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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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Sie haben den Artikel in einer halben Stunde«, sagte sie.
    Der Chefredakteur winkte lässig mit der Zigarette und ging.

    2   Der Chefredakteur ähnelte Robert Redford tatsächlich. Aber wie Dustin Hoffman sagte, nachdem der Film abgedreht war, hatte sich im Vorfeld nicht nur niemand Robert Redford in der Rolle eines Journalisten vorstellen können, sondern es blieb auch danach allen Filmproduzenten ein ewiges Geheimnis, warum der Film trotzdem ein Erfolg wurde. Interessanterweise unterliegt die Filmindustrie nicht den Naturgesetzen, sondern gewissen metaphysischen Unregelmäßigkeiten, die auf Siron mittlerweile entdeckt wurden. Es wurde ja weiter oben schon angemerkt, dass die Fernsehunterhaltung auf Siron wirklich weit entwickelt ist.

 7 
    Der erfolgreichste Rockstar der Welt lag in seiner Badewanne aus weißem Carrara-Marmor in einer 28-Zimmer-Villa in Los Angeles und weinte still in sein Badewasser. Von außen klopfte es an die Tür.
    »Geh weg!«, sagte der Rockstar fast unhörbar und tauchte unter. Er hörte das Klopfen trotzdem. Wasser ist ein exzellentes Schallmedium. Als er den Lärm nicht länger aushalten konnte, tauchte er wieder auf und brüllte: »Geh weg!«
    »Leif«, kam die Stimme seines Managers schmeichelnd von außen, »komm, mach die Tür auf. Du hast ein Konzert.«
    »Nicht ich!«, schrie Leif wütend und hieb mit der Faust ins Wasser. »Die berühmteste Scheißband der Welt, Get Lost , hat ein Konzert. Ich nicht!«
    Er tauchte wieder unter und hörte unter Wasser dumpf die Stimme seines Managers.
    »Das haben wir doch alles schon tausendmal besprochen. Kann ich was dafür, dass du einen blöden norwegischen Namen hast, den niemand versteht?«
    Leif brüllte unter Wasser los: »Ich hab …«, dann verschluckte er sich und kam hustend hoch. »Ich hab diesen Namen seit siebenhundert Jahren und ich denke nicht dran, ihn zu ändern, bloß weil auf diesem Scheißkontinent alle englisch sprechen. Ich war zuerst da! Ich hab unter diesem Namen sechshundertneunzig Jahre gesungen. Ich bin der beste Barde auf der ganzen Welt und kein Schwein kennt meinen richtigen Namen. Seit siebenhundert Jahren höre ich immer nur: Erik der Rote, Erik der Rote!«
    Seine Stimme überschlug sich: »Von Leif, dem besten Sänger aller Zeiten, spricht kein Aas.«
    »Oh Gott«, sagte der Manager von außen, »ist es wieder mal so weit? Haben wir wieder eine Identitätskrise? Ist der Große-Bruder-Komplex wieder da? Komm, Leif, mach die Tür auf, ja?«
    Leif stand in der Wanne auf und schluckte ein paar Tränen hinunter. Immer das gleiche. Er war einfach zu pflichtbewusst. Konnte diesem Ton nicht widerstehen.
    Seine Mutter: »Leif, sei ein guter Wikinger und hol deinen Vater aus dem Eisloch, ja?«
    Sein Bruder: »Komm schon, Leif, sei ein Kumpel, fahr mit mir eine neue Welt entdecken.«
    Die Indianer: »Hey, Leif, lass dich nicht hängen, kämpf mit uns gegen General Custer.«
    Und jetzt Stinky Miller, sein Manager. Er schloss die Tür auf. Stinky Miller kam herein, ein kleiner, agiler Mann um die Fünfzig. Es war kein Trost für Leif, zu wissen, dass er ihn wahrscheinlich überleben würde.
    »Du bist schuld!«, sagte er in einer neuen Aufwallung von Zorn zu Stinky Miller.
    »Ach ja?«, fragte der gelassen. »Wer hat dich denn aus der Provinz geholt und groß gemacht, hm, wer?«
    »Nicht mich!«, heulte Leif auf. »Get Lost! «
    Stinky Miller setzte sich und zündete sich trotz des Nichtraucherschilds im Hotelzimmer eine Zigarre an.
    »Ich erkläre es dir noch mal, Leif. Pass auf. Es ist zehn Jahre her. Du bist ein Niemand, den ich aus einer verrauchten Kneipe im Indianerreservat geholt habe, weil du so gespielt hast, wie ich noch nie jemanden habe spielen hören. Ich rufe den wichtigsten Mann in der Musikbranche an. Er vertraut mir, weil ich bis jetzt nur gute Musiker angebracht habe. Gegen dich sind sie allerdings nur jämmerliche Nichtskönner. Ich versuche, Bob das klarzumachen und wenigstens ein Konzert für dich zu arrangieren:
    - Hello, Bob? Stinky Miller speaking. I’ve got a real shooting Rock ’n’ Roll star for you. Better than anything.
    - Well, Stinky, is that you?
    - Yeah, it’s me, and this guy is really good.
    - You say that! ’kay, I’ll take him. Is Carnegie Hall next month okay with you?
    - Yes, fine.
    - Need the name, Stinky, for the posters, ya know.
    - Yes. It’s Leif.
    - I know, Stinky. Carnegie Hall is always live. I need the name.
    - Leif! Leif! It’s Leif in concert!
    - Yes, Stinky, I

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