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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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Offroad-Rennen, wobei allerdings auch bei den berühmtesten Rennen dieser Art keine Behinderungen durch neugierige Hausmeistergattinnen erlaubt sind, die mit Besen nach dem ohnehin gehetzten Läufer werfen oder mit der Polizei drohen.
    »O nein!«, japste Gilead, als er auf einem Bretterstapel balancierte und die Mauerkrone des nächsten Hinterhofs zu erreichen suchte.
    »So hab ich mir das nicht vorgestellt. Nein, nein! So nicht. Ich will bloß zurück auf meinen Planeten. Ich hab mit diesem hier gar nichts zu tun. Er geht mich überhaupt nichts an. Ich will bloß heim.«
    Hundert Meter weiter weg klang der Lärm einer wilden Schießerei herüber. Sirenenklänge erfüllten die kalte Januarluft, und wilde Schreie, wie: »Hier sind sie lang!« und: »Schneidet ihnen den Weg ab!« sowie: »Tötet sie einfach. Gar nicht erst mit ihnen reden!«, machten den dreien keinen Mut.
    »Ja ja«, stieß Bébé, nach Atem ringend hervor, »wegen dir sind wir doch in diese Scheiße erst reingerutscht. Ich wollte Rockstar werden. Ich hätte vorgestern in aller Ruhe mein Konzert geben sollen. Spanier! Hoffentlich schießen diese Verbrecher nicht auf meine Gitarren!«
    Er konnte sich nicht mehr festhalten und fiel von der Mauer in die Biomülltonne auf der anderen Seite, die offenstand, sodass er einigermaßen weich fiel.
    »Wo steht das Auto?«, fragte Christoph, während sie Bébé herauszogen.
    »Sag ich dir, wenn ich weiß, wo wir hier eigentlich sind«, sagte Bébé und klopfte sich ab. Glücklicherweise war der Müll halb gefroren gewesen. Sie gingen vom Hinterhof in den Hausgang, öffneten vorsichtig die Haustür und spähten die Straße hinauf und hinunter. Sie waren zwei Ecken von ihrem Haus entfernt in einer stillen Seitenstraße, in der Bébé das Auto zu parken pflegte, wenn die Einfahrt nicht frei war. Er grinste breit: »Okay, Jungs, da vorne steht es. Nichts wie ab!«
    Er zog den Schlüssel aus der Tasche und rannte los, die beiden anderen gebückt hinter ihm her. Sie erreichten das Auto, ohne erschossen zu werden, stiegen hastig ein und Bébé startete.
    »Wohin?«, fragte er und trat so nervös auf das Gaspedal, dass der Motor aufheulte.
    »Keine Ahnung!«, sagte Gilead von hinten. »Nur weg von hier. Versuche, aus der Stadt rauszukommen.«
    »Klar!«, antwortete Bébé sarkastisch. »In fünf Minuten aus der Altstadt. Du bist echt nicht von dieser Welt.«
    Aber er fuhr los und bog vorsichtig um die Ecke. Da die Straße eine der vielen Sackgassen in der Altstadt war, blieb ihm nichts anderes übrig, als durch die Straße zu fahren, in der sie wohnten. Er hoffte nur, dass sie nicht gesperrt war, denn sonst tappten sie in die Falle.
    Natürlich war sie gesperrt.
    Die drei saßen in Bébés Wagen, der nun mit laufendem Motor an der Ecke stand, und hatten entsetzliche Angst. Dreihundert Meter vor ihnen versperrten zwei schräg stehende Polizeiwagen die Straße. Über der Straße hing ein Polizeihubschrauber in der Luft und gab den Fallschirmjägern Feuerschutz, die immer noch die Wohnung stürmten.»Also gut«, sagte Christoph und holte tief Luft, »jetzt zeig mal, was du kannst, Bébé. Fahr durch.«
    »Nee!«, sagte Bébé aus tiefster Überzeugung. »Wenn ich da durchfahre, sind wir tot. Wir ergeben uns.«
    Schweigen. Es war, als stünde die Zeit still. ›Scheiße!‹, dachte Christoph aus ganzem Herzen. ›Es hat doch gerade erst angefangen. O Scheiße, wie kommen wir da bloß je wieder raus?‹
    Er konnte sehen, wie die Fallschirmjäger mittlerweile ihren Hausrat aus den Fenstern warfen. Er schwankte. Sollten sie aufgeben? Er fasste einen schnellen Entschluss.
    »He, Bébé«, sagte er mit erzwungener Lässigkeit, »siehst du das? Die Säcke schmeißen deine Schallplatten aus dem Fenster.«
    Man hat nur selten das Vergnügen, beobachten zu können, wie sich klare grüne Augen vor Wut zu einem feurigen Rot verdunkeln, wie sich Finger in erbarmungslosem Zorn so stark um ein Lenkrad krampfen, dass es knirscht, und wie ein Fuß derart hart auf ein Gaspedal gepresst wird, dass es sich dort untrennbar mit dem Bodenblech verbindet. Ein unmenschlicher Wutschrei stieg aus einem orangefarbenen Golf, dessen Motor gequält aufschrie, bevor die Kupplung fasste und er einen gewaltigen Satz nach vorne machte, angetrieben nicht allein von profanem Diesel, sondern von dem Feuer echten, tiefen Rachedursts.
    »Bob Dyyyyyyyllllaaaaaaaaaaaan!«, schrie Bébé und raste los. Gilead und Christoph schlossen die Augen, als sie immer

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