Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
Vom Netzwerk:
an.«
    Gilead machte einen Versuch.
    Christoph glaubte ihm nicht.
    Gut vier Stunden später saßen sich die beiden schweigend gegenüber. Es war ein dickes Schweigen, das sich einem auf die Ohren legte. Vor allem aber war es ungläubig. Gilead saß resigniert zurückgelehnt in seinem Sessel, Christoph hatte die Arme auf den Schreibtisch gestützt, das Gesicht in den Händen, und sah Gilead durch seine Finger an.
    »Also gut. Angenommen, nur mal angenommen, dass Sie wirklich quasi unsterblich sind und hierher verbannt wurden, dass es einenPlaneten namens Siron gibt und dass der Grund Ihrer Unsterblichkeit strahlender Abfall ist, wenn ich all das jetzt einfach glaube, weil ich ein romantischer Trottel bin, der sich sein Leben lang gewünscht hat, dass ihm genau so etwas passiert, wenn ich also einfach alles über Bord schmeiße, was ich bisher über das Leben geglaubt habe, was kann ich dann für Sie tun? Ich meine, Sie sind der Unsterbliche, oder?«
    »Quasi unsterblich, und das auf einem Planeten, auf dem ich nicht einmal zehn Jahre verbringen wollte. Und seitdem die Sowjetunion zusammengebrochen ist, hat die Entwicklung der bemannten Raumfahrt noch mindestens hundert Jahre keine Chance, jemals ein anständiges Niveau zu erreichen. Ich meine, ich habe nichts gegen eine Verbannung von ein paar Jahren, wenn ich danach wieder nach Hause kann. Aber offensichtlich ist außer mir nie wieder jemand verbannt worden, und die Leute bei mir zu Hause haben mich wahrscheinlich einfach vergessen. Ich bin hier sozusagen archiviert. Und was das heißt, können Sie sich wahrscheinlich selbst in Ihrer kurzlebigen Gesellschaft vorstellen.«
    Christoph schauderte. Er dachte an die Probleme, die er gehabt hatte, als er sein Büro beim Gewerbeaufsichtsamt anmelden wollte. Unerklärlicherweise war sein Antrag im Archiv gelandet. Das Gewerbeaufsichtsamt hatte sich aus unersichtlichen Gründen geweigert, den Antrag zurückzufordern und Christoph an die Kulturreferate verwiesen. Die hatten sich für Problemlösungen nicht zuständig erklärt. Den letzten Antrag einer langen Reihe hatte er dann beim Amt für die Verwaltung der städtischen Bäder gestellt – und eine Stunde danach den Laden einfach illegal aufgemacht.
    »Ja«, sagte er, »kann ich mir vorstellen. Was Sie also benötigen«, fuhr er nachdenklich fort, »ist ein Raumschiff. Dafür brauchen Sie entweder eine Gesellschaft, die Raumfahrt betreibt, oder …«
    Gilead unterbrach ihn lachend: »Uff, endlich. Ich dachte schon, es würde nicht mehr passieren.«
    »Was?«, fragte Christoph aufgeschreckt.
    »Ein Zitat. Asterix und die Goten, Sie wissen schon, die Szene im Wald … Der letzte Mann, der mir geglaubt hat, war dieser italienische Maler, Leonardo da Vinci, und der ist über die Pläne zu einem Hubschrauber nicht hinausgekommen.«
    Christoph sah ihn lange nachdenklich an. Dann musste er grinsen.
    »Ich sollte Sie meinem Freund Bébé vorstellen«, sagte er bedächtig. »Sie haben wirklich ein Problem.«
    Und damit hatte Christoph seinen ersten Auftrag angenommen.
    Weder er noch Gilead wussten, dass ihr eigentliches Problem ganz anders aussah.
    Ausländisch.
    Um genau zu sein: spanisch.

    4   Einer der interessanteren Fälle, in denen eine Ausnahme gemacht wurde, ist der Ausspruch Napoleons in Waterloo kurz nach der Schlacht, der von keinem seiner Zeitgenossen als zitierfähig niedergeschrieben wurde: »Mon dieu! Wenn diese sch… Preußen glauben, sie könnten die Welt besser regieren als ich, dann sollen sie doch!«

 11 
    Kathrin lag zu Hause auf dem Sofa und las. Oder besser: Sie sah auf die Seiten und registrierte Buchstaben, die irgendwo im Kurzzeitgedächtnis umhergeschoben wurden, um dann einfach woanders spielen zu gehen. Sie dachte an Christoph. Und überdachte den ganzen Tag noch einmal. Der war ziemlich hysterisch gewesen. Erst die Szene auf der Burg, dann der Lachkrampf in der Redaktion und jetzt auch noch diese miesen Gedanken an Christoph. Es war so ein richtig scheußlicher Januarabend. Kalt und düster. Sie hatte sich einen Pullover übergezogen, aber sie fror immer noch. Vielleicht wurde sie krank. Sie sollte sich Tee kochen – oder ausgehen und sich richtig die Birne zuknallen. Was für ein Idiot! Sie holte sich das Telefon und wählte seine Nummer.
    »Ja, hallo«, sagte eine weibliche Stimme.
    Kathrin stutzte.
    »Ja, hier ist Kathrin. Ist Christoph da?«
    »Nee«, sagte die Frau, »und ich weiß auch nicht, wann er kommt. Soll ich ihm was

Weitere Kostenlose Bücher