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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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Spaniern die Treppen heruntergekommen war. »Wahrscheinlich hat der Bürgermeister uns schon längst die Bullen auf den Hals gehetzt.«
    »Ich bin ein sehr guter Toreador!«, sagte Carlos, der als letzter kam. »Um welche Bullen geht’s?«
    Don Fernando erklärte es ihm. Esteban schloss inzwischen den Kleinbus auf.
    »Bist du wahnsinnig?«, fragte Kathrin zornig. »Wir können doch nicht mit dem Bus fahren!«
    »Sie hat recht«, sagte Gilead. »Fahr ihn zurück in die Einfahrt, ja?«
    Die ganze Gruppe stand mitten in der Nacht in der Januarkälte auf der Mathildenstraße herum und wirkte etwas abgehoben. Das war nur zum Teil dem Wein zuzuschreiben, den sie in Gileads Wohnung genossen hatten. Sie machten nicht den Eindruck, als seien sie in großer Eile. Sie wirkten auch nicht so, als ob sie annehmen würden, dass gerade drei Viertel aller verfügbaren Einsatzwagen der Polizei nach Fürth unterwegs waren. Sie standen herum und unterhielten sich mit einer Seelenruhe, die Christoph eine fast neidische Bewunderungabverlangte. Sicher, sie waren Langlebige, aber dennoch musste ihnen die Situation doch auch bizarr erscheinen: Ein Teil dieser Männer hatte vor kurzer Zeit den Bürgermeister entführt; Don Fernando war in den Besitz eines Dokuments gekommen, das er fünfhundert Jahre lang gesucht hatte; Gilead hatte feststellen müssen, dass es außer ihm und dem Piloten noch ein gutes Dutzend anderer Langlebiger auf der Erde gab. Aber so wie es aussah, war er der Einzige, dem die Situation absurd vorkam. Und er hatte sich immer für weltoffen gehalten! Er hatte ja keine Ahnung gehabt, was das bedeuten konnte. Außerdem fror er.
    »Könnten wir vielleicht irgendwo hingehen, wo wir nicht in den nächsten zehn Minuten verhaftet werden?«, fragte er höflich.
    »Klar«, sagte Fernando, »gleich!«, und wandte sich wieder Kathrin zu, mit der er gerade gesprochen hatte.
    Christoph seufzte. Auch das noch! Kathrin stieg auf Don Fernando ein. Toll. Das konnte er ihr natürlich nicht bieten: Forever young und reich ohne Ende.
    »Also, ich gehe jetzt«, sagte er. »Kommt ihr mit? Gilead? Bébé?«
    »Yessir«, sagte Bébé, und damit kam allmählich Bewegung in die ganze Gruppe. »Und wohin?«
    »Nicht ins Café Eiland !«, sagten Don Fernando, elf Spanier und Gilead gleichzeitig.
    Carlos war beleidigt: »Und warum nicht, bitte schön?«
    »Weil Langlebigkeit etwas Relatives ist, deshalb!«, sagte Fernando fest. »Wir gehen ins Blue Ape !«
    Als sie durch den stillen Wiesengrund wanderten, ergab es sich, dass Fernando und Kathrin ein Stück zurückblieben und Fernando, auf dass Kathrin nicht stolpere, sie unterfasste. Christoph sah es mit Erbitterung und nahm sich vor, Gileads Anteil an Fernandos künftigem Reichtum zu verdoppeln.
    Im Blue Ape fielen sie kaum auf, als sie eintraten. Ein großer Tisch am hinteren Ende des Raumes war frei, und sie bestellten diverseAlkoholika und fuhren mit der Feier dort fort, wo sie durch den unseligen Hausmeister gestört worden waren.
    »Also, was ist jetzt?«, fragte Christoph nach einiger Zeit mit schwerer Zunge. »Rufen wir den Anwalt jetzt an?«
    Fernando zog seine Taschenuhr aus der Weste.
    »Wie spät ist es denn jetzt in der Neuen Welt?«, fragte er.
    »Früh, würde ich sagen«, meinte Bébé.
    »Wer ruft an?«
    »Ich!«, sagte Fernando. »Ist doch schließlich mein Dokument, oder?«
    »Klar«, sagte Kathrin, »du rufst an und sagst: ›Tag, hier ist Fernando Colon, Christophs Sohn, Sie wissen schon, der euer blödes Amerika entdeckt hat. Ich feiere gerade meinen 500. und hätte jetzt gern mein Geschenk.‹ Nee, mein Lieber, Christoph ruft an. War seine Idee, oder?«
    »Also gut«, sagte Christoph, erhob sich und fragte die Chefin, ob er kurz telefonieren könne.
    »Klar«, sagte die und schickte ihn mit dem Telefon in die Küche. Christoph hatte – bedingt durch Schlafmangel und zu viel Alkohol – mittlerweile jeden Sinn für Realität verloren und rief die Auslandsauskunft an, während er mit der freien Hand gedankenverloren im Kartoffelsalat wühlte.
    » Gierschlund & Raffke «, murmelte er und malte die Nummer mit Ketchup an den Kühlschrank, »vielen Dank.«
    Er legte kurz auf, hob wieder ab und wählte. Eine angenehme Frauenstimme meldete sich und fragte nach seinen Wünschen. Christoph erklärte, dass er den Boss sprechen wolle. »Welchen?«, fragte die Frauenstimme. Christoph antwortete, es sei ihm egal, wenn sie alle gleich gut seien. Das verstünde sich von selbst, sagte die Frau

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