Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
Vom Netzwerk:
already know. Aren’t you listening? What’s his fucking name?
    - Leif! Leif! Leif! It’s Leif!
    - Don’t fool me, Stinky, I haven’t got time. GIVE ME HIS BLOODY NAME OR FORGET IT!!!
    - Leif! Leif! LEIF! …oh, get lost.
    - Get Lost ! Finally, Stinky. Strange name, by the way. Okay, Stinky, see ya.«
    Stinky Miller machte eine kleine Pause. Dann sagte er zufrieden paffend: »Ich kann nichts dafür, dass Bob mich damals missverstanden hat und du unter Get Lost über Nacht berühmt geworden bist. Außerdem finde ich den Namen cool. Hat so was Verlorenes, Romantisches.«
    Leif sah ihn wütend an. Manchmal kehrte die alte Wikingerhärte in seine blauen Augen zurück.
    »Raus!«, knirschte er. Stinky Miller wusste, wann er nachgeben musste.
    »Aber du denkst an das Konzert, ja?«, fragte er im Gehen.
    »Ja«, sagte Leif, »ich denke an das Konzert.«
    Er schob Stinky aus dem Raum und schloss die Tür sorgfältig ab.
    »In der Badewanne!«, schrie er ihm nach und ließ sich in das Wasser fallen, nur um sofort schreiend wieder herauszuspringen. Er hatte den Heißwasserhahn die ganze Zeit laufen lassen. Kein guter Tag. Er ging seufzend in das benachbarte Zimmer und suchte im Schrank nach Kleidern. Trotzdem würde er heute Abend wieder auf der Bühne stehen. Er war der geborene Barde und konnte niemals Leuten widerstehen, die seine Musik hören wollten. Nur in einem war er eisern: Er gab niemals Zugaben. Er konnte es nicht ertragen, wenn zehntausend Menschen im Chor » Get Lost « skandierten.

 8 
    Es war ein ziemlich dunkler Keller. Außerdem war er kalt. Dunkel und kalt. Und feucht. Dunkel und kalt und feucht. Er roch auch nicht besonders gut. Alles in allem war der Keller das Urbild aller kindlichen, traumatischen Kellererfahrungen. Er war in genau dem Maße dunkel, dass man Ungeziefer wie Ratten, Kellerasseln oder widerliche Giftspinnen nicht erkennen, sondern nur vermuten konnte, was viel schlimmer ist, als sie zu sehen. Denn dann könnte man drauftreten oder sich kreischend in eine Ecke flüchten. Alles wird natürlich noch schlimmer, wenn man eine Binde vor den Augen hat. Der Keller war auch genau in dem Maße kalt, dass man zitterte, aber wahrscheinlich nicht erfror, wenn man sich ein bisschen in Bewegung hielt, was leider gefesselt nicht möglich ist. Es war auch gerade so feucht, dass die Kleider nur klamm wurden, solange man sich nicht auf den Boden setzte. Wenn man allerdings gefesselt auf dem Boden lag, war man binnen Kurzem durchweicht. Alles in allem wirkte der Keller wie ein aus allen grauslichen Erfahrungen sämtlicher Kinder der Welt sorgfältig zusammengesetzter Prototyp des Schreckens. Und genau das war er. Es hatte eine Menge Arbeit gekostet, einen solchen Keller in einer modernen Großstadt zu finden und ihn sorgfältig zu präparieren. Aber für den Bürgermeister war ihnen nichts zu schade gewesen.
    Oder, um genauer zu sein, für das, was sie vom Bürgermeister wollten.
    Es war den Aufwand wert.
    Es war sogar noch weit mehr wert. Aber das wusste der Bürgermeister nicht. Er lag in einer Pfütze auf dem Boden und graulte sich halb zu Tode. Sämtliche Kindheitserinnerungen kamen in ihm hoch und bohrten sich mit farbiger Scheußlichkeit in sein inneresAuge. Wenn es hier nun Ratten gab? Wenn sie ihn nur entführt hatten, um ihn dann hier liegen und verfaulen zu lassen? Er hatte keine Ahnung, was diese Irren von ihm wollten. Nachdem sie ihn aus der Burg geschleppt und vor der Lorenzkirche unendlich gedemütigt hatten – wobei kein einziger Nürnberger ihm geholfen hatte –, war er mit verbundenen Augen auf ein Pferd geworfen worden. Nach einer Dreiviertelstunde, in der ihm von dem Geschaukel furchtbar schlecht geworden war, hatten sie ihn wieder vom Pferd gezogen und in einen Kleinbus verfrachtet. Und dann waren sie endlos herumgefahren, aber offenbar immer in der Stadt. Zum Schluss hatten sie ihn aus dem Bus gezogen und er war eine Treppe hinabgeschleppt und durch einen langen Gang geschleift worden, bis sie ihn schließlich in diesen Keller gesperrt hatten. Und hier lag er nun seit Stunden, wie ihm schien. Er hatte schon ein paarmal versucht, sich an der Wand aufzurichten, aber da seine Hände auf den Rücken gebunden waren, scheuerte er sich nur die Haut ab. Immerhin war er zu sitzen gekommen. Dabei spürte er, dass ihm offensichtlich die Hose geplatzt war, denn die Pfütze, in der er saß, drang recht unmittelbar an seinen Hintern. Er versuchte, sich zu erinnern, welche Unterhose er heute

Weitere Kostenlose Bücher