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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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angemeldet?«, kam eine erstickte Stimme aus dem Nebel. Der Sekretär ging auf sie zu. Der Feuerlöscher war leer. Aber Kretschmer war fest entschlossen, den Irren kampfunfähig zu machen. Doch als sich der weiße Staub gelegt hatte, konnte er den Archivar nirgends mehr entdecken. Er war fort. Vielleicht hatte er sich in Pergamentstaub aufgelöst. Der Sekretärzuckte die Achseln und drehte sich zum Zettelkasten des Katalogs um, der in dem freien Raum vor den schwach beleuchteten Gängen des Archivs stand. Er blickte auf seinen eigenen Zettel. Da stand: Januar 1521. Er betrachtete die Etiketten auf den Karteischubladen. Ah, da war es. 1521. Er zog die Schublade auf und beugte sich gerade vor, als ihn Band I der »Prinzipien des Archivierens«, von A wie Absolute Atomare Vernichtung bis B wie Bundesrepublik, Zerstörung der , auf den Hinterkopf traf und ihn für mehrere Stunden kampfunfähig machte.
    »Wir machen Inventur«, hörte er noch, »kommen Sie nächste Woche wieder.«
    Zur gleichen Zeit stand Fernando Colon, eingehüllt in seinen üblichen orangefarbenen Overall, im Kellergeschoss des Rathauses und lauschte auf die leisen Laute aus dem Archiv. Vorsichtig zog er sich zurück, als zwei Archivare erschienen, die den bewusstlosen Sekretär auf einem Bücherkarren durch den Gang schoben und ihn dann vor der Treppe ablegten. Fernando seufzte leise. Er hatte nicht wirklich geglaubt, dass es so einfach war, aber immerhin, es wäre schön gewesen – wie ein Los, das man sich auf der Straße kauft, um Kleingeld zum Telefonieren zu kriegen, und das sich als Hauptgewinn entpuppt. Natürlich war der Hauptgewinn, auf den Fernando Colon spekulierte, um ein Wesentliches größer. Leise verschwand er aus dem Gang und ging, tief in Gedanken versunken, die Treppe hinauf. So weit wie der Sekretär war er schon vor langer Zeit gewesen. Er war sogar im Archiv und hatte es durchsucht, nächtelang. Das Problem war, dass es Jahre dauern konnte, bis er in diesem Archiv ein Dokument fand, das nicht gefunden werden sollte. Oder das vielleicht gar nicht mehr da war, sondern in Wien oder Berlin lag. Wie auch immer, jetzt musste die Öffentlichkeit von der Entführung des Bürgermeisters informiert werden. Dann würde eben alles nach Plan gehen. Draußen auf der Straße schwang er sich auf einen vorbeifahrenden Müllwagen und ließ sich zum Hauptmarkt mitnehmen. Er würde nicht mehr lange Müllmann spielen müssen.

 10 
    Die Flügel des Ventilators zerschnitten leise surrend den Rauch, der in geraden Linien an die hohe Decke stieg; sichtbar nur durch die schrägen Streifen des späten Nachmittagslichtes, das durch die halbgeschlossenen Jalousien fiel. Christoph lag in seinem Bürosessel und hatte die Beine auf den Schreibtisch gelegt – die Augen halb geschlossen, die Zigarette im Mundwinkel. Er gab sich gerade das Dashiell-Hammett-Flair. Entsprechend hatte er sein Büro eingerichtet. Es erinnerte an einen Gangsterfilm aus den dreißiger Jahren. Ein schwarzes Telefon mit Wählscheibe stand auf dem alten Schreibtisch, darauf eine Flasche Whisky – obwohl Christoph nie Whisky trank –, und ein Rollschrank beherrschte die Ecke. Darin war der Computer versteckt, der sonst den gesamten Eindruck zerstört hätte. ›Fehlt bloß noch Ingrid Bergman‹, dachte Christoph ironisch und seufzte ein bisschen. Seine Gedanken kreisten um Kathrin. Er hatte überhaupt keine Ahnung mehr, wie dieser blödsinnige Streit überhaupt angefangen hatte. Aber es war eigentlich egal. Es war sowieso klar gewesen.
    Quatsch.
    Überhaupt nichts war klar gewesen. Es hätte sehr gut gehen können. Aber irgendwie war er auch zu stur, um einfach zuzusehen, wie diese Liebe den Bach runterging. Sie waren schon viel zu lange zusammen. Und irgendwie konnte er sich überhaupt nicht vorstellen, dass es zu Ende war. Aber das war es wohl trotzdem. Er kannte sich. Er würde überhaupt nichts unternehmen, um sie umzustimmen. Trotzdem. Er liebte dieses blöde Weib immer noch. Jetzt vielleicht noch mehr, weil er sie nicht haben konnte.
    Christoph verlor sich in seiner deprimierten Stimmung. Draußen begann es allmählich, dunkel zu werden. Der Januarhimmel über derStadt leuchtete rötlich. Es war eine gründlich traurige Atmosphäre. Christoph träumte vor sich hin – irgendwelche Abenteuerfantasien, die meistens mit ziemlich viel Gewalt und fast tödlich für ihn endeten, während Kathrin bewundernd und weinend an seinem Sterbebett stand und schluchzend sagte: ›Ich habe

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