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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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und verband ihn. Eine unendlich lange Zeit verging, in der Christoph einem elektronischen Fragment von Dvoráks Aus der Neuen Welt lauschte und Kartoffelsalat aß. Ab und zu sah die Wirtin vorbei und lächelte Christoph an, der geistesabwesend immer wieder Wodka nachbestellte. Endlich meldete sich jemand.
    »Gierschlund & Raffke , Sie sprechen mit dem besten Anwalt der Welt. Und dem teuersten.«
    »Tag«, sagte Christoph, »Sie haben gerade den reichsten Klienten der Welt am Apparat.«
    » Get Lost ?«, fragte die Stimme verunsichert.
    »Was?«, fragte Christoph, ebenfalls aus dem Konzept gebracht. »Nee, es geht darum, die Vereinigten Staaten von Amerika zu verklagen.«
    »Weswegen?«, fragte der Anwalt interessiert zurück.
    »Auf Herausgabe von zehn Prozent ihrer Nettoausfuhr seit 1506.«
    Pause. Schweigen.
    Christoph stellte plötzlich fest, dass er Kartoffelsalat gar nicht mochte, und nahm angewidert die Hand aus der Schüssel.
    »Hallo?«, fragte er unsicher in den Hörer. »Sind Sie noch da?«
    »Ich rechne«, sagte der Anwalt, und nach einer kurzen Pause: »Ich nehme nicht an, dass Sie im Voraus bezahlen.«
    Christoph lachte hohl.
    »Wer ist der Klient?«, fragte der Anwalt.
    »Sie kennen ihn«, meinte Christoph, »er hat einen ziemlich berühmten Vater. Und um genau dessen Erbe geht es. Die Amerikaner geben es nicht heraus. Oder die Spanier, ich blicke da noch nicht ganz durch. Sie sind doch Spezialist in internationalem Recht, oder?«
    »Ich bin Spezialist in jedem Recht«, sagte der Anwalt schlicht. »Vielleicht sollten wir das näher besprechen. Kommen Sie hierher oder komme ich zu Ihnen?«
    Christoph grinste. Der Mann hatte angebissen.
    »Vielleicht kommen Sie besser hierher nach Nürnberg.«
    Wieder eine Pause. Dann sagte der andere: »Sie holen mich morgen um 14 Uhr am Flughafen ab. Ich warne Sie, das kostet extra. Und gnade Ihnen Gott, wenn das kein Fall für mich ist.«
    »Wenn das kein Fall für Sie ist«, sagte Christoph gedehnt, »werden wir alle hier für lange Zeit ins Gefängnis gehen. Woran erkenne ich Sie übrigens?«
    »Ich bin rothaarig«, sagte der andere kurz und legte auf.
    Christoph hatte während des Gesprächs ein bisschen viel Wodka getrunken und verstaute das Telefon nunmehr säuberlich im Kartoffelsalat. Dann ging er wieder zu seinen Freunden und berichtete ihnen die Neuigkeiten. Vom Rest des Abends bekam er nicht mehr viel mit, außer dass er, Esteban und Bébé Kicker gegen die Wirtin spielten und ständig neue Runden bezahlen mussten. Und dann wurde es dunkel in seinem Geist, denn es war ein langer und selbst für einen Physiker an Absonderlichkeiten reicher Tag gewesen.
    »Woher kam dieser Anruf, Jenny?«, fragte Erik in die Gegensprechanlage.
    »Augenblick, Chef«, sagte seine Sekretärin, »ich kriege es eben rein. Ah ja, eine Kneipe in Deutschland, Fürth. Das ist bei Nürnberg. Das Blue Ape. «
    »Das Blue Ape «, sagte Erik versonnen, »da war ich mal kurz nach dem Krieg. Nette Kneipe. Bisschen abgefahren. Also gut, Jenny, buchen Sie mir einen Flug nach Nürnberg, Ankunft gegen 14 Uhr.«
    »Für wann?«, fragte sie zurück.
    »Für jetzt!«, sagte Erik. »Und ich reise allein.«
    Er hatte das Gefühl, als käme da eine wirklich interessante Sache auf ihn zu.
    Es war eigentlich kein Gebrüll. Wahrscheinlich würde sich ein stimmbegabter Atomreaktor so äußern, wenn seine Brennstäbe beim Herausfahren klemmen – wortgewordener Ausdruck äußerster Wut.
    »Ich bringe ihn um! Ich bringe ihn eigenhändig um! Ich spieße seinen Kopf auf ein Bajonett und lasse ihn auf dem Hauptmarkt verfaulen. Jahrelang! Ich mache die Lochgefängnisse wieder auf! Dieser gottverfluchte Spanier! Der wird sich noch wundern. Den kriege ich!«
    Köberlein war versucht, sich die Ohren zuzuhalten, traute sich aber nicht. Der Bürgermeister raste. Was Bébé nicht für nötig befundenhatte, seinen Kameraden gegenüber zu erwähnen, war, dass er den Bürgermeister nur mit seiner Unterwäsche bekleidet aus dem Auto gesetzt hatte, denn er konnte Autodiebe nicht leiden, selbst wenn sie sich selbst gefesselt hatten und vorgaben, der Bürgermeister zu sein.
    Die Unterwäsche, die Fernando dem Bürgermeister beschafft hatte, stellte gegen sein früheres Outfit keine wesentliche Verbesserung dar. Um genau zu sein, handelte es sich dabei um Damenwäsche der Größe 48.
    Oder, um ins Detail zu gehen, um Damenreizwäsche der Größe 48 in der Farbe Schwarz, von reizvollen Mustern durchbrochen. Mit dem Stoff

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