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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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dich doch immer geliebt …!‹ Ziemlich ergebnislose Träumereien; eben genau solcher Art, wie man sie pflegt, wenn gerade eine Beziehung kaputtgegangen ist.
    »Was für eine Scheiße!«, fluchte er schließlich und griff nach der Whiskyflasche. Immerhin, es war schließlich Alkohol. Er war einfach auch nicht der Typ für irgendwelche Abenteuer, für ein interessantes Leben. Er lebte in dieser Stadt, die so langweilig wie nur irgendetwas war. Klar, er hatte versucht, sein ganzes Leben romantisch einzufärben, und sein Büro wie Bogarts Detektei eingerichtet – und trotzdem blieb es bloß eine alberne Spinnerei. Er hätte auch Pappmaché nehmen können, das wäre genauso echt gewesen. Selbst wenn er sich sagte, dass er einfach in der falschen Zeit geboren worden war, dass die Zwanziger seine Zeit gewesen wären, dann war ihm letztlich doch immer klar, dass es genauso trist gewesen wäre, weil er ja immer noch er selbst war. ›Mein Gott‹, dachte er, ›was spinne ich da eigentlich zusammen, bloß wegen Kathrin? Irgendwann ist es vorbei und dann ist Frühling und alles wird gut.
    Oder auch nicht. Wenn wir das Ganze mal offen betrachten, Christoph‹, sagte er zu sich selbst, ›dann bist du schlicht ein Versager. Nicht mal eine Journalistin kannst du halten.‹ Er trank einen großen Schluck Whisky, verzog das Gesicht und musste plötzlich grinsen. ›Ach was‹, dachte er, ›vergessen wir sie einfach.‹
    In diesem Augenblick klingelte das Telefon und Christoph warf sich förmlich über den Tisch, wobei er die Flasche gerade noch auffangen konnte, das Glas aber auf den Boden fiel. Vielleicht war es Kathrin!
    »Ja?«, rief er in den Hörer und war tief enttäuscht, als er eine männliche Stimme hörte:
    »Sie lösen Probleme?«, fragte der Mann.
    »Ja, hier ist das Büro für Problemlösungen aller Art«, sagte Christoph immer noch etwas enttäuscht, aber immerhin hatte er hier seinen ersten echten Kunden am Apparat. »Worum geht es denn?«
    »Wenn Sie in einer Stunde noch im Büro sind, dann komme ich vorbei.«
    »Klar«, sagte Christoph, »und wie war Ihr Name?«
    »Gilead«, sagte der Mann, »bis später«, und legte auf.
    Christoph legte auch auf. Den meisten Menschen ist nicht bewusst, dass fast alle ihre Wünsche in Erfüllung gehen, sie beschweren sich ständig über die Schicksalsschläge, die sie treffen. Das liegt nur daran, dass 99 Prozent aller Wünsche, die beim entsprechenden Kausalzusammenhangsbüro eingehen, ungenügend spezifiziert sind.
    Christoph hatte sich in seinen deprimierten Spinnereien ein Abenteuer gewünscht, mit dem er Kathrin beeindrucken konnte.
    Das Kausalzusammenhangsbüro nimmt nachträgliche Anträge auf Spezifizierung nur sehr selten entgegen. 4
    Gilead kam zu früh – es war kaum eine halbe Stunde seit dem Telefonanruf vergangen. Christoph saß wieder in seinem Sessel und rauchte vor sich hin, als es klopfte.
    »Herein!«, sagte er und nahm die Beine vom Tisch. Gilead trat ein. Sein Aussehen hatte sich in den letzten paar Jahrhunderten nur unwesentlich verändert, aber selbst ein hohenzollerischer Nürnberger Burggraf sieht in Jeans und Sweatshirt nicht sehr beeindruckend aus. Aber die Spannung zwischen hohem Alter und der relativ jugendlichen Erscheinung Gileads strahlte etwas aus, das Christoph nicht einordnenkonnte. Normalerweise konnte er bei den meisten Menschen sehr schnell sagen, ob sie ihm sympathisch, zuwider oder schlicht egal waren. Hier konnte er das nicht. Er forderte Gilead mit einer Handbewegung zum Hinsetzen auf. Gilead nahm Platz in einem Sessel vor dem Schreibtisch und sah sich im Büro um.
    »Malteser Falke, ja?«, fragte er. »Sie sind mehr der romantische Typ, oder?«
    Christoph kam sich plötzlich unsäglich albern in seinem Büro vor.
    »Der Rechner ist im Schrank«, beeilte er sich zu sagen, »wir sind technisch auf dem neuesten Stand.«
    Gilead lächelte mitleidig, wie es Christoph schien.
    »Auf dem neuesten Stand, ja? Na ja.«
    Plötzlich grinste Gilead wild.
    »Sehen Sie, hier fängt eines der Probleme an, die ich habe. Und für seine Lösung werden Sie den Computer kaum brauchen. Da rechne ich schneller im Kopf.«
    ›Ah‹, dachte Christoph, ›ein Angeber!‹
    »Also gut«, sagte er laut, »spezifizieren Sie: Problem, Ursache und Lösungsversuche.«
    »Das Hauptproblem liegt darin«, meinte Gilead melancholisch lächelnd, »dass Sie mir mein Problem nicht glauben werden.«
    »Ah ja?«, sagte Christoph gedehnt. »Es käme auf einen Versuch

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