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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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es keuchend von hinten. »Unsterblichkeit ist keine Aufforderung, Gott zu versuchen.«
    »Ach so«, sagte Christoph, »ich kann dir das erklären. Bébé ist nämlich Atheist, aber noch nicht hundertprozentig überzeugt. Deswegen neigt er dazu, Gott zu einer definitiven Antwort herauszufordern.«
    »Im Augenblick fordert er bloß mich heraus«, stöhnte Gilead. »Warum muss immer ich Piloten über den Weg laufen!«
    Er bückte sich und kramte unter den Sitzen herum.
    »Was suchst du?«, fragte Bébé interessiert.
    »Spucktüten«, sagte Gilead dumpf.
    Bébé verlangsamte das Tempo.
    »Hier links?«, fragte er Gilead.
    »Ist das schon Würzburg?«, fragte Gilead unterkühlt. »Ja, hier links. In die Mathildenstraße.«
    »Da hab ich auch mal gewohnt«, bemerkte Bébé versonnen. »Nette Gegend.«
    »Für Sterbliche«, knirschte Gilead. »Auf Siron findet man sowas nur im Freilichtmuseum.«
    Sie bogen in die Mathildenstraße ein und hielten. Es war ein Haus aus der Jahrhundertwende, ähnlich dem, das Bébé und Christoph bewohnten. Sehr romantisch. Gilead kramte seinen Schlüssel heraus und sie gingen hinein. Er wohnte im zweiten Stock.
    »Willkommen in der Wohnung eines Außerirdischen«, sagte Gilead, nun wieder fröhlich. »Macht’s euch bequem.«
    »Hey!«, sagte Bébé, der ein bisschen herumstöberte. »Ist das eine sironische Gitarre?«
    Gilead sah aus der Küche herüber.
    »Nee«, sagte er, »das ist dafür, wenn das Klo verstopft ist.«
    »Interessant!«, murmelte Bébé und stellte das Ding zurück. Gilead kam mit Kaffee.
    »So«, sagte er, »und jetzt muss ich mal kucken, wo ich diese Dokumentenmappe habe.«
    Er begann, in der kleinen Wohnung herumzukramen, fluchte, schaute in uralte Koffer, warf eine Kaffeetasse aus Meißen (18. Jhdt.) hinunter, rüttelte an der Schublade seines Barockschreibtischs und fand die Mappe schließlich unter den alten Spiegel- Ausgaben, die auf dem Klo lagen.
    »Alte Handschriften bringen kein Geld mehr«, sagte er erklärend. »Alle wollen wissen, woher sie kommen und ob ein Echtheitszertifikat dabei ist. So, lasst mal sehen. Was haben wir denn da?«
    Er fing an zu kramen.
    »Ernennung zum Pfalzgrafen, Rechnung über die Reparatur der Burgmauer, 1. Hinrichtungsprotokoll Eppelein, 2. Hinrichtungsprotokoll Eppelein, Erstschrift der Goldenen Bulle, Patentschrift für die erste solarbetriebene Eisenbahn von Fürth nach Nürnberg, 1825, Schenkungsurkunde des spanischen Königs an Cristoforo Colon, ah ja. Da ist es.«
    Er reichte eine imposant aussehende Pergamentrolle heraus, von deren Ende zwei handtellergroße Wachssiegel und eine kleine goldene Kapsel baumelten.
    Bébé warf einen Blick hinein.
    »Das ist Lateinisch«, sagte er, »davon kann ich nicht mehr viel. Du, Christoph? Du warst viel länger auf dem Gymnasium als ich.«
    »Eben wegen Latein«, antwortete der, beugte sich dennoch darüber und begann zu übersetzen: »Gegeben am …«
    Stille.
    Dann sagte Bébé vorsichtig: »Äh, Gilead, du wusstest doch, was da drin steht, oder?«
    Gilead wand sich: »In etwa, ja.«
    »Warum hast du es Colon dann nicht zurückgegeben?«
    »Weil ich erstens in der Nacht, als er zurückkam, gerade turnusmäßig starb und weil ich zweitens keine Ahnung hatte, dass er offensichtlich auch unsterblich ist. Das habe ich gerade erst erfahren. Und drittens habe ich schließlich seine Bücher bezahlt, um das hier zu kriegen. Ich dachte, er wollte es nicht mehr.«
    »Na ja«, wandte Christoph ein, »zwischen 1521 und heute liegen etliche Jahre, in denen du annehmen konntest, dass er noch lebt. Warum hast du es ihm nicht zugeschickt?«
    »Hört mal, Leute«, sagte Gilead, »ich hab’s einfach vergessen. Ich war auf dem Weg nach Preußen, völlig bepackt und wirklich nicht in der Lage, an einen jungen Spanier zu denken, der sein Erbteil für ein paar Bücher verkauft. Außerdem war zu der Zeit gar nicht klar, dass Amerika so reich war.«
    »Es war den anderen nicht klar«, sagte Christoph maliziös. »Du kamst ja gerade erst von da. Du wusstest ziemlich genau, was dieses Ding hier wert ist.«
    »Na ja«, sagte Gilead und wurde knallrot, »ich dachte eben, ich könnte es irgendwann mal brauchen.«
    Christoph lächelte.
    »Ich hatte schon gewisse Zweifel daran, dass du nur von Siron verbannt wurdest, weil du Künstler bist.«
    »Oh«, warf Bébé ein, »das kann ich mir aber sehr gut vorstellen.«
    »Danke, Bébé«, sagte Christoph. »Ich sag’s schon, wenn ich Unterstützung brauche.«
    Bébé

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