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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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auf der Suche nach seinem Selbstbewusstsein, das wie ein weißes Karnickel von Granattrichter zu Granattrichter hüpfte und darauf hoffte, dass niemand auf die Idee käme, taktische Nuklearwaffen einzusetzen.
    »Äääääh, nicht direkt«, sagte Fernando.
    Kathrin lächelte ihn an.
    »Sie erinnern mich an jemanden«, sagte sie weich, »vielleicht sollten Sie ihn mal kennenlernen. Er kann auch so hübsch rot werden wie Sie.«
    Waffenstillstand. Die Rote Armee spielte Poker mit den Franzosen und die NATO-Truppen fraternisierten mit dem Kaninchen.
    »Aber Sie«, setzte Kathrin hinzu, »sehen dabei hübscher aus als er.«
    Soldaten? Wo? Auf dieser blumigen Himmelswiese? Woher denn!
    »Es ist nur«, sagte Fernando zögernd, »dass es ein bisschen her ist, seit ich mich … na ja … ich glaube, ich habe vergessen, wie man … äh.«
    Er lief rot an.
    »Das kriegen wir schon!«, sagte Kathrin überzeugt und beugte sich zu ihm vor. Und Fernando beugte sich zu ihr vor.
    »Ich glaube, ich mag dich«, flüsterte Kathrin und küsste Fernando.
    Das Telefon klingelte.
    »Du bist das«, sagte Kathrin leicht ungehalten, »eben habe ich von dir gesprochen.«
    »Hast du Besuch?«, fragte Christoph.
    »Ja. Von einem alten Freund«, sagte Kathrin und log nicht einmal dabei.
    »Hör mal«, sagte Christoph, »du warst doch bei dieser Entführung dabei und im Polizeipräsidium warst du auch. Hat sich der Entführer schon gemeldet?«
    »Der Ver-, Quatsch, der Entführer?«
    Kathrin schnappte nach Luft. Fernando hatte nämlich im Umgang mit Frauen gar nichts vergessen.
    »Äh, ja.«
    »Er will ein Dokument, ja?«
    »Woher weißt du das?«, schrie Kathrin in den Hörer und sprang auf. Fernandos Kopf knallte gegen die Rückenlehne des Sofas, als sie ihren Arm wegzog.
    »Weil …«, Christoph zögerte, »weil ich hier jemanden habe, der ihn kennt.«
    Kathrin überlegte kurz.
    »Wir müssen uns treffen!«, sagte sie dann.
    »Gut!«, sagte Christoph. »Wo?«
    »Bei euch.«
    »Ich bin nicht zu Hause, sondern bei dem Freund«, sagte Christoph und gab ihr die Adresse.
    »Gut«, sagte Kathrin, »wir kommen.«
    »Wer ist wir?«, wollte Christoph wissen, aber Kathrin hatte schon aufgelegt.
    »Und?«, fragten Gilead und Bébé gleichzeitig.
    »Sie kommen hierher.«
    »Sie?«
    Ja. Sie. Ein Kleinbus voller bis an die Zähne bewaffneter Spanier, von denen einige trotz Estebans jahrelangem erbitterten Widerstand gegen jede Modernisierung auch 7.65er Pistolen und Uzis mit sich führten. Außerdem eine Journalistin und Don Fernando Colon. Alles in allem ein rollendes Altersheim. Sechstausend Jahre Minimum. Aber sehr schlagkräftig.
    Christoph, Bébé und Gilead lagen auf dem Teppich vor Gileads Fernseher und verfolgten die Nachrichten. Der lokale Sender, bekannt für Geschmacklosigkeiten aller Art, hatte ein Team zu dem Haus geschickt, in dem der Bürgermeister gefangen gehalten worden war. Die hatten – anders als die Polizisten – im Keller nachgesehen. Und die Unterhose mit den Herzchen gefunden. Ein Standbild von mehr als einer halben Minute Länge, bei dem auch noch der Ton ausgefallen war, halbierte die zu erwartende Stimmenanzahl der CSU bei den Wahlen in zwei Wochen. Christoph grinste. Dann wurden Kathrins Bilder gezeigt. Der Ton kam wieder, aber der Kommentar war eigentlich überflüssig. Gilead grinste still vor sich hin.
    »Nicht schlecht, Don Fernando«, meinte er. »Hat sich entwickelt, der Knabe.«
    Es sei noch immer nicht bekannt, sagte der Nachrichtensprecher, wohin sich die Entführer zurückgezogen hätten. Seit dem späten Nachmittag sei der Telefonkontakt abgebrochen. Man zeigte ein Bild von Polizeichef Köberlein, der im Hof des Präsidiums zwischen den Teilen eines völlig zerlegten Autos stand und ein Croissant aß. Als er die Kamera bemerkte, kam er drohend auf sie zu – und plötzlich zeigte sie in den kalten Januarhimmel.
    »Jammerschade«, bemerkte Bébé, »der Mann ist so fotogen.«
    Die RAF, so sagte der Nachrichtensprecher, hätte einen offenen Brief an alle großen Zeitungen herausgegeben, dass sie, wenn sie schon einen Bürgermeister entführten, dies bestimmt nicht in Kostümen einer feudalen, frühkapitalistischen Gesellschaft getan hätten.
    Die Antiimperialistischen Zellen hatten gleich zwei Bekennerschreiben aufgegeben. In dem einen behaupteten sie, dass sie den Bürgermeister in ihrer Gewalt hätten, in dem anderen wiesen sie jeden Verdacht von sich. Ein dritter Brief sei gerade aufgetaucht, in dem die

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