Don Fernando erbt Amerika
anzulocken: »Waliwaliwali, komm! Komm, Waliwaliwali!«
Quetzal drehte gepeinigt den Kopf zum Bug, weg von den Irren. Er sah, nicht weit entfernt von der Spitze der Yacht, ein großes, graues Ding, das seinen gesamten Horizont ausfüllte, sehr schnell näherkommen.
»Ein Wal!«, schrie er auf in der Angst, nun auch irre geworden zu sein.
»Den Kaviar, Titlichtlo, hol schnell den Kaviar!«, schrie Leif und rannte nach vorn ans Steuer. Dort trat er versehentlich in den empfindlichen Autopiloten, der eben ein kompliziertes Ausweichmanöver eingeleitet hatte, und übernahm selbst das Rad. Titlichtlos Kopf verschwand in der Kombüse. Das Grau war inzwischen ganz da. Genauer gesagt, war es fast schon durch sie durch. Man hörte ein schreckliches Knirschen und das Kreischen von gemartertem Holz, als die Yacht Emma an der Bordwand des US-Marinekreuzers USS Kill zersplitterte. Hutzis Kopf tauchte plötzlich aus dem Priel auf und er schrie hocherfreut, wenn auch schwer alkoholisiert:
»Ich hab ein g’oßes Leck entdeckt, ich hab ein g’oßes Leck entdeckt!«
Quetzal bedeckte die Augen, und es kam ihm zum ersten Mal der Gedanke, dass Kurzlebigkeit durchaus seine Vorteile hatte. Die Yacht sank schnell. Und dann holten die Marines, die auf dem Weg nach Deutschland waren, sie aus dem Wasser.
»Tag«, sagte Leif fröhlich, als er über die Bordwand gehievt wurde. »Haben Sie Wale an Bord?«
Den Rest der Fahrt verbrachten sie in einem gut abgeschlossenen Raum auf der Krankenstation.
10 Interessanterweise treten die schwersten Traumata bei den Menschen auf, die Machtpositionen innehaben. Eine Folge dieses Phänomens ist die bedauerliche Tatsache, dass Deutschland im Großen und Ganzen von einer Horde schwer drogensüchtiger Krawattenträger regiert wird. Andererseits spricht es für Deutschland, dass es trotzdem eines der wirtschaftlich stärksten Länder auf Terra ist. Man muss das aber vielleicht der Tatsache zurechnen, dass »Beschaffungskriminalität« auf der Ebene drogenabhängiger Politiker im allgemeinen »Diätenerhöhung« oder »Steuergesetzgebung« heißt. Dass sich für den jeweiligen Bundeshaushalt stets eine Mehrheit findet, dürfte daran liegen, dass bei den Abstimmungen drei Viertel der Abgeordneten völlig stoned in ihren Sitzen hängen.
11 Ein netter Nebeneffekt der Phase I war, dass niemand Humphrey Bogart und Cary Grant als Geheimdienstleute erkannte, obwohl sie und einige andere nahezu zwanzig Jahre lang für verschiedene Organisationen sehr erfolgreich tätig waren.
27
Erik saß in seinem gut versteckten Landhaus in Maine in einem bequemen Sessel, hielt seine Akten und ein Glas Aquavit auf dem Schoß, starrte gedankenvoll in den Kamin, über dem einige prachtvolle Robbenfelle hingen, und machte sich Sorgen. Nicht wegen John Irving, der hier irgendwo in der Gegend herumwanderte und über einem neuen Buch brütete – obwohl Erik Irvings Bücher hasste. Aber Erik machte sich richtige Sorgen wegen seiner Klienten. Zwar hatte er ihnen eingeschärft, ihn frühestens nach fünf Tagen anzurufen, aber mittlerweile war ihm eine Vorladung des High Court für den kommenden Dienstag ins Büro geflattert. Man hatte seinen Fall, was ihn nicht wunderte, zur Chefsache erklärt und zum frühestmöglichen Termin anberaumt, um ihm möglichst wenig Zeit für Recherchen und Zeugenbeschaffung zu geben. Und vor Montag würden seine Freunde in Deutschland ihn nicht anrufen. Er konnte nur hoffen, dass sie so vorsichtig wie er waren und sich schnellstmöglich aus der Stadt begeben hatten. Er hoffte, dass sie im Ausland waren, oder wenn schon in Deutschland, dann irgendwo in Schleswig-Holstein oder in Hessen, aber wenigstens nicht in Reichweite der bayerischen Polizei. Denn er hatte mittlerweile über seine Spitzel erfahren, dass von dort ein Amtshilfeersuchen an FBI, CIA und Armee eingegangen war, dem man offensichtlich auch prompt Folge geleistet hatte. Und nun machte er sich ernsthaft Sorgen. Er kippte den Aquavit. ›Was soll’s‹, dachte er, ›im Augenblick kann ich sowieso nichts machen.‹ Er stand auf, nahm die sorgfältig gepflegte Harpune von der Wand und ging nach draußen, um sich ein wenig mit den Robben zu zerstreuen.
Bébé, Christoph und Gilead machten sich auch Sorgen.
»Glaubst du wirklich, dass dieser Käse noch frisch ist?«, fragte Bébé seinen Freund zweifelnd und hielt ihm ein nicht sehr appetitlich aussehendes Ding unter die Nase. »Damit kannst du vielleicht noch Gilead füttern,
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