zündete nochmals seine Zigarre an und machte einige kräftige Züge.
    «Das ist eine von Grund auf lehrreiche Geschichte», fuhr Don Camillo fort. «Die äußerste Linke und die äußerste Rechte geben zu, einen großen Irrtum begangen zu haben, und nehmen

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