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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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Badewanne einen Augenblick lang zu verlassen und mit mir zu sprechen?«
    Stinky Miller stand unruhig auf einem Bein, weil er gerade in die Seife getreten war und nun versuchte, die Sohle seines Wildlederschuhs von deren Resten zu befreien.
    Leif lag in der Badewanne. Ganz. Die Langlebigkeit, verliehen durch ein sironisches Raumschiff, ermöglichte es ihm, stundenlang unter Wasser zu bleiben, wenn er Lust dazu hatte. Und im Augenblick hatte er Lust. Denn im Fernsehen wurde gerade die Verleihung der Platin-Schallplatte an die berühmte Rock’n’Roll-Band Get Lost live übertragen.
    »Hau ab!«, blubberte er und versuchte, Stinky Miller zu überhören. Aber der klopfte mit einem seiner vielen Ringe gegen den Marmor des Badewannenrandes. Ein schwer zu ertragendes Geräusch.
    »Leif, komm raus«, sang Stinky Miller schrecklich falsch, »komm raus, großer Leif, allmächtiger König des Rock’n’Roll.«
    Leif schoss unvermutet hoch und versuchte, Stinky Miller beim Kragen zu fassen, um ihn zu ertränken. Aber Stinky Miller, obwohl noch immer von einer seifigen Sohle behindert, sprang zurück und rutschte erst in sicherer Entfernung auf dem Marmorfußboden aus. Dafür aber gründlich. Er knallte mit dem Kopf gegen das Waschbecken, setzte sich grinsend, schloss dann die Augen und kippte sacht vornüber. Leif sprang aus dem Bad und versuchte, Stinky zu wecken. Aber der war weit weg; vermutlich in irgendeiner Gegend, wo Rock’n’Roll-Stars Anzüge und Krawatten trugen und sich vor einem Auftritt nicht derartig mit Drogen zuschütteten, dass man einen kräftigen Bühnenarbeiterbrauchte, der ständig hinter ihnen stand und ihre Beine und Arme im richtigen Moment hochhob. Er war dort, wo alle Stars Anzüge und Krawatten trugen und ihren Manager in allem unterstützten, was er mit ihnen vorhaben mochte, und auch noch Danke sagten, wo sie alle Anzüge trugen, deren Taschen nicht mit Slips, Crack, gepanschtem Schnaps und dem Briefwechsel mit einem Konkurrenzagenten vollgestopft waren; dort, wo ein Musiker eine Gitarre von einem Bass unterscheiden konnte.
    Leif holte ein Glas frisches Wasser und wollte Stinky eben damit wecken, als ihm ein Gedanke kam, worauf er plötzlich wild vor sich hin grinste. Warum eigentlich nicht? Er stellte das Glas Wasser zurück, zog sich rasch an und schrieb dann mit Lippenstift 7 eine Notiz auf den Spiegel.
    Als Stinky Miller einige Zeit später mit dröhnendem Schädel erwachte, fiel der Blick seiner schmerzenden Augen auf den Spiegel.
    ›Nicht das, dachte er, bitte nicht das.‹
    Bin in Europa , stand auf dem Spiegel, warte nicht mit dem Abendessen auf mich .
    Und Stinky Miller hatte für nächste Woche ein Konzert im Weißen Haus klargemacht – vor dem Präsidenten, den Abgeordneten und ungefähr 200 Millionen Fernsehzuschauern auf der ganzen Welt. Der Verkauf der Fernsehrechte allein sollten ihm genug einbringen, umsich danach auf seinen Altersruhesitz zurückzuziehen. Er hatte daran gedacht, Kalifornien zu kaufen. Allerdings gab es da die kleine Klausel in all den Verträgen mit den größten Fernsehsendern der Welt, die etwas von Vertragsbruch und Konventionalstrafen murmelten, gegen die ein mittelalterlicher Schuldturm plus Folterkeller ein angenehmer Aufenthalt an der Riviera war.
    Als er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, sprang Stinky Miller auf, rutschte wieder auf der Seife aus und schlief noch einmal selig eine halbe Stunde.
    Danach telefonierte er mit einem seiner Freunde im Weißen Haus und ließ alle Flughäfen an der Ostküste sperren.
    Leif sah in den Himmel. Über ihm kreisten eine ganze Menge Flugzeuge in riesigen Warteschleifen über dem Flughafen von Boston. Sie sahen irgendwie wütend aus, dachte er, während er die Segel hochzog. Dann zuckte er mit den Achseln und sein Boot – ein Katamaran, 38 Knoten schnell – nahm Fahrt auf.

    7   Fragen Sie nicht mich! Ich habe auch keine Ahnung, wo Leif den Lippenstift herhatte. Es ist anzunehmen, dass auch Langlebige zuweilen ein menschliches Bedürfnis verspüren, wenngleich die Groupie-Szene nach Leifs Ansicht seit dem 18. Jahrhundert stark nachgelassen hatte und er – nach den Maßstäben für Rock-’n’-Roll-Musiker – ein fast klösterliches Leben führte.
    Jedoch nicht so klösterlich wie Michael Jackson, den Leif mit bissigem Spott die Kinderüberraschung zu nennen pflegte.
    Klösterlich ist außerdem – wie alle Langlebigen bestätigen können – ein sehr relativer Begriff und wird von ihnen bei Rendezvous nur

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